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Die Frauen der Calhouns 05 - Megan

Die Frauen der Calhouns 05 - Megan

Titel: Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
Autoren: Nora Roberts
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Sloan. Sie liegen noch im Turm.«
    »Was hast du im Turm gesucht?«
    Doch sie ging durch den Raum, den Blick fest auf Colleen gerichtet. Vor der alten Dame ließ sie sich auf die Knie nieder und stellte ihr die Kiste auf den Schoß. »Ich habe etwas gefunden, das dir gehört.«
    Mit grimmiger Miene schaute Colleen auf die Kiste, ihr Herz pochte wild. »Wie kommst du darauf, es könnte mir gehören?«
    Megan nahm die Hand der alten Frau und legte sie sanft auf das verrostete Metall. »Er hat es unter dem Holzboden im Turm versteckt, nach ihrem Tod.« Ihre leise gesprochenen Worte schlugen ein wie eine Bombe und brachten den Raum zum Verstummen. »Er glaubte, sie suche ihn aus dem Grab heim.« Sie zog das Blatt mit dem entzifferten Code aus ihrer Tasche und legte es auf den Truhendeckel.
    »Ohne Brille kann ich das nicht lesen.«
    »Dann lass mich …« Doch als Megan das Blatt aufnehmen wollte, umklammerte Colleen ihr Handgelenk.
    »Warte. Coco soll kommen. Ich will, dass sie dabei ist.«
    Solange sie warteten, stellte Megan sich zu Nathaniel. »Es war ein Code«, erklärte sie. »Die Zahlen auf den letzten Seiten. Ich weiß nicht, warum ich nicht eher darauf gekommen bin.« Sie lächelte. »Wahrscheinlich ist man manchmal zu nahe dran, um deutlich sehen zu können. Aber heute, heute habe ich es erkannt. Plötzlich wusste ich es.« Sie sah in die Runde und hob die Hände. »Entschuldigt, ich hätte euch Bescheid sagen sollen, dass das Rätsel gelöst ist. Ich habe einfach nicht daran gedacht.«
    »Du hast getan, was du tun musstest«, korrigierte Lilah. »Wäre es einem von uns vorbestimmt gewesen, die Truhe zu finden, dann hätte einer von uns sie gefunden.«
    »Ist das wie eine Schatzsuche?«, wollte Kevin wissen.
    »Ja, genau das ist es.« Megan zog ihn zu sich heran und wuschelte ihm durchs Haar.
    »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, Liebes«, wehrte Coco sich, als Amanda sie in den Salon schob. »Im Restaurant sind die Dinnervorbereitungen im vollen Gange …«
    »Setz dich hin und sei still«, befahl Colleen streng. »Das Mädchen will uns etwas vorlesen. C.C, hol deiner Tante einen Drink, wahrscheinlich wird sie ihn brauchen. Und wenn du schon dabei bist, füll meinen gleich mit auf.« Sie richtete den Blick auf Megan. »Also dann los. Lies.«
    Während sie las, hielt sie Nathaniels Hand. Sie hörte Cocos leisen Aufschrei, und ihre eigene Kehle war eng, als sie die Hand mit dem Blatt sinken ließ.
    »Also bin ich in den Turm gegangen, habe zwei Holzbohlen gelöst und die Kiste gefunden«, schloss sie.
    Selbst von den Kindern kam kein Laut, als Colleen die Hände auf die Kassette legte. Ein kurzes Zittern, dann schob sie den Riegel zurück und hob den Deckel. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie einen ovalen Bilderrahmen hervorholte, vom Alter schwarz angelaufen.
    »Ein Foto«, sagte sie mit belegter Stimme. »Von meiner Mutter zusammen mit mir und Ethan und Sean. Es wurde in dem Jahr vor ihrem Tod aufgenommen, in unserem Garten in New York.« Sie strich darüber, dann hielt sie es Coco hin.
    »Oh, Tante Colleen. Es ist das einzige Foto, das von euch allen zusammen existiert.«
    »Sie hatte es auf ihrer Kommode stehen, sodass sie es jeden Tag ansehen konnte. Ein Gedichtband.« Colleen holte ein dünnes Buch aus der Truhe. »Sie liebte Gedichte. Yeats. Manchmal hat sie mir daraus vorgelesen und mir von Irland erzählt. Diese Brosche hier«, vorsichtig nahm Colleen das kleine Schmuckstück mit den Veilchen aus Emaille zwischen die schmalen Finger. »Sean und ich haben sie ihr zu Weihnachten geschenkt. Natürlich hat Nanny uns geholfen, sie auszusuchen. Wir waren damals noch zu jung. Sie hat sie oft getragen.«
    Sacht strich sie über die zierliche Damenansteckuhr und den kleinen Hund aus Jade, kaum größer als ihr Daumen.
    Noch mehr Kleinode kamen zum Vorschein – ein glatter, reinweißer Kiesel, ein Paar Zinnsoldaten, eine getrocknete Blüte, die zu Staub zerfiel. Dann die Perlenkette, ein elegantes vierreihiges Band, das die Jahrzehnte unbeschadet in einem schwarzen Samtetui überstanden hatte.
    »Meine Großeltern gaben sie ihr als Brautgeschenk.« Colleen fuhr mit den Fingerspitzen über die schimmernden Perlen. »Sie hat immer gesagt, dass ich sie an meinem Hochzeitstag bekommen werde. Er mochte es nicht, wenn sie sie trug. Perlen waren ihm zu schlicht. Deshalb hat sie sie im Etui verwahrt, in ihrer Schmuckschatulle. Doch sie hat sie oft hervorgeholt, um sie mir zu zeigen. Sie sagte, Perlen, die
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