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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)
Autoren: Ulrike Nolte
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unwillkürlich darauf, dass gleich die Schwerkraft
wieder einsetzte und dem Unterwasserflug ein Ende bereitete.
    „Ich bin wirklich hier, oder? In
einem außerirdischen Meer. Kaum zu glauben“, sagte Serail in sein Sprechgerät
und erhielt ein zerstreutes ‘Hmm’ als Antwort. Um herauszufinden, was Caravan
beschäftigte, wechselte er die Richtung und schwamm hinüber. Dabei experimentierte
er mit der unvertrauten Fortbewegungsweise, die dem Flug durch eine Null
G-Röhre ähnelte. Langsam drehte er sich wie ein Seehund um die eigene Achse und
spielte mit dem Widerstand des Wassers. Die Luft seiner Atemzüge reichte aus,
um ihn mit gefüllten Lungen sanft einige Meter nach oben zu tragen und beim
Ausatmen wieder hinab sinken zu lassen, ganz ohne zusätzliche Flossenschläge.
    Als er schließlich bei Caravan
ankam, stellte er fest, dass sein Getrauter mit einem Planetenbewohner
Bekanntschaft schloss. Ein kleines, ballonähnliches Tier mit langer Schnauze
nuckelte an Caravans vorgestrecktem Zeigefinger, und sein Getrauter stupste es
spielerisch hin und her. Der Ballon piepte in Caravans Außenmikrofon. Die
Behandlung schien ihm zu gefallen.
    Serail schaute den beiden eine
Weile zu und grinste. Seine anfängliche Ehrfurcht vor dieser fremden Welt
verflog. Die Szene ähnelte zu sehr einem Stromfilm mit Slapstickeinlage. „Du
siehst aus, als würdest du ihn am liebsten in die Tasche stecken. Tiere sind an
Bord unerwünscht.“
    „Stimmt, so ein Pech. Wusstest du,
dass auf der Erde fast alle einen Hund oder eine Katze hatten?“
    „Wenn wir uns tatsächlich auf
Archensee niederlassen, dann bin ich sicher, dass die Regierung einen Teil der irdischen
DNA aus der Schublade holt und die toten Arten wiederbelebt.“
    Caravan hatte begonnen, sich mit
langsam rückwärts zu bewegen, während der Rüsselballon entschlossen hinter ihm
herschwamm. Offensichtlich hatte das Tierchen ihn adoptiert. Sie sahen wirklich
putzig aus, ein sehr ungleiches Paar. Caravan drehte sich senkrecht aufgerichtet
wie ein Kreisel, aber das kleine Alien ließ sich auch davon nicht abhängen. Es ruderte
hastig mit den Seitenflossen und schwebte hartnäckig genau vor seiner Nasenspitze.
Er sagte: „Ich habe gehört, der Import von fremden Spezies kann eine
ökologische Katastrophe auslösen. Ich glaube, von solchen Hauruck-Experimenten
sind wir kuriert.“
    „Schade“, meinte Serail. „Ich habe
mir immer vorgestellt, wie es wäre, auf einem Pferd über den neuen Heimatplaneten
zu galoppieren. Die Stromillusion ist einfach nicht dasselbe.“
    „Nicht wahr? Absolut nicht
dasselbe. Bei einem richtigen Pferd kannst du runterfallen und dir die Nase
brechen.“
    „Du hast nicht einen Hauch von
poetischem Gefühl.“ Serail paddelte davon. Als Revanche für Caravans Bemerkung versuchte
er, das Tierchen zum Mitkommen zu bewegen. Es schnupperte ihn freudig an, während
Serails Fingerspitze seinen gepunkteten Bauch kraulte. Aber dann wandte es sich
entschlossen wieder seinem ersten Liebling zu. So einfach ließ es sich nicht
fortlocken.
    Caravan sagte: „Ha!“
    „Schon gut, es ist also nicht
bestechlich“, schmunzelte Serail.
    „Du hast keine Ahnung von der
Kraft meines überwältigenden Charmes.“
    „Wenn du mich fragst, sieht es
dich eher als Vaterfigur.“
    Caravan schnaubte, und Serail
machte sich endgültig auf die Suche nach einem eigenen Spielgefährten. Man
hatte die Taucher in Zweiergruppen heruntergeschickt, damit sie sich notfalls
gegenseitig Hilfe leisten konnten. Aber deshalb mussten sie ja nicht wie
siamesische Zwillinge aneinander kleben. Wer sich in den Spiegelgängen der
Arche zurechtfand, der würde hier bestimmt nicht die Orientierung verlieren. Er
fuhr mit seiner Kamera langsam über die Landschaft und sammelte ab und zu eine
Probe für die Labors ein. Der Meeresboden wurde tiefer und die Säulen massiver.
An einigen Stellen verwuchsen sie miteinander zu einem undurchsichtigen Labyrinth.
Serail hütete sich, in das Dämmerlicht dieses Höhlengewirrs einzudringen. Stattdessen
schlug er einen weiten Bogen und kehrte zu Caravan zurück. Glaubte er
jedenfalls. Er starrte auf sein Positionsgerät und stellte fest, dass ihm das
auch nicht weiterhalf. Er hatte vergessen, sich zu merken, an welchem Punkt sie
sich getrennt hatten. Serail holte tief Luft und sagte ins Mikro: „Ähm,
Caravan? Bist du zufällig irgendwo anders hin geschwommen?“
    „Nein, wieso?... Oh, ich weiß
schon. Du hast dich verfranst." Man konnte sein Grinsen
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