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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau
Autoren: Jana Held
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blickte besorgt auf das Schneefeld weit unter ihnen.
    »Das glaube ich gern«, sagte er leise. »Müssen wir auf der anderen Seite wieder hinunter, um zu dieser Flammenburg zu kommen?«
    »Nein.« Luovana schüttelte den Kopf. »Wir reiten jetzt an der dampfenden Quelle vorbei, zur Wasserhöhle. Dahinter liegt der Burgweg.«
    »Sieht aus, als hätte jemand mit viel Mühe Kanten und Risse in die Steine hineingemeißelt.« Faramund hielt einen Finger an einen mannshohen Felsbrocken zu seiner Linken. »Scharf wie die Klinge eines Schwertes.«
    »Dieses Gebirge ist ein heiliger Ort, es wurde vom Feuer der Erde erschaffen«, erklärte Luovana. »Das Feuer hat alles nach seinem Wunsch geformt.« Sie lächelte Faramund an und wendete die Stute. Kurz darauf war sie hinter einem der unförmigen Felsen verschwunden.
    »Wir sollten Ihr folgen«, drängte Faramund, als er sah, daß Bruno keinerlei Anzeichen machte, seinen Fuchs anzutreiben. »Immerhin ist sie unsere einzige Hoffnung auf einen saftigen Braten und guten Wein.«
    Bruno schaute sich langsam um und wandte sich dann an Faramund. »Wenn ich Euch einen Befehl gäbe, junger Freund, würdet Ihr ihn befolgen?« fragte er leise. »Sagt rasch,« drängte er, »würdet Ihr mir gehorchen?«
    Faramund nickte zögernd. Er konnte dieser plötzlichen Ernsthaftigkeit von Bruno nichts abgewinnen. Wollte er ihn auf die Probe stellen? Dafür war wohl kaum der rechte Zeitpunkt, wenn sie die Frau dadurch aus den Augen verlieren würden.
    »Was soll das für ein Spiel sein, Herr von Falkenstein. Ich verstehe nicht recht, was Euch bedrückt. Wäre es nicht besser, wir würden der Dame folgen und diese Unterhaltung später fortsetzen?« Er betrachtete das strenge Profil des Schwertmeisters, der ihn jedoch überhaupt nicht zu hören schien. Jeder Muskel an dem Älteren schien gespannt zu sein.
    »Wenn ich Euch ein Zeichen gebe, dann springt von Eurem Pferd herunter und geht in Deckung. Habt Ihr verstanden?«
    »Was?« Faramund hob erstaunt die Brauen.
    »Fragt nicht, tut, was ich Euch sage! Jetzt!«
    Der Ritter riß mit Schwung sein Pferd herum und zog dabei sein Schwert.
    Ein leises Zischen zerriß die Stille, und der mächtige Fuchswallach des Schwertmeisters bäumte sich wiehernd auf. Ein rotgefiederter Pfeil bohrte sich in den Pferdehals. Faramund sprang aus dem Sattel des Braunen und versteckte sich hinter dem nächsten großen Stein. Er sah, wie Bruno gerade noch rechtzeitig aus dem Sattel kam, bevor das schwere Pferd den Halt verlor und zu Boden stürzte.
    »Der Pfeil kam von den Hügeln«, rief Bruno, der sich neben ihn in die Deckung rollte. »Könnt Ihr etwas sehen?«
    Faramund flog mit den Augen flüchtig über die nahen Gipfel und schüttelte den Kopf. Der Fuchs vor ihnen keuchte schmerzerfüllt und versuchte vergeblich den Kopf zu heben. Faramund wandte den Blick ab und schaute wieder zu den Hügeln. Er konnte den Anblick des blutigen Tieres nicht ertragen. Auf einem der Felsbrocken unweit von den Hügeln entfernt, stand eine Frau zu deren Füßen ein großer Adler saß. Sie hielt einen langen Bogen gespannt und zielte genau auf ihn, ließ die Sehne jedoch nicht los, sondern stand nur da, wie in Stein gehauen. Faramund wagte nicht zu atmen.
    »Sie ist eine Jägerin«, flüsterte Bruno von Falkenstein.
    Faramund wollte zustimmend nicken, unterließ es aber, weil er fürchtete, eine Bewegung von ihm würde diese geheimnisvolle Gestalt zum Leben erwecken. Es gehörte nicht viel dazu zu wissen, daß der Pfeil, der auf ihn gerichtet war, einmal abgeschossen, sein Ziel nicht verfehlen würde.
    »Sagt der Hüterin des Feuers, daß die Göttin ihr Opfer erwählt hatte.« Eine tiefe Frauenstimme klang über das Plateau und hallte gespenstig von den schwarzen Hügeln zurück.
    Leichtfüßig sprang sie von dem Stein herab, duckte sich rasch und war hinter den Felsen verschwunden, noch ehe Bruno auf seinen Beinen stand. Faramund atmete auf. Die Frauen hier waren anders als in Worms.
     

     
    »Euer Pferd ist tot«, sagte Luovana. Sie zog den Pfeil aus dem Hals des Tieres und richtete sich auf. »Die Spitze ist vergiftet.«
    »Vergiftet? Was geht hier vor?«
    Luovana wandte den Blick ab. Sie konnte dem Fremden unmöglich die Wahrheit sagen. Sie hatte geahnt, daß Lursa sich die Pferde nicht würde nehmen lassen. Wenn sie den Burgweg nicht vor der Nacht erreichten, hatte auch der Junge keine Chance, sein Pferd zu behalten. Lursa war eine gute Jägerin, besonders wenn sie für die Göttin
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