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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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reicht jetzt! Und jetzt hörst du mir mal zu, Lizzie! Ich war mir klar, daß es für dich ein Schock sein würde, das ist schließlich nur normal, aber daß du sie schlägst, dafür gibt es wirklich keinen Grund. Davon wird sie noch ausgiebig von deinem lieben, ach-so-fürsorglichen Gemahl abbekommen.«
    »Misch du dich da nicht ein, May!«
    Die Uhr auf dem Kaminsims begann zu schlagen, und sie lauschten alle drei den sieben Glockentönen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Erst dann erwiderte May ruhig und würdevoll: »Also, schön so, Lizzie. Ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen. Aber wenn du das nächste Mal zu mir gelaufen kommst, vergiß nicht, was du jetzt hier und heute gesagt hast. Und wenn du jetzt vielleicht deine Tochter mit nach Hause nehmen und dich um deine Angelegenheiten kümmern möchtest, wäre ich dir sehr verbunden.«
    »Ach, May, May, es tut mir so leid, aber ich bin …«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, Lizzie …« May ging zur Küchentür und machte sie weit auf. »Ich muß mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Frank wird jeden Augenblick heimkommen, und er zieht es vor, seine Mahlzeiten in Ruhe einzunehmen.«
    Sie starrte Lizzi nach, die aus der Küche stampfte. Dann blickte sie zu Peggy, der es offenbar schwerfiel, sich aus dem Lehnstuhl zu erheben. Und als das Mädchen an ihr vorbeikam und stammelte: »Ach, Mrs. Conway!«, hob sie die Hand und klopfte das unglückliche Kind zweimal sacht auf die Schulter. Sie ging hinter Peggy zur Tür und schloß sie.
    May setzte sich wieder an den Tisch und wollte gerade die Stirn in die Hand stützen, als die Küchentür erneut aufging und ihr Mann und ihr Sohn hereinkamen. Ihr Mann trat neben sie und beugte sich in seiner ganzen schlanken Größe zu ihr herab und sagte: »Das hast du davon, wenn du zu helfen versuchst.« Und May schniefte und blickte von dem einen ihrer Männer zum anderen und sagte: »Irgendwann in der nächsten Zeit schießt euch mal einer durchs Schlüsselloch ab.«
    »Das Schlüsselloch war gar nicht nötig, Mädchen. Wir sind beide ganz grade und stramm dagestanden, stimmt’s?« Er wandte sich seinem Sohn zu, und Charlie blickte zu seiner Mutter und sagte: »Und was wird jetzt passieren?«
    Es war jedoch sein Vater, der ihm antwortete. »Was passieren wird, Junge? Ihr lieber, fürsorglicher und besorgter Vater wird sie vermutlich am liebsten umbringen wollen, weil er den Gedanken an eine solche Schande nicht ertragen kann.«

2. Kapitel
    So unscheinbar das Bramble House äußerlich auch wirkte, die Innenräume mochten im Vergleich dazu fast als prunkvoll gelten. Alle Räume hatten hohe Decken mit Stuckverzierungen. Die Eingangshalle bot dem Besucher einen überwältigenden Eindruck: Sie war sieben Meter lang, sechs Meter breit, und in der Mitte schwang sich eine breite, flachstufige Treppe in einer Halbspirale empor.
    Links von der Eingangstür lag ein eisenverkleideter Kamin, dessen gußeiserner Aufbau bis halb unter die Decke reichte. Auf der anderen Seite führte eine Tür in einen großen Salon mit zwei hohen Fenstern links an der Vorderfront. Am Ende des Salons kam man durch eine Glastür in den Wintergarten.
    Ebenfalls auf dieser Seite führte am hinteren Ende ein Durchgang zum sogenannten Anbau. Dieser war in einem frühen Baustadium an das Haus angefügt worden, um Patrick Funnels Mutter aufzunehmen. In dieser »Kate« gab es im Erdgeschoß zwei mittelgroße Räume nebst Küche und darüber zwei Schlafzimmer sowie einen Speicherraum.
    Am Hinterende des Foyers führte eine breite Tür in die Küche zu den dazugehörigen Vorratsräumen. Rechts, dem Salon gegenüber, lagen das Speisezimmer und Leonard Hammonds Arbeitszimmer, sein »Studio«, das ehemals das Frühstückszimmer gewesen war.
    Im Obergeschoß gelangte man von einem schmalen Balkon in einen recht großen Raum, der als oberes Foyer bezeichnet wurde, von wo aus es zu fünf Schlafzimmern und einem Bad ging. Darüber befanden sich fünf Dachbodenkammern, die früher einmal als Kinderzimmer und Dienstbotenquartier gedient hatten.
    Doch jetzt gab es in Bramble House kein Personal mehr, denn, wie Emma Funnell zu sagen liebte: In dem Haus gibt es drei körperlich durchaus fähige Frauen, wozu brauchte man also bezahlte Dienstboten? Selbst mit ihren vierundsiebzig Jahren schloß sie sich selbst in diese Kategorie mit ein. Und verglichen mit ihrer Tochter, Victoria, war sie wahrhaftig körperlich durchaus fit.
    Leonard Hammond war
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