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Die Flipflop-Bande

Die Flipflop-Bande

Titel: Die Flipflop-Bande
Autoren: Cornelia Franz
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mussten zum Glück nicht mehr aus den bunten Plastikbechern trinken. Dann schloss sie die Tür, schenkte allen ein und hob ihr Glas in die Luft. »Auf die Flipflop-Bande! Die einzige und wahre und echte und unbesiegbare Bande der ganzen Stadt!«
    »Auf die Flipflop-Bande«, antworteten die anderen.
    »Auf unsere Freundschaft.«
    »Ja! Auf Treue und Freundschaft bis in alle Ewigkeit.«
    »Flipflops forever!«
    Fritzi reckte die Faust in die Luft wie ein Fußballer. »Wir flippen, wir floppen!«, schrie sie.
    »Wir sind nicht zu stoppen!«, grölten Lotte, Hanan und Liev als Antwort.
    Als sie ihre Gläser aneinanderklirren ließen, war allen vieren ganz feierlich zumute. Und keins der Mädchen achtete noch darauf, was die Kahlköpfe in ihrer Sofaecke ausheckten.

Kein Wörtchen von Liebe
    Beim Abendessen saß Lotte mit ihren Eltern am Küchentisch und sprudelte nur so über vor lauter Neuigkeiten. Sie erzählte, was in der Schule los gewesen war, und vom Hort und natürlich von ihrer neuen Bande, die inzwischen zwar nicht mehr geheim war, aber deshalb nicht weniger geheimnisvoll. Und davon, dass die Kahlkopfkinder unbedingt auch eine Bande gründen mussten. Und von ihrem Kummer darüber, dass die anderen Mädchen sie immer wegen Memoli ärgerten, allen voran Fritzi.
    »Der Memoli aus deiner alten Kitagruppe?«, fragte Mama.
    »Klar, welcher sonst?« Lotte kaute mit vollen Backen.
    »Und warum ärgert Fritzi dich mit Memoli?« Papakonzentrierte sich auf das Radieschen auf seinem Teller, das er gerade in dünne Scheibchen schnitt.
    »Das kann man sich ja wohl denken«, meinte Mama und machte eine Miene wie ihr Lehrer Herr Abisch, wenn man nicht aufgepasst hat. »Weil Lotte in Memoli verliebt ist.«
    »Mama!« Lotte sah ihre Mutter empört an. Von Liebe hatte sie kein Wörtchen gesagt.
    Papa seufzte, ohne von seinem Teller hochzuschauen. »Ja«, sagte er. »So ist das wohl … Jetzt verliebt sich schon unser kleines Lottchen.«
    »Papa!« Lottes Augen blitzten. »Ihr redet genauso einen Müll wie Fritzi.«
    Mama strich ihr über die Haare. »Entschuldigung, meine Süße«, sagte sie. »Wir wollten dich nicht verspotten. Und natürlich ist das Quatsch. Du bist ja erst zehn Jahre alt, da verliebt man sich noch nicht.«
    »Ja, genau! Und jetzt muss ich noch was für die Schule lesen«, sagte Lotte, stand auf und trug ihr Geschirr in die Küche. Dieses Thema ging ihr gewaltig auf die Nerven.
    »Man kann sich in jedem Alter verlieben«, hörte sie ihren Vater sagen.
    In ihrem Zimmer schnappte sie sich ein Buch und verkroch sich in ihrem Hängesitz. Sie las ein paar Seiten und für einige Minuten vergaß sie tatsächlichalles um sich herum. Doch dann ließ sie das Buch sinken und schaute zum Fenster hinaus in die Bäume, durch deren Blätter der Sommerwind fegte. Irgendetwas pikste sie, so wie vorhin die Stecknadel. Nur dass es nicht in ihrem Finger piekste, sondern in ihrem Bauch. Irgendetwas war da, was ihr ganz und gar nicht passte. Und das waren nicht die albernen Bemerkungen von Mama und Papa gewesen.
    Vom Geschaukel war Lotte schon richtig dösig geworden, und sie wäre fast eingeschlafen, als sie es plötzlich wusste: Anna-Lena! Anna-Lena war ein Mädchen! Und trotzdem war sie mit Memoli, Frederik und Erkan in einer Bande! Bei denen ging das offenbar, dass ein Mädchen dabei war. Und ausgerechnet diese affige Anna-Lena, die immer so oberschlau tat. Und die damit angab, dass sie demnächst auf ein Privatgymnasium gehen würde, und die manchmal mit rot lackierten Zehennägeln ankam, was nun wirklich dämlich aussah.
    Lotte sehnte sich auf einmal danach, sich an Mama oder Papa zu kuscheln. Aber durch die Tür hindurch konnte sie hören, dass Mama in ihrem Arbeitszimmer saß und telefonierte. Und Papa hockte mit Sicherheit am Computer, so wie er es die ganzen letzten Abende gemacht hatte.
    Es war schon fast acht und eigentlich Zeit, ins Bett zu gehen. Doch als Lotte Zähne geputzt hatte und imBett lag, war sie hellwach. Wenn einem das Herz ein bisschen wehtut, kann man nicht schlafen.
    Zum Glück kam jetzt Papa und setzte sich zu ihr ans Bett. »Schlaf gut, meine Große«, sagte er und gab Lotte einen Kuss.
    »Singst du mir ein Gutenachtlied?«, wollte Lotte fragen, doch sie schluckte die Worte runter. Papa sah so aus, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg. Und diese Gedanken schienen keine fröhlichen zu sein. Lotte wurde das Herz noch ein bisschen schwerer und sie wusste gar nicht genau, warum. Vielleicht lag es daran,
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