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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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Alex’ Neffe zuckte zusammen.
    »Hört auf!«, schnauzte ich die beiden Männer an. »Hinter dem Wehr sitzt ein traumatisiertes Kind, eingesperrt mit dem Teil, das da gleich aus Lynns Eingeweiden gekrochen kommt! Raphael, durchbrich endlich dieses verdammte Wehr. Teddy Jo, wenn Sie ihn nicht auf der Stelle loslassen, dann rupfe ich Ihnen Ihre verdammten Flügel aus, das schwöre ich!«
    Die beiden starrten mich an.
    »Na, wird’s bald!«
    Teddy Jo ließ los. Raphael schob seinen Arm in das Wehr und die goldene Wand zerfloss, gab den Blick auf den Schrein frei.
    Ich sauste los und schnappte mir den Jungen. »Hör mir gut zu.«
    Mit leerem Blick starrte er mich an. Für ihn war ich ein Ungeheuer.
    Ich zeigte ihm das Auto in meiner Hand. Vorsichtig berührte er es und ich reichte es ihm. »Ich tue dir nichts. Weißt du, wo Onkel Alex’ Haus steht?«
    Er nickte.
    »Ich möchte, dass du so schnell wie möglich, ohne dich auch nur einmal umzudrehen, dorthin rennst. Okay?«
    Er hielt das Auto in seiner Faust umklammert. Ich setzte ihn hinunter und er lief los.
    Raphael knurrte Teddy Jo an. »Was zum Teufel haben Sie hier verloren?«
    Teddy Jo zuckte mit seinen gewaltigen Flügeln. »Ich bin hier, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Ich diene Hades genauso wie Doulos, nur dass er ’n Priester war und ich was anderes.«
    »Warum kommen Sie erst jetzt?«
    »Hör zu, Kumpel. Ich halt mich nur an die Regeln. Ich wär schon gern früher gekommen und hätte den Leutchen hier die Köpfe abgehauen, aber ich kann nur dasitzen und Däumchen drehen, bis jemand in einen der verdammten Äpfel beißt. Ich bin hier die Notbremse, deshalb bin ich auch ein Guter.«
    Lynn brüllte.
    »Das war’s dann mit ihr«, sagte Teddy Jo.
    Lynns Unterleib riss auf und eine glitschige grüne Masse quoll daraus hervor. Während sie herausströmte, wurde Lynn gleichsam verschluckt, ganz so als würde ihr Inneres nach außen gekehrt. Die Masse wuchs und wuchs, war schon größer als ein Haus, größer als Cerberus. Auf ihrer Oberfläche bildeten sich Schuppen. Die Magie, die darunter wallte, drohte mir den Verstand zu rauben.
    Die Masse zog sich zusammen und dehnte sich aus. Ein gewaltiger Reptilienleib bewegte sich rasant durch die Lichtung. Drei mit fiesen Zähnen bewehrte Drachenköpfe schnappten und zuckten.
    Der Drache sog die Nachtluft in sich auf und brüllte.
    Teddy Jo schoss in die Höhe und schwebte mit seinem Feuerschwert in der Luft. »Ich nehm mir den mittleren Kopf vor. Den Rest könnt ihr unter euch ausmachen.«
    Der Drache Lynn fuhr zu uns herum und ich blickte in kalte grüne Augen, denen jegliche Menschlichkeit abhandengekommen war. Auf einmal stieg eine unglaubliche Wut in mir auf und verdrängte alle vernünftigen Gedanken. Ich war stocksauer. Dieses Drachenweibchen hatte die Leiche eines Mannes geraubt und seiner Gefährtin ihren Abschied verwehrt. Zudem hatte sie den Mann gefoltert und ein unschuldiges Kind entführt und terrorisiert. Dieses Wesen hatte den Tod verdient.
    Teddy Jo hieb auf das Drachenweibchen ein. Das Flammenschwert schnitt wie Butter durch ihren Hals. Mit dem Geruch von verbranntem Fleisch purzelte der Kopf hinunter. Dann ging ein Zittern durch den Stumpf, er spaltete sich in der Mitte und statt des einen, sprossen zwei neue Köpfe hervor, die sich sogleich auf Teddy Jo stürzten.
    »Eine Hydra! Götter verdammt!« Teddy Jo sprang zur Seite.
    Ich konnte das Fleisch förmlich riechen, das dort, gleich unter den Schuppen, wartete. Meine Finger zuckten. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Reißzähne. Ich hieß die Wut in mir willkommen, wärmte mich an ihrem Feuer. Andrea, die Ordensritterin, würde diese Nacht wohl verschlafen müssen. Heute war ich bloß Tiernachfahrin, die Tochter einer Hyäne.
    Das Drachenfleisch lockte mich mit seiner Zartheit, es flehte mich an, von ihm zu kosten.
    Um mich wurde alles rot. Ich griff an.
    Blut. Reißen, schneiden, reißen, reißen, mehr, graben, ins Fleisch graben.
    Ein riesiger, pulsierender Beutel schwoll vor mir an. Ich schlitzte ihn auf, lachte, als mich das Blut durchtränkte, schlitzte und schlitzte. Um mich herum tobte ein heißer roter Strudel.
    »Das reicht!« Gewaltsam wurde ich gepackt und beiseitegeschleudert. Ich flog durch die Luft, landete auf allen vieren und attackierte sofort. Mein Angreifer brachte mich zu Fall. Alle Luft entwich meinen Lungen und mir wurde schwindelig.
    Nach und nach kehrte ich in die Realität zurück. Ich lag auf dem Rücken im Gras,
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