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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West
Autoren: Cat Patrick
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wird, bis der Fall aufgeklärt ist. Anscheinend zeigt sich keiner der beiden kooperativ und vieles ist noch unklar.«
    »Und das Programm ist so lange, bis alles geklärt ist, auf Eis gelegt?«
    »Leider ja«, bestätigt Mason. »Alle Unterlagen, die Laborausstattung und das Mittel selbst werden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen verwahrt, bis die Behörde herausgefunden hat, ob noch eine weitere Person involviert war.«
    »Und was glaubst du, wird er dann machen? Einen Schlussstrich unter das Programm ziehen?«
    »Möglich ist es, aber nicht sehr wahrscheinlich«, antwortet Mason. »Der Behördenleiter ist Naturwissenschaftler. Meine Vermutung ist, dass er das Projekt unter seine persönlichen Fittiche nehmen und die auf dreißig Jahre angelegte Studie mit den Revive-Kids zu Ende führen wird. Danach wird für ihn allerdings vielleicht Schluss sein.«
    »Warum will er denn nicht weitermachen?«, hake ich überrascht nach. »Gott ist ein Irrer, keine Frage. Aber das Programm war doch, zumindest bis jetzt, sehr erfolgreich.«
    Mason schluckt und weicht meinem Blick aus.
    »Oder etwa nicht?«
    »Doch, aber du hattest recht.«
    Ich habe keine Ahnung, was er meint, und überlege, was genau ich eigentlich gerade gesagt habe. Als ich nichts erwidere, präzisiert Mason von selbst.
    »Gott hat sowohl Noras Tod als auch den Busunfall ausgelöst, mit dem das Programm aufgebaut wurde. Er hat damit geprahlt,Revive den Schub gegeben zu haben, den es gebraucht hat. Du hattest tatsächlich recht. Den Informationen aus seinem Computer zufolge war er sogar auf der Suche nach einem neuen ›Bus‹, nach einer weiteren großen Gruppe als Testpersonen. Zeichnungen von Orten wie Vergnügungsparks und Kinos wurden in seinem Büro sichergestellt.«
    »Aquarien«, fällt mir dazu noch ein.
    »Aquarien«, bestätigt Mason. Spätestens jetzt wird ihm wohl bewusst, dass ich wahrscheinlich auch hiermit recht hatte: Der Mann an dem Ozeanbecken damals war tatsächlich Gott.
    »Wie kann jemand so etwas tun?«, frage ich, nicht weil ich besonders überrascht bin, sondern weil mich Traurigkeit erfasst. Voller Schmerz denke ich an uns alle in dem Programm und alle anderen, die damit in Berührung gekommen sind.
    »Er muss ein Soziopath sein«, antwortet Mason. »Ja, wahrscheinlich ist er das.«
    »Und was ist mit Cassie?«, erkundige ich mich angewidert.
    »Wir haben immer gewusst, dass sie ein Genie ist, früh ihren Abschluss gemacht hat und direkt von der Uni rekrutiert wurde«, antwortet Mason. »Aber die Wahrheit ist, dass sie noch viel früher angefangen hat.«
    »Was soll das heißen?«, erkundige ich mich ungeduldig.
    »Als Gott Cassie an jenem Tag in Texas Jesus genannt hat, war es nicht sehr weit hergeholt.« Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu. »Cassie ist Gotts Tochter.«
    Ich schnappe nach Luft und schüttele den Kopf. Mason berichtet, was er sonst noch über sie weiß.
    »Ihre Mutter hat sie und ihren Vater verlassen, als sie noch klein war und ich nehme an, Gott sah in dem Moment die Gelegenheit, Cassie zu der Person zu formen, die sie geworden ist. Als der Behördenleiter durch DNA-Tests herausfand, welche Verbindung zwischen ihnen bestand, hat er sich Cassies Akte genauer angesehen. Sie wurde ausschließlich zu Hause unterrichtet und durfte nieFreunde haben. Schon vor der Pubertät wurde sie in den Umgang mit Waffen und militärische Taktiken eingewiesen. Sie wurde gedrängt, ihre Ausbildung schneller als normal zu durchlaufen. Kurz gesagt, sie wurde zur Agentin herangezüchtet.« Mason hält inne und fügt dann nachdenklich hinzu: »Wenn man bedenkt, wer sie großgezogen hat, blieb ihr keine andere Chance. Sie wollte ihm immer gefallen und das hat sich wohl bis zum Schluss nicht geändert.«
    »Warum hat er sie bei uns eingesetzt, was glaubst du?«, frage ich.
    Mason seufzt. Zweifellos fühlt er sich entsetzlich, weil er nicht gemerkt hat, dass mit Cassie etwas nicht stimmt.
    »Ich fürchte, das werden wir nie genau erfahren«, antwortet er. »Aber ich vermute, dass es mit dir zu tun hat.«
    »Mit mir?«
    »Ja, ich glaube, Gott war ein wenig besessen, was dich anging«, behauptet Mason und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. »Damals nach dem Busunfall wollte er dich woanders unterbringen. Er wollte nicht, dass ein Agent ein Kind bei sich aufnimmt, aber ich habe um dich gekämpft.«
    »Warum?«
    »Habe ich dir je von meiner Frau erzählt?«, fragt Mason.
    »Nein, aber ich weiß von ihr«, antworte ich leise.
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