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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht
Autoren: Jasmine Cresswell
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vor? Auf amerikanischem Boden, in einem amerikanischen Gefängnis? Er konnte es sich nicht erklären, selbst wenn er sich noch so sehr den Kopf zerbrach. Er wusste nur, dass er es herausfinden musste, wenn er sein Leben retten wollte.
    Und seine Arbeit.

1. KAPITEL
    “M iss Shepherd! Summer! Welche Freude, Sie hier zu sehen.”
    Als Summer sich umdrehte, erkannte sie einen renommierten brasilianischen Physiker, der mit seinen Forschungsergebnissen maßgeblich zum Erfolg des Umweltgipfels 1997 in Japan beigetragen hatte. Sie streckte ihm lächelnd die Hand zur Begrüßung hin. “Dr. Pelem, was für eine nette Überraschung.”
    “Ich bin selbst erstaunt, dass ich hier bin”, sagte er. “Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich auf einer so exklusiven Gästeliste landen konnte. Mir scheint, dass Ihr geschätzter Vizepräsident ein gutes Wort für mich eingelegt hat.”
    “Möglich, aber die Tatsache, dass Sie gerade zum Direktor der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden sind, könnte genauso viel damit zu tun haben. Ich gratuliere, Dr. Pelem.”
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. “Sie wissen doch, wie es sich mit akademischen Würden verhält”, sagte er lächelnd. “Wenn man zu alt ist, um noch mehr wertvolle wissenschaftliche Arbeit leisten zu können, ernennen sie einen zum Direktor von irgendeiner Institution, einfach nur, um einen bei Laune zu halten.”
    Summer lachte, nahm den Arm, den er ihr anbot, und ließ sich von ihm zum Eingang des John Quincy Adams State Drawing Room führen. “Dann hat das System bei Ihnen jämmerlich versagt, Doktor. Ich habe Ihren Bericht über den Umweltgipfel im letzten Jahr gelesen, der meiner Meinung nach die bei Weitem intelligenteste und prägnanteste Zusammenfassung dessen darstellt, was dort abgelaufen ist. Und mir ist auch nicht entgangen, dass sich in die verbindliche Vereinte-Nationen-Prosa ein paar wohlverdiente Seitenhiebe eingeschlichen haben.”
    “Nun, dann sind wir uns in unserer gegenseitigen Bewunderung ja einig”, sagte er mit einem Augenzwinkern. “Ich habe Ihren Artikel bezüglich des Ozonabbaus über der Antarktis in
Nature
gelesen, und ich war ungemein beeindruckt, nicht nur von den Forschungsergebnissen, sondern auch von dem gesunden Menschenverstand, der Ihren Schlussfolgerungen zugrunde liegt.”
    “Danke. Ich fühle mich aufrichtig geehrt. Ein Lob von Ihnen ist ein echtes Kompliment.”
    “Nichts zu danken. Und da wir schon mal dabei sind, uns gegenseitig Komplimente zu machen, darf ich mir die Freiheit eines sehr alten Mannes nehmen und Ihnen sagen, dass Sie heute Abend ganz besonders hübsch aussehen? Sie sind eine glänzende Mischung, Miss Shepherd. Intelligenz und Schönheit in einem überaus köstlichen Päckchen.”
    Sie lachte. “Noch mal danke, ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Obwohl ich mir sicher bin, dass es heutzutage nicht einmal für einen steinalten Wissenschaftler ratsam ist zu registrieren, wie seine Kolleginnen aussehen.”
    “Dazu möchte ich Ihnen sagen, dass ich Gott sei Dank immer noch an erster Stelle ein Mann und erst an zweiter Stelle ein Wissenschaftler bin. Ah! Der Botschafter winkt mich nicht sehr diskret zu sich. Ich muss mich fürs Erste verabschieden und hoffe, dass sich später noch eine Gelegenheit ergibt, ein bisschen ausführlicher zu reden.”
    Dr. Pelem beugte sich über ihre Hand und verschwand dann in der Menge. Summer atmete tief durch, um sich für die Begrüßung ihrer Stiefmutter zu wappnen, die die Gäste vor dem beeindruckenden Kamin willkommen hieß. Mit grimmiger Entschlossenheit ging sie auf sie zu.
    “Summer, meine Liebe, du siehst so … kaputt aus. Ich hoffe, es ist nichts?” Olivia Shepherd küsste die Luft neben der Wange ihrer Stieftochter, dann trat sie zurück und erlaubte ihrem makellos geschminkten Gesicht den Anflug eines besorgten Stirnrunzelns.
    Summer widerstand der Versuchung, an ihrem Kleid zu zerren und ihr Haar zu glätten. “Nein, mir geht es gut, danke, Olivia. Alles in Butter.”
    Verärgert über die Unbeholfenheit ihrer Entgegnung, fragte sie sich wieder einmal, warum ihr auf die Seitenhiebe ihrer Stiefmutter immer erst dann geistreiche Retourkutschen einfielen, wenn sie schon längst wieder zu Hause war und im Bett lag. Das Geschick, ihr Selbstbewusstsein zu untergraben, war eine von Olivias hervorstechendsten Fähigkeiten, und sie machte rücksichtslos davon Gebrauch.
    “Alles in Butter?” Olivia ließ sich die Redewendung
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