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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Simone Neumann
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Johann damals auf ihrem Weg im Riesengebirge begegnet war. Ein ausgewiesener Hochstapler, der sich prächtig mit dem nicht weniger schlimmen Regino verstanden und nicht einmal mit seinem Plan hinter dem Berg gehalten hatte, zum Erzbischof von Magdeburg marschieren zu wollen, um sich als der rechtmäßige askanische Herrscher Brandenburgs auszugeben. Offenbar war es ihm wirklich geglückt.
    Und offenbar war auch Karl sich darüber im Klaren, dass er den falschen Woldemar belehnt hatte, doch das schien ihm nichts auszumachen:
    » Tja, durch diese meine ungewöhnlichste Urkunde sitzt nun ein ebenso verlumpter Kerl, wie Ihr es seid, auf dem Markgrafenstuhl zu Brandenburg. Und die Wittelsbacher, die dachten, sie könnten das Erbe der ausgestorben geglaubten Askanier antreten, sie ärgern sich. «
    Ein wenig hämisch lachend, nickte er den beiden sich vor ihm verneigenden Männern noch einmal zu und verschwand dann mit seinem Diener. Nicht weit, nur zwei Meilen entfernt, so hatte er versichert, warte eine ganze Eskorte auf ihn.
    » Ich weiß nicht, was ich von diesem König halten soll « , murmelte Crispin, als sie wieder ihre Pferde bestiegen, um weiterzureiten. » Und noch sehr viel mehr wundere ich mich über dich, du Leutbescheißer! «
    » Was ärgerst du dich, Crispin? Außer dem armen Kerl, dem du so brutal den Schädel gespalten hast, ist doch an diesem Tage allen Beteiligten nur Gutes widerfahren. Komm, jetzt wollen wir uns aber beeilen, damit wir noch vor der Pest zu der nun rechtmäßig erworbenen Goldgrube kommen « , meinte Konrad und gab seinem dürren Pferd die Sporen.
    Er schien es jetzt wirklich eilig zu haben.

XL
    E in herrliches Stück Land haben wir uns da zu Lehen geben lassen. «
    Crispin sprach diese ironischen Worte mit gedämpfter Stimme, denn ihm war gar nicht wohl in dem Wald, den sie nun schon seit zwei Tagen durchstreiften.
    Man hatte die beiden Männer gewarnt, als sie sich in einer Bergbausiedlung im endlich erreichten Altvatergebirge nach der Dachsschlucht erkundigten. Von menschenverschlingenden Weißen Frauen war die Rede gewesen. Sie sollten dort in der Dachsschlucht hausen, verflucht seien sie, und ihre klagenden Laute schollen, wenn der Wind entsprechend wehte, bis weit in die meilenweit entfernt gelegenen Dörfer hinein, wo sie kürzlich erst einem Holzfäller den Verstand geraubt hätten. Von Menschen, die es wagten, in ebendiesem verwunschenen Wald zu siedeln, wusste man jedoch nichts. Man hatte keinen gesehen, weder den Gaukler Regino, noch den jungen Johann– und auch keine hochschwangere Marie. Und aus diesem Grund war auch Konrad äußerst mulmig zumute, während er neben seinem Freund durch das undurchdringliche Dickicht ritt, welches ihnen oft kein Weiterkommen erlaubte.
    Ja, Konrad hatte Angst und war deshalb alles andere als gut aufgelegt. Er fürchtete sich nicht vor den Geistern. Er fürchtete sich auch nicht davor, dass sich dieses Stück Land, welches sie vom König selbst zum Lehen erhalten hatten, als wertlos erwies. Vielmehr fürchtete er sich davor, sie dort nicht anzutreffen. Sie und ihren gemeinsamen Sohn, der nun, da der Sommer angebrochen war, schon zur Welt gekommen sein müsste.
    » Meinst du etwa, wir sind bereits da? « , brummte er in Richtung Crispin, dessen hämische Betrachtungsweise ihrer doch recht ungewissen Situation ihm gar nicht gefallen wollte.
    » Wie wollen wir wissen, ob wir da sind? « , gab Crispin zurück. » Es sieht doch alles gleich aus: Wald, Felsen, Schluchten, Wald, Felsen, Schluchten, und das in einem fort. Vielleicht reiten wir auch bloß im Kreise und haben es bloß noch nicht bemerkt. «
    » Ruhe « , zischte Konrad barsch, woraufhin Crispin das Gesicht verzog. Mit diesem Mann war, je näher sie dem Ziel kamen, immer weniger gut Kirschen essen. Doch ganzer Kerl, der er war, weigerte sich Konrad, mit dem Freund über die Gründe für seine trübsinnigen, teils sogar jähzornigen Launen zu sprechen. Er war nicht einmal gewillt zuzugeben, dass er überhaupt schlechter Laune war. Aber Crispin kannte Konrad lang genug, um zu wissen, dass es eine Herzensangelegenheit war, die dem ehemaligen Ordensritter so zusetzte und deren Wirren er offenbar lieber mit sich selbst ausmachte.
    » Ist ja gut « , brummte Crispin ein wenig gekränkt.
    » Hörst du das nicht? « , fragte Konrad und stob ein Stück nach vorn, um dann sein Pferd inmitten dichtesten Unterholzes zum Stehen zu bringen. Crispin folgte ihm ein wenig langsamer und begann
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