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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen
Autoren: Ralf Isau
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sicherte sich dessen Vermögen und verbrachte das Kuriositätenkabinett in das durch einen Strohmann erworbene Landhaus. Dann inszenierte er seinen eigenen Tod in der Karibik und arbeitete die letzten Details jenes Plans aus, den Alex später die »Galerie der Lügen« taufte.
    Auf ArtCare hagelte in der Woche nach der CNN-Ausstrahlung eine Flut von Vertragskündigungen nieder. Nicht allein der Ruf des Versicherungsunternehmens war beschädigt, sondern der des ganzen MacKane-Konzerns. Wegen des Verdachts auf Verstrickung in die kriminellen Machenschaften von HUGE wurden mehrere Manager verhaftet. The Right Honourable the Lord Malcolm Horace of Witcombe, dessen Rücktritt die Opposition täglich ungefähr tausendmal forderte, hatte darüber hinaus ein Verfahren gegen Human Genetics eingeleitet. Niemand zweifelte daran, dass der Biotech-Firma die Zulassung entzogen werden würde.
    »Manchmal denke ich, das alles gehörte zu Theos perfidem Racheplan«, sagte Alex. Sie hatte sich am Abend der Parlamentsabstimmung mit Darwin in der Bar Solo in Camden Town zu einem »Abschiedsessen« getroffen. Auf dem Tisch vor ihnen lagen Krümel und zerknüllte Servietten. Jeder klammerte sich an sein Rotweinglas, als fürchte er, andernfalls von seinen widerstreitenden Gefühlen fortgeschwemmt zu werden.
    »Du meinst den Niedergang meiner Firma, der nicht nur mich, sondern noch knapp dreihundert andere Kollegen den Job kosten wird?«, erwiderte Darwin. »Gehst du da nicht ein bisschen zu weit?«
    »Ich weiß nicht. Theo hat uns alle manipuliert. Nachdem er mir durch seinen Kassiber aus dem Gefängnis verholfen hat, tat ich genau, was er von mir verlangte. Ich schrieb die › Galerie der Lügen ‹ . Er nutzte meine Passion aus.«
    »Du hast dich nicht gesträubt«, gab Darwin zu bedenken.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war das Lämmchen, das er zur Schlachtbank führte, und gleichzeitig redete er mir ein, ich sei ein Wolf.«
    »Wie das?«
    »Er benutzte eines meiner Lieblingszitate von Einstein: › Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. ‹ «
    »Raffiniert.«
    »Kannst du wohl laut sagen. Sogar Cadwell ließ sich von Theo täuschen. Mir ist erst viel zu spät aufgegangen, dass dein Chef der › unachtsame Schläfer ‹ war. Du weißt ja, was in Geheimdienstkreisen ein Schläfer ist.«
    »Ein Spion, der ein unauffälliges, scheinbar ganz normales Leben führt, und irgendwann wieder › geweckt ‹ wird: um ein Attentat zu verüben, brisante Informationen auszukundschaften…«
    »… oder wieder ein Institut zu leiten, das Menschen klont«, komplettierte Alex die Aufzählung. »Aber der › Vater ‹ war unachtsam, weil er seinen › Sohn ‹ unterschätzte und dessen Doppelspiel nicht durchschaute. Über Julian kannten sich die beiden schon seit Jahren, und Theos psychische Konstitution schien ihn zum idealen Killer zu machen: leicht zu manipulieren, voll Hass auf seinesgleichen und am Ende durch einen vorgetäuschten Selbstmord, ohne Verdacht zu erregen, aus dem Wege zu räumen.«
    »Fatale Trugschlüsse.«
    Alex nickte. »Theo ließ sich scheinbar bereitwillig als Mörder anheuern, um die Identität seiner Geschwister herauszufinden. Unbewusst verlängerte Cadwell dadurch sein eigenes Leben, indem er die Namen der zu liquidierenden Klone nur häppchenweise herausrückte. Theo hat ja nur diejenigen ausgelöscht, die keine echten Hermaphroditen mehr waren, weil sie sich, wie er glaubte, selbst verleugnet hatten.«
    »Fast hätte dich Cadwell trotzdem aus dem Weg geräumt. Ich hatte Jack Jordan schon länger im Verdacht, für seinen Boss einige Drecksarbeiten zu erledigen, die jenseits der Legalität waren. Das Abhören meines Telefons ging bestimmt auch auf sein Konto. Aber ihm den Mordanschlag zuzutrauen…« Darwin schüttelte den Kopf. »Irgendwie sperrte sich bei mir was gegen diesen Gedanken. Erst als ich im Schreckenskabinett sein verschrammtes Kampfmesser sah, hat’s auch mein Gefühl akzeptiert.«
    »Stimmt! Mir sind die Reflexe in den Kratzern aufgefallen, aber als du mir zurauntest, ich solle da nicht hinschauen, ich wusste nicht, was du meintest.«
    »Ich wollte Jordan so lange wie möglich in Sicherheit wiegen.«
    »Glaubst du, er hat auch Susan auf dem Gewissen?«
    »Mortimer geht davon aus. Seine Kollegen von Scotland Yard haben schon einige Anhaltspunkte. Ein paar Zeugen wollen ihn zur Tatzeit in der U-Bahn-Station Canary Wharf gesehen haben. Auffällig
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