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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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er, wie einige andere auch, nach vorne. Er zog seine Brieftasche heraus und ließ eine Fünf-Dollar-Note in den Banjokasten fallen. Sie bedankte sich. Er ging um den Kasten herum und trat vor sie hin.
    Sie begegnete ihm mit einem ruhigen, fragenden Blick. »Officer?«
    »Wo haben Sie so spielen gelernt?«
    »Von meinem Dad.«
    »Sie spielen großartig.«
    »Danke. Gibt es irgendein Problem?«
    »Ich habe gesehen, dass Sie mit einem Rucksack unterwegs sind. Wollen Sie hier irgendwo übernachten?«
    »Das hatte ich eigentlich vor. Ist das verboten?«
    »Es gibt hier Bestimmungen dagegen, aber im Allgemeinen schreiten wir nicht ein. Sind Sie mit einem Freund unterwegs?«
    Sie schüttelte leicht den Kopf. Ihr Blick wich Daves Blick nicht aus.
    »Lassen Sie sie in Ruhe!«, rief jemand von hinten.
    »Scheißbullen!« Eine andere Stimme.
    »Sie tut doch keinem was.«
    »Schnappt euch lieber einen, der was angestellt hat.«
    Das Mädchen hob die Hand, um die Proteste abzuwehren.
    »Alles, was ich sagen wollte«, sprach Dave weiter, »ist, dass wir hier ein Problem haben mit Teenagern, die nachts Leute angreifen. Sie haben ein paar ziemlich üble Sachen angestellt. Eigentlich sind sie hinter Wermutbrüdern und Pennern her. Aber hier zu kampieren ist für niemanden mehr sicher. Ich möchte nicht, dass sich diese Typen auf Sie stürzen. Sie …«
    »Hör gefälligst auf, sie zu belästigen!«
    »Bitte«, rief sie und sah an ihm vorbei zu jemandem in der Menge. »Er stört mich nicht. Ich werde gleich weiterspielen.«
    »Danke«, sagte Dave. »Es gibt viele Motels in der Nähe. Es wäre sicher nicht dumm, wenn Sie dort übernachten würden. Könnten Sie sich das leisten? Einige kosten nur knapp vierzig Dollar pro Nacht. Und es gibt eine Jugendherberge in der Clancy Street. Ich bin sicher, dort ist es nicht teuer.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie und senkte den Blick. »Ich werde darüber nachdenken, Officer. Ich weiß es zu schätzen …«
    »Dave. Ich heiße Dave.«
    »Ich bin Robin.«
    »Robin.« Der Name gefiel ihm. Er passte zu ihr. »Warum habe ich bloß das Gefühl, dass Sie meinen Rat nicht annehmen werden?«
    Sie zuckte die Schultern.
    Er holte noch einmal seine Brieftasche heraus. Das Fach für Banknoten enthielt vier Einer und einen Zwanziger. Er nahm den Zwanziger und hielt ihn hin. »Nehmen Sie den, ja? Und suchen Sie sich ein Zimmer für die Nacht.«
    Ihre Finger legten sich sanft auf seinen Handrücken und schoben seine Hand zurück. »Das kann ich nicht, Dave. Wirklich. Das ist zu viel. Sie haben mir schon fünf gegeben, das habe ich gesehen. Und das ist in Ordnung. Ich nehme an, das war für die Musik. Aber ich will kein Almosen, okay?«
    »Ich will nicht, dass ein Haufen wild gewordener Teenager auf Sie losgeht.«
    In ihren ruhigen blauen Augen sah er ein wenig Furcht aufblitzen.
    »Ich werde vorsichtig sein«, sagte sie.
    Plötzlich dachte er: Sie könnte bei mir zu Hause übernachten.
    Sei kein Idiot. Sie wird annehmen, dass du sie anmachen willst.
    »Das ist Ihre Sache«, sagte er. »Wenn Sie sich schon kein Zimmer nehmen, dann suchen Sie sich wenigstens einen versteckten Platz. Vielleicht irgendwo in den Dünen, weiter weg vom Strand, wo Sie niemand beobachten wird. Und kommen Sie nicht in die Nähe der Promenade, wenn der Vergnügungspark geschlossen ist. Dort schlagen sie am liebsten zu.«
    »Ich werde mich von dort fernhalten«, versprach sie. »Ich werde ein gutes Versteck finden.« Sie lächelte. »Das tue ich immer. Mein Papa hat keine Närrin aufgezogen.«
    »In Ordnung. Viel Glück, Robin.«
    Sie nickte, streckte die Hand aus und streifte seinen Oberarm. »Danke«, sagte sie.
    Dave ging weiter. Ein paar Leute aus Robins Publikum starrten ihn wütend an, als er die Runde verließ. Hinter ihm sagte Robin: »Das nächste Lied ist für Officer Dave.«
    Joan sah ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Worum ging es denn gerade?«, fragte sie.
    Bevor er antworten konnte, wurde das Banjo wieder laut. Er drehte sich um. Robin sah ihn an. Ihre Zungenspitze spielte im Mundwinkel.

5
    »Wohin gehen wir?«, fragte Jeremy.
    »Ich muss mit Tanya reden«, sagte Cowboy. »Wie findest du Liz?«
    »Mann, ich kann kaum glauben, was du zu ihr gesagt hast!«
    »Was denn?«
    »Das weißt du ganz genau. Das mit dem Schrumpeln.«
    »Ach so. Sie mag so was. Das turnt sie an.«
    »Weißt du das so genau?«
    »Machst du Witze? Sie ist meine Tussi.«
    »Deine Freundin?«
    »Du hast’s erraten, Duke.«
    Er hielt sich zurück
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