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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose
Autoren: Jutta Oltmanns
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Liebe zu Cirk war nicht erloschen. Erneut versuchte sie mit allen möglichen Argumenten und berechtigten Zweifeln, diese Liebe infrage zu stellen, doch die Antwort blieb dieselbe und ließ sich nicht mehr verdrängen. Der harte Panzer, der sie so lange geschützt hatte, konnte dem inneren Sturm nicht länger standhalten und zersprang. Und dann, als ob unbekannte Mächte ihn herbeigezaubert hätten, hörte sie Cirk auf einmal ihren Namen sagen. Ganz leise und vorsichtig. Langsam wandte Inken sich um. Über den weiten Raum hinweg sah sie seine Gestalt, sein bleiches Gesicht. Inken traute ihren Augen nicht. Doch dann trat er aus dem Eingang und kam völlig durchnässt auf sie zu.
    Inken wollte aufspringen, doch Cirk hob beschwichtigend die Hände. „Bitte lauf nicht wieder davon.“ Er flüsterte unwillkürlich, als wolle er die Stille nicht durchbrechen. „Ich werde nicht wieder versuchen, dich zum Bleiben zu überreden. Aber wir haben uns Sorgen gemacht, als das Wetter immer schlechter wurde, und nach dir gesucht. Garrelt hat mich schließlich hierher in die Kirche geschickt.“
    Inken konnte nicht sofort antworten. „Garrelt“, sagte sie schließlich und lächelte sanft beim Gedanken an den Freund.
    Cirk kam zögernd näher. Besorgt blickte er ihr ins Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    Inken zwang sich, ihm zu antworten, doch es war ihr, als beobachte sie dabei eine Fremde. „Ich bin nur ein wenig nass geworden.“
    „Und das alles meinetwegen.“ Cirk setzte sich neben sie auf die Bank und senkte den Kopf. „Ich werde dich wirklich nicht mehr bedrängen, Inken. In den vergangenen Stunden habe ich über alles nachgedacht und weiß nun, dass ich nichts erzwingen kann. Ich verspreche dir, dich gehen zu lassen.“ Seine Stimme klang bestimmt und zärtlich. „Doch du kannst mich nicht daran hindern, auf deine Rückkehr zu warten.“ Bei diesen Worten hob er seinen Kopf wieder und sah ihr in die Augen.
    Inken schwieg. Die Stille um sie herum, wurde nur durchbrochen vom Sturm, der mit unbändiger Gewalt an den Holzfenstern rüttelte. Doch weder Inken noch Cirk nahmen etwas von dem Tosen um sie herum wahr.
    „Ich habe den Brief nun doch gelesen.“ Inken spürte, wie ihre Stimme zu zittern begann. „Und du hattest Recht, er verändert alles! Er hat mir klargemacht, dass …“ Sie schloss für einen Moment die Augen, doch dann setzte sie den Satz unbeirrt fort. „… dass ich dich immer noch liebe.“
    Cirk sog die Luft ein. Er schluckte und öffnete den Mund, um ihn dann wieder zu schließen. Ungläubig starrte er Inken an. Dann nahm er ihre rechte Hand und legte sie auf sein Herz. So saßen sie mehrere Minuten ohne ein Wort zu sagen nebeneinander, bis Cirk Inkens Hand an seine Lippen zog.
    „Bist du dir dieser Liebe wirklich sicher?“
    Und als Inken nickte, zog er sie sanft in seine Arme. Lange hielten sie sich eng umschlungen.
    Schließlich lockerte Inken die Umarmung. „Du bist noch nicht gesund“, raunte sie in sein Haar. „Und ich zerdrücke dich fast.“
    „Nein, so ganz der Alte bin ich wohl noch nicht.“ Cirk schmunzelte in sich hinein. „Aber ich halte noch ein wenig durch. Allerdings sollten wir weitere aufregende Taten auf morgen verschieben. Eines muss ich allerdings unbedingt noch tun.“
    Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie. Es war ein langer und schmerzlich zärtlicher Kuss. Der Kuss eines Mannes, der eine Ewigkeit auf diesen Augenblick gewartet hatte, und Inken war wie verzaubert. Sie wusste, dass die letzten Jahre sie beide verändert hatten. Doch Cirks Kuss schlug eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart. Wieder sprach keiner von ihnen ein Wort und verspürte auch nicht das Bedürfnis danach. Dann aber kehrte Inken mit einem tiefen Seufzer wieder in die Realität zurück.
    „Dieser Brief, Cirk.“ Sie bückte sich widerstrebend nach dem Papier. „Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da las!“
    „Nicht wahr, er klärt so einiges“, kam es abwartend von Cirk zurück.
    „Mein Gott, diese Engländerin hat weder ein Gewissen noch ein Herz und ich kann den spanischen Kapitän nur bedauern. Wie gut, dass der Spatz doch nicht ganz so übereilt davongeflogen ist.“
    „Ach, und es ist so schön, sich mit dir zu trösten“, ging Cirk mit leisem Lachen auf ihre Anspielung ein.
    „Da hat dir Lucia aber einen guten Rat gegeben, nicht wahr? Und wenn ich es richtig verstanden habe, möchtest du dich ein Leben lang mit mir trösten, oder?“
    „Wenn
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