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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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mindestens drei Vampire befanden, die von einer Frau gelenkt wurden, die außer sich vor Wut war und zudem Angst vor dem Sterben hatte.
    Na, zum Glück hatte ich ja Boom Baby auf meiner Seite.
    Wir standen gegen den Jeep gelehnt am äußersten Rand von Cerberus’ Territorium und warteten darauf, dass die Magie abebbte. Raphael war noch immer in das Buch über griechische Mythologie vertieft. Beim Lesen spielte er gedankenverloren mit einem kleinen Messer herum. Er ließ es durch die Finger der linken Hand gleiten: Spitze, Griff, Spitze, Griff. Die untergehende Sonne tauchte den bleichen Himmel in ein blutiges Orange. Prüfend sog ich die Abendluft ein und tätschelte meine Riesenwumme.
    Als Profi musste man sich den eigenen Ängsten unweigerlich stellen. Man rang so lange mit den inneren Schreckgespenstern, bis man sie gebändigt hatte und zum eigenen Vorteil nutzen konnte. Es schärfte die Wachsamkeit und half einem, am Leben zu bleiben. Doch wie sehr man sich auch abmühte, die Ängste in Schach zu halten, sie nagten dennoch an einem. Ich wollte nicht in ein Haus voller Vampire eindringen. Und schon gar nicht wollte ich, dass Raphael verletzt wurde.
    Mit aller Macht hatte ich mich gegen meine Gefühle für ihn gewehrt und war ihnen nun doch erlegen, und jetzt, da ich einmal mit ihm zusammen gewesen und neben ihm aufgewacht war, wusste ich, dass es zwischen uns eine Verbindung gab. Sie war noch zart und zerbrechlich, aber um sie zu schützen, würde ich auch hundert Vampirkehlen aufschlitzen.
    »Du bist meine Artemis«, sagte Raphael.
    Ich blinzelte ihn verwirrt an.
    »Eine wunderschöne, wilde und stachelige Jägerin, unnachgiebig und von ewiger Reinheit.«
    Stachelig? Wohl eher kratzbürstig. »So rein bin ich aber nicht.«
    Er beugte sich zu mir herüber. Mit der Hand strich er mir leicht über den Nacken und biss mich sanft. Eine kribbelnde Wärme jagte durch meinen gesamten Körper. Meine Brustwarzen wurden hart und in meinem Unterleib breitete sich eine feurige Hitze aus.
    Sanft und verführerisch klang seine Stimme in meinem Ohr. »Weit und breit gibt es hier niemanden, der uns beobachten könnte, aber du errötest. Wenn das keine Reinheit ist.«
    Sein Lächeln jedenfalls war rein – rein sündhaft. Ich rückte näher an ihn heran, lehnte gegen seine Brust und ließ meinen Kopf zurück gegen seine Schulter fallen. Überrascht erstarrte er, doch ich kuschelte mich nur noch dichter an ihn, sog die Wärme seines Körpers mit meinem Rücken auf. Er legte den Arm um meine Schultern. Ich konzentrierte mich auf sein Herz. Es schlug kräftig und regelmäßig, aber ein wenig schnell. Er hatte also auch Angst.
    »Wenn wir lebend und unverletzt aus dieser Sache herauskommen, möchtest du dann bei mir übernachten oder soll ich lieber zu dir mitkommen?«
    »Mir ist beides recht«, sagte er sanft.
    Dass ich ihn sechs Monate lang hatte abblitzen lassen, war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Es würde eine ganze Weile dauern, bis ich ihn davon überzeugt hatte, dass er nicht rund um die Uhr charmant, witzig und sexy zu sein brauchte. Im Grunde hatte ich gehofft, dass der Sex alles richten würde. Doch letztendlich war Raphael immer noch unsicher und ich trug noch immer die Narben meiner Kindheit. Sex war einfach, das Zusammensein hingegen viel komplizierter.
    Gemeinsam betrachteten wir den Sonnenuntergang.
    Die Magie verlosch.
    »Holen wir uns Doulos’ Schatten von diesem Miststück zurück.«
    »Dir ist schon klar, dass, wenn wir mit unseren Vermutungen richtigliegen und Cerberus es auf Doulos’ Leichnam abgesehen hat, er uns überallhin folgen wird.«
    »Ja. Aber meine Mutter verdient es, sich von ihrem Gefährten zu verabschieden.«
    Er zog seine Sachen aus, verharrte einen Moment reglos im Abendwind, der seine vollkommenen Formen umspielte, und öffnete dann den Mund. Während sich sein Körper streckte und an Muskelmasse zulegte, entrang sich seiner Kehle ein Stöhnen, das bald schon in ein haarsträubendes Knurren überging. Fell brach hervor und in seinen Augen lag ein wilder Blick.
    Ich nahm Boom Baby zur Hand. Raphael klemmte sich eine fast zwei Meter lange Metallstange ins Maul, die er unterwegs gefunden hatte. Dann machten wir uns an den Abstieg in die Schlucht.
    »Die Patronen sind ja so groß wie Ein-Dollar-Scheine.«
    »Das sind Silver Hawks: panzerbrechende, brand- und explosionsgefährliche Silberpatronen. Die Projektile dringen durch gepanzerte Oberflächen, stecken alles in Brand und explodieren
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