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Die Gedichte

Die Gedichte

Titel: Die Gedichte
Autoren: Rainer Maria Rilke
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da als nicht bequem erweist,
sei’s ein Begegnen doch mit dieses Geistes Geist.
Aus dem verschlossnen Buch mag soviel übergehn
als wir uns Gegenwart von ferne zugestehn.
Ich sage Gegenwart und meine Gegenwert.
Das Unaussprechliche, das uns von fern vermehrt,
von fern vermindert auch, und fast von ferne bricht:
unwirklicher Besitz und wirklicher Verzicht.

    FÜR FRÄULEIN ALICE BÜRER

    Wie waren Sie im Recht, dem Wunsche nachzugeben,
von meiner eignen Hand beschenkt zu sein!
Vielzuviel Zögern unterbricht das Leben:
singt einer auf, so stimmt der Andre ein.

    Was wir versäumen, das bleibt an uns hangen;
die Zeit wird schwer von dem, was man verschweigt.
Vielleicht, bevor Sie wünschten, zu empfangen,
war ich zum Geben schon geneigt.

    und alles Nie-gehörende sei Dein!

Komm du, du letzter, den ich anerkenne,
heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:
wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brenne
in dir; das Holz hat lange widerstrebt,
der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,
nun aber nähr’ ich dich und brenn in dir.
Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmen
ein Grimm der Hölle nicht von hier.
Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stieg
ich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,
so sicher nirgend Künftiges zu kaufen
um dieses Herz, darin der Vorrat schwieg.
Bin ich es noch, der da unkenntlich brennt?
Erinnerungen reiß ich nicht herein.
O Leben, Leben: Draußensein.
Und ich in Lohe. Niemand der mich kennt.

    [Verzicht. Das ist nicht so wie Krankheit war
einst in der Kindheit. Aufschub. Vorwand um
größer zu werden. Alles rief und raunte.
Misch nicht in dieses was dich früh erstaunte]

ZEITTAFEL
(Unter besonderer Berücksichtigung des lyrischen Werkes)
    1875 4. 12. René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke als Sohndes Eisenbahninspektors Josef und seiner Frau Sophie (Phia) Rilke (geb. Entz) in Prag geboren.
    1882 Eintritt in die Deutsche Volksschule, Prag.
    1884 24. 5. Für Eueren Trauungs-Tag , Rilkes erstes Gedicht, verfaßt zum elterlichen Hochzeitstag. Wenig später Trennung der Eltern; Rilke wird von seiner Mutter erzogen.
    1886 1. 9. Eintritt in die Militärunterrealschule St. Pölten.
    1890 1. 9. Wechsel zur Militäroberrealschule in Mährisch-Weißkirchen; ab 6. 12. wegen Krankheit beurlaubt.
    1891 3. 6. Militärschule ohne Abschluß verlassen, Rückkehr nach Prag. 10. 9. Die Schleppe , Rilkes erstes selbst veröffentlichtes Gedicht, erscheint in der Zeitschrift ›Das Interessante Blatt‹. Mitte September beginnt Rilke einen auf drei Jahre angelegten Kursus an der Handelsakademie Linz; es entstehen die ersten Gedichte für Leben und Lieder .
    1892 Mitte Mai verläßt Rilke die Handelsakademie. Den Sommer verbringt er in Schönfeld in Nordböhmen, ab Herbst bereitet er sich in Prag mit Privatunterricht auf das Abitur vor.
    1893 Freundschaft mit Valerie (Vally) von David-Rhonfeld (bis Herbst 1895).
    1894 November: Veröffentlichung der ersten Gedichtsammlung Leben und Lieder (entstanden September 1891 – Jahreswende 1893/94).
    1895 9. 7. Abitur am Graben-Gymnasium, Prag. Im Wintersemester schreibt Rilke sich an der Deutschen Carl-Ferdinands- Universität in Prag ein; er belegt Vorlesungen in Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte. Weihnachten: Publikation der Larenopfer (entstanden 1893/94 – Spätherbst 1895).
    1896 Im Januar erscheint das erste Heft der ›Wegwarten (Lieder, dem Volke geschenkt)‹. Im Sommersemester wechselt Rilke an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät. September: Übersiedelung nach München; Fortsetzung des Studiums an der dortigen Universität; vielfältige Kontakte mit Literaten und Künstlern. Dezember: Veröffentlichung des Gedichtbandes Traumgekrönt (entstanden Frühjahr 1894 – Oktober 1896).
    1897 28. – 31. 3. erster Venedigaufenthalt. 12. 5. erste Begegnung mit Lou Andreas-Salomé als Beginn einer vierjährigen persönlichkeitsprägenden Liebesbeziehung. Von Juni bis September leben beide in Wolfratshausen; am 1. 10. reist Rilkemit Lou nach Berlin und bezieht dort eine Wohnung in ihrer Nähe. 14. 11. Begegnung mit Stefan George bei dessen erstem öffentlichen Leseabend. Vor Weihnachten: Publikation der Gedichtsammlung Advent (entstanden September/Oktober 1896 – Juli 1897).
    1898 April/Mai in Florenz und Viareggio (Beginn des Florenzer Tagebuchs ). 22. 5. Abschluß der nur teilweise erhaltenen handschriftlichen Gedichtsammlung Dir zur Feier (begonnen 26.5. 1897). Ab 1. 8. in Berlin-Schmargendorf ( Schmargendorfer Tagebuch , bis 26. 9. 1900).
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