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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
Autoren: Peter V. Brett
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schmeckte man das Gewürz erst nach drei Bechern heraus, aber konnte man sich noch auf das Wort von jemandem verlassen, der drei Becher Couzi getrunken hatte? Der Genuss verleitete zu Übertreibungen und Größenwahn.
    »Soli!« schnappte Kasaad. »Überlass den Frauen die Arbeit und trink mit mir! Wir wollen den Tod der vier alagai feiern, die du gestern Nacht erlegt hast!«
    »Man könnte glauben, ich hätte das ganz allein fertiggebracht, und nicht mit Unterstützung der gesamten Einheit«, brummte Soli. Seine Finger bewegten sich noch flinker. »Ich trinke keinen Couzi, Vater«, sagte er laut. »Der Evejah verbietet es.«
    Kasaad schnaubte und kippte noch einen Becher herunter. »Manvah! Bereite deinem sharik -Sohn einen Tee zu!« Er hielt die Couziflasche wieder über den Becher, aber dieses Mal kamen nur ein paar Tropfen heraus. »Und mir bringst du eine neue Flasche Couzi.«
    »Everam, schenke mir Geduld«, murmelte Manvah. »Das war die letzte Flasche, mein Gemahl«, rief sie.
    »Dann geh und kauf neue«, schnauzte Kasaad.
    Inevera hörte, wie ihre Mutter mit den Zähnen knirschte. »Die Hälfte der Zelte im Basar sind bereits geschlossen, mein Gemahl, und wir müssen diese Körbe fertigstellen, bevor Cashiv kommt.«
    Kasaad winkte gereizt ab. »Wen interessiert das schon, wenn dieser nichtsnutzige push’ting warten muss?«
    Soli sog zischend den Atem ein, und Inevera sah einen Blutflecken an seiner Hand, wo er sich am scharfen Rand eines Palmwedels geschnitten hatte. Er biss auf die Zähne und flocht weiter.
    »Vergib mir, verehrter Ehegemahl, aber der Mann, den dama Baden damit beauftragt hat, die Bestellung abzuholen, wird nicht warten«, widersprach Manvah und setzte ihre eigene Arbeit fort. »Wenn Cashiv hier eintrifft und die Bestellung ist nicht fertig, geht er einfach weiter und kauft seine Körbe wieder einmal bei Krisha. Ohne diesen Auftrag haben wir nicht genug Geld, um unsere Kriegssteuer zu bezahlen, geschweige denn um noch mehr Couzi zu kaufen.«
    »Was?!«, brüllte Kasaad. »Wo ist mein Geld geblieben? Ich bringe jede Woche hundert Draki nach Hause!«
    »Die Hälfte davon geht gleich wieder als Kriegssteuer an die dama zurück«, erklärte Manvah, »und zwanzig Draki steckst du immer in deine eigene Tasche. Der Rest wird gebraucht, um dich mit Couzi und Couscous zu versorgen, und das reicht bei weitem nicht aus, hauptsächlich weil du jeden Sabbat ein halbes Dutzend durstiger Sharum nach Hause bringst. Couzi ist teuer, mein Gemahl. Die dama schneiden jedem khaffit , der es verkauft, die Daumen ab, und dieses Risiko schlagen sie auf den Preis drauf.«
    Kasaad spuckte aus. » Khaffit würden die Sonne verkaufen, wenn sie sie vom Himmel holen könnten. Jetzt lauf los und kaufe mir neuen Couzi, damit ich die Warterei auf diesen halben Mann besser ertragen kann.«
    Soli hatte seinen Korb fertig geflochten, stand auf und knallte ihn auf seinen Stapel. »Ich gehe, Mutter. Chabin wird noch welchen haben, und er schließt sein Geschäft nie, bevor die Abenddämmerung ausgerufen wird.«
    Manvahs Augen wurden schmal, aber sie blickte nicht von ihrer Flechterei auf. Auch sie hatte angefangen, ihr Arbeitstempo zu steigern, und ihre Hände schienen nur so zu fliegen. »Ich möchte nicht, dass du weggehst, wenn die Arbeit eines ganzen Monats draußen steht.«
    »Niemand wird uns berauben, solange Vater hier bei euch sitzt«, sagte Soli, doch als er seinen Vater anschaute, der versuchte, einen letzten Tropfen von der Couziflasche abzulecken, seufzte er. »Ich bin so schnell zurück, dass ihr meine Abwesenheit gar nicht bemerken werdet.«
    »Zurück an die Arbeit, Inevera«, schnappte Manvah, als Soli losrannte. Inevera senkte den Blick und merkte erst dann, dass sie aufgehört hatte zu flechten, als sie den Verlauf der Dinge verfolgt hatte. Ohne zu zögern nahm sie ihre Arbeit wieder auf.
    Inevera wagte es nicht, ihn direkt anzusehen, aber sie kam nicht umhin, ihren Vater aus dem Augenwinkel zu beobachten. Er glotzte Manvah an, die den Korb mit ihren geschickten Füßen drehte. Bei der Arbeit waren ihre schwarzen Gewänder hochgerutscht, und man sah ihre nackten Knöchel und Waden.
    Kasaad fasste sich mit einer Hand in den Schritt und fing an, sich dort zu reiben. »Komm her, Weib, ich will …«
    »Ich! Arbeite!« Manvah nahm einen Palmenzweig von dem Haufen und brach die Wedel mit einem scharfen Knacken ab.
    Kasaad schien über ihre Reaktion ehrlich verblüfft zu sein. »Warum verweigerst du dich deinem
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