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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Simone Neumann
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diesen, sondern auch die Reputation des ganzen Ordens zu schützen.
    So waren Konrad und seine Leute nun von der Ostsee bis ans Mittelmeer gezogen, wo ihre letzte Station Sizilien hieß. Auf der Insel verfügte der Orden über Niederlassungen und Besitzungen, die noch aus den ruhmreichen Zeiten der Kreuzzüge stammten, und diese Güter galt es zu halten und zu verwalten. Grundsätzlich war das Halten und Verwalten sowie das Mehren von Land mittlerweile zum Hauptanliegen der einst so wehrhaften Kreuzritter geworden, die vor vielen Generationen ins Heilige Land ausgezogen waren, um dort gegen Feinde des christlichen Glaubens zu kämpfen, Pilgern Schutz und Geleit zu geben sowie Kranken und Bedürftigen in einem eigens errichteten Hospital beizustehen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hatten sie eine durchaus fruchttragende Wandlung durchlaufen– und das nicht zuletzt dank ihres einflussreichen Großmeisters Hermann von Salza, der es verstanden hatte, die Zeichen der Zeit zu erkennen und mit einem Haufen aus dem Heiligen Land vertriebener Kreuzzügler einen eigenen Staat an der Ostsee zu gründen. Einen aufgrund seiner durchdachten Organisation immer reicher werdenden Staat, der aus Abenteurern Kaufleute werden ließ, die es an klugem Wirtschaftssinn durchaus mit den Venezianern oder Florentinern aufnehmen konnten.
    » Na, Ihr schwarz-weißen Ordensritter habt es besser getroffen als die Templer. Ihr musstet nicht auf den Scheiterhaufen, als Euer König und der Papst Eure ehrenhaften Dienste nicht mehr benötigten « , scherzte nun der kleine Wirt, während er ihnen eine üppige Platte voller Meeresfrüchte, frischem Brot und in Knoblauch eingelegtem Gemüse vorsetzte. Seine Laune war nun offenbar bestens, was an den Silberlingen lag, die hell in seiner Tasche klangen.
    Konrad zuckte mit den Schultern. Er hatte wenig Lust, mit dem plötzlich freundlich gewordenen Kerl zu reden, und griff stattdessen lieber nach einer herrlich duftenden Languste.
    » Es war eine Schande, was den Templern widerfahren ist « , meldete sich jedoch Bruder Crispin de Montbard aufgebracht zu Wort. Er stammte aus der Familie eines der neun Gründer des Templerordens und vertrug es nicht, wenn man schlecht über diese vor wenigen Jahrzehnten zerstörte Gemeinschaft sprach. » Keine der böswilligen Anschuldigungen, die ihnen entgegengebracht wurden, entsprach der Wahrheit. «
    Konrad kannte Crispin gut und wusste, dass es nur wenige Themen gab, die es vermochten, den sonst so ruhigen und besonnenen Mann zur Weißglut zu bringen, und die hinterhältige, grausame Zerschlagung des Templerordens zählte zu diesen Themen. Crispin wäre aufgrund seiner Herkunft gewiss eher den Templern als den Deutschordensrittern beigetreten, wenn Erstere nicht in Crispins Jugend von König Philipp dem Schönen– aus reiner Habgier, wie es hieß– als Ketzer verbrannt oder vertrieben und ihr Orden aufgelöst worden wäre.
    Kam man auf diese schrecklichen Ereignisse zu sprechen, so konnte Crispin sehr ungemütlich werden. Deshalb war es auch äußerst unklug von dem sizilianischen Wirt, nun eine mehr als eindeutige Bewegung mit seinem Unterleib zu machen, die in verulkender Form auf die angeblich sodomitischen Vergehen der Templer hinweisen sollte, denen man nachgesagt hatte, ihr Keuschheitsgelübde nur in Hinsicht auf körperliche Nähe zu Weibsvolk eingehalten zu haben.
    » Untersteh dich! « , fuhr Crispin ihn an. Er war aufgestanden und kurz davor, sein Schwert zu ziehen. Ruhig griff Konrad nach dem Arm des Freundes und forderte ihn mit einem entschiedenen Nicken auf, sich wieder zu setzen.
    » Erzähl von den Seeleuten aus Kaffa, Wirt « , meinte Konrad nun, an den Gastgeber gewandt, um von den Templern abzulenken, indem er ein Gerücht ansprach, welches sie auf ihrem Ritt durch die Gassen der Hafenstadt Messina immer wieder aufgeschnappt hatten.
    » Ah, du meinst die Genueser! « , der Wirt schien nicht nachtragend. Vielmehr beachtete er den noch immer vor Zorn geröteten Crispin gar nicht, sondern drückte sich zu dem jungen Friedrich auf die Bank und schenkte sich selbst von seinem den zahlenden Gästen gereichten Wein ein.
    Friedrich sowie die Laienbrüder Walter und Bertold blickten sich bloß verdutzt an. Sie hatten bislang nicht ein Wort verstanden. Anders als Konrad und Crispin waren sie des Italienischen nicht mächtig und blieben deshalb auch ahnungslos, als der Wirt jetzt die tragische Geschichte erzählte, welche über die vor drei Tagen von der
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