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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
Autoren: Peter V. Brett
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Baden, machen ihre Lieblings- Sharum zu ihren persönlichen Leibwachen, die nur während dem Erlöschen des Mondes kämpfen müssen! Stell dir vor, nur drei Nächte im Monat im Labyrinth!«
    »Das sind immer noch drei Nächte zu viel«, knurrte Manvah.
    Inevera war verwirrt. »Ist das Labyrinth nicht ein heiliger Ort? Ist es nicht eine Ehre, es betreten zu dürfen?«
    Manvah gab einen grunzenden Laut von sich und nahm ihre Flechtarbeit wieder auf. Soli blickte sie lange an, und in seinen Augen lag ein abwesender Ausdruck. Sein freundliches Lächeln war wie weggewischt.
    »Das Labyrinth bedeutet den Heiligen Tod«, erklärte er schließlich. »Einem Mann, der dort stirbt, ist ein Platz im Himmel gewiss, aber ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, Everam jetzt schon zu begegnen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Inevera.
    Soli schüttelte sich, und sofort kehrte das Lächeln zurück. »Beschäftige dich lieber nicht mit solchen Dingen, kleine Schwester. Das Labyrinth ist keine Bürde, die du tragen musst.«
    »Jede Frau in Krasia trägt diese Bürde, mein Sohn«, hielt Manvah dagegen, »auch wenn wir nicht Seite an Seite mit euch kämpfen.«
    Just in diesem Augenblick drang hinter dem Vorhang im rückwärtigen Teil des Verkaufsstands ein Stöhnen hervor, und etwas raschelte. Kurz darauf erschien Kasaad. Ineveras Vater würdigte Manvah keines Blickes, als er sie mit seinem Stiefel aus dem Schatten schob und den begehrten Platz für sich beanspruchte. Er warf zwei Kissen auf den Boden und ließ sich darauf plumpsen, noch während er einen winzigen Becher Couzi hinunterkippte. Im grellen Licht blinzelnd, schenkte er sich sofort den nächsten ein. Wie immer übersah er Inevera, als gäbe es sie gar nicht, und heftete seinen Blick unverzüglich auf ihren Bruder.
    »Soli! Leg sofort diesen Korb weg! Du bist jetzt ein Sharum und darfst nicht mit den Händen arbeiten wie ein khaffit !«
    »Vater, wir haben einen Auftrag, der gleich fällig ist«, entgegnete Soli. »Cashiv …«
    »Pah!« Kasaad wedelte abfällig mit der Hand. »Es kümmert mich nicht, was dieser eingeölte und parfümierte push’ting will! Leg diesen Korb weg, und steh auf, ehe jemand sieht, wie du deine neue schwarze Tracht beschmutzt. Es ist schon schlimm genug, dass wir tagsüber unsere Zeit in dem dreckigen Basar vergeuden müssen.«
    »Er scheint keine Ahnung zu haben, woher das Geld kommt«, grummelte Soli so leise, dass es Kasaad entgehen musste. Aber er hörte nicht auf zu flechten.
    »Oder das Essen auf seinem Tisch.« Manvah verdrehte die Augen. Sie seufzte. »Mach lieber, was er sagt.«
    »Da ich jetzt ein Sharum bin, kann ich tun und lassen, was ich will. Wie kommt er dazu, mir das Flechten von Palmwedeln zu verbieten, wenn mich das beruhigt?« Während Soli sprach, bewegten sich seine Hände sogar noch schneller, mit den Augen vermochte man seinen Fingern kaum noch zu folgen. Er war fast fertig mit seinem Korb, und er hatte nicht vor, die Arbeit abzubrechen. Staunend sah Inevera ihm zu. Soli konnte beinahe so schnell flechten wie Manvah.
    »Er ist dein Vater«, betonte Manvah, »und wenn du ihm nicht gehorchst, lässt er seine Wut an uns allen aus.«
    Sie wandte sich an Kasaad, und ihr Tonfall wurde sanfter. »Du und Soli, ihr braucht nur so lange zu bleiben, bis die dama die Abenddämmerung ausrufen, mein Gemahl.«
    Kasaad zog eine saure Miene und stürzte den nächsten Becher Couzi hinunter. »Womit habe ich Everam so beleidigt, dass ich, der große Kasaad asu Kasaad am’Damaj am’Kaji, der unzählige alagai in den Abgrund geschickt hat, mich dazu herablassen sollte, einen Haufen Körbe zu bewachen?« Angewidert deutete er auf ihre Arbeit. »Ich sollte zum Appell antreten und mich auf den alagai’sharak und eine ruhmreiche Nacht vorbereiten!«
    »Um mit den anderen Sharum zu saufen, meint er wohl«, flüsterte Soli Inevera zu. »Die Einheiten, die sich früh versammeln, gehen in das Zentrum des Labyrinths, wo heftig gekämpft wird. Je länger er hier herumtrödelt, umso geringer ist die Chance, dass er tatsächlich einen alagai zu sehen bekommt, während er mit Couzi vollgedröhnt ist wie ein bepisstes Kamel.«
    Couzi. Inevera hasste dieses Getränk. Es wurde aus fermentiertem Getreide und Zimt hergestellt, in winzigen Tonfläschchen verkauft und aus noch winzigeren Bechern getrunken. Allein das Schnuppern an einer leeren Flasche verbrannte Ineveras Nase und machte sie schwindelig. In dem Geruch war keine Spur von Zimt zu entdecken. Angeblich
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