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Die furchtbaren Salomoninseln

Die furchtbaren Salomoninseln

Titel: Die furchtbaren Salomoninseln
Autoren: Jack London
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ein Dosenöffner, der abgebrochene Stiel einer Zahnbürste, eine Tonpfeife, das Messingrad einer Weckuhr und mehrere Patronenhülsen gesteckt. Auf der Brust hing vom Halse herab die Hälfte eines Porzellantellers.
    Einige vierzig, ähnlich herausgeputzte Schwarze lagen auf Deck umher, fünfzehn davon gehörten zur Besatzung des Bootes, die übrigen waren frisch geworbene Arbeiter.
    »Natürlich war es ein Unfall«, nahm der Steuermann der »Arla«, Jacobs, ein schlanker Mann mit dunklen Augen, der mehr nach einem Professor als nach einem Seemann aussah, das Wort. »Johnny Bedip hätte fast denselben Unfall erlitten. Er brachte mehrere Leute vom Auspeitschen zurück, als sie kenterten. Aber er konnte wohl ebenso gut schwimmen wie sie, und zwei von ihnen ertranken. Er gebrauchte eine Bootsbank und seinen Revolver. Natürlich war es ein Unfall.«
    »Sie sind ganz alltäglich, diese Unglücksfälle«, bemerkte der Schiffer. »Sehen Sie diesen Mann am Steuerruder, Mr. Arkwright? Er ist Menschenfresser. Vor sechs Monaten haben er und der Rest der Besatzung den Kapitän der »Arla« ertränkt. Auf Deck, gerade hier beim Besanring.«
    »Das Deck befand sich in einem furchtbaren Zustande«, sagte der Steuermann.
    »Verstehe ich recht…?« begann Bertie.
    »Ja, ganz recht«, sagte Kapitän Hansen. »Es war ein Unglücksfall.«
    »Aber auf Deck…«
    »Eben. Ich will Ihnen übrigens sagen, ganz im Vertrauen natürlich, daß sie eine Axt benutzten.«
    »Ihre jetzige Mannschaft?«
    Kapitän Hansen nickte.
    »Der frühere Schiffer war immer zu sorglos«, erklärte der Steuermann. »Er kehrte ihnen gerade den Rücken, als sie es taten.«
    »Für uns ist hier nichts zu holen«, klagte der Kapitän. »Die Regierung schützt immer den Nigger vor dem Weißen. Man kann nicht den ersten Schuß tun. Man muß den Nigger zuerst schießen lassen, sonst nennt die Regierung es Mord, und man kommt nach Fidschi. Deswegen gibt es so viele Unfälle durch Ertrinken.«
    Es wurde zum Essen gerufen, und Bertie ging mit dem Schiffer nach unten, während der Steuermann als Wache an Deck blieb.
    »Halten Sie ein Auge auf diesen schwarzen Teufel Auiki«, warnte der Schiffer im Weggehen. »Er gefällt mir schon seit einigen Tagen nicht.«
    »Schön«, sagte der Steuermann.
    Sie waren mitten im Essen, und der Schiffer erzählte gerade seine Geschichte vom Untergang der »Scottish Chiefs«.
    »Ja«, sagte er, »es war das schönste Fahrzeug hier an der Küste. Als sie aber dem Steuer nicht gehorchte, waren die Kanus schon über ihr, noch ehe sie auf das Riff stieß. Es waren fünf Weiße und eine Besatzung von zwanzig Leuten aus Santa Cruz und Samoa an Bord, aber nur der Superkargo entkam. Außerdem waren sechzig schwarze Arbeiter auf dem Schiffe. Sie wurden alle kai-kait. Kai-Kai? O Verzeihung. Ich meine, sie wurden gefressen. Und dann die ‘James Edwards’, ein Kutter…« In diesem Augenblick ertönte jedoch an Deck ein scharfer Fluch des Steuermanns, dem ein Chor wilder Schreie folgte. Ein Revolver knallte dreimal, und dann hörte man, wie ein schwerer Gegenstand klatschend ins Wasser fiel.
    Kapitän Hansen war sofort die Kajütstreppe hinaufgesprungen, und Bertie sah eben noch, wie er im Hinaufspringen einen Revolver zog. Bertie folgte ihm vorsichtig und streckte zögernd den Kopf durch die Kajütenluke. Aber nichts geschah.
    Der Steuermann stand aufgeregt, mit dem Revolver in der Hand, da. Einmal fuhr er zusammen und drehte sich schnell halb um, als ob ihm Gefahr im Rücken drohe. »Einer der Eingeborenen ist über Bord gefallen«, sagte er mit seltsam verbissener Stimme. »Er konnte nicht schwimmen.«
    »Wer?« fragte der Schiffer.
    »Auiki«, lautete die Antwort.
    »Aber ich hörte doch schießen«, sagte Bertie, vor Kühnheit zitternd, denn er spürte ein Abenteuer, und noch dazu ein Abenteuer, das glücklich überstanden war.
    Der Steuermann wandte sich nach ihm um und knurrte: »Das ist eine verfluchte Lüge. Kein Schuß ist gefallen. Der Nigger ist über Bord gefallen.«
    Kapitän Hansen sah Bertie mit starren, glanzlosen Augen an. »Ich ich dachte…«, begann Bertie.
    »Schießen?« sagte Kapitän Hansen verträumt. »Schießen? Haben Sie einen Schuß gehört, Mr. Jacobs?«
    »Nicht die Spur«, antwortete Mr. Jacobs.
    Der Schiffer blickte seinen Gast triumphierend an und sagte:
    »Augenscheinlich ein Unfall. Gehen wir wieder hinunter, Mr. Arkwright, und essen wir zu Ende.«
    Bertie schlief diese Nacht in der Kabine des Kapitäns, einem
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