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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis
Autoren: Kate Falls
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sich jetzt eine große Erleichterung in mir breit.
    Ich hörte Wasser aufspritzen, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie meine Eltern auf mich zugeschwommen kamen. Sie umarmten mich von beiden Seiten und winkten Gemma dazu. Gemma zögerte einen Moment, dann warf sie ihre Arme um uns alle drei – zumindest versuchte sie es.
    »Geht es dir gut?«, fragte Mum und drückte eine Hand auf meinen Helm, als könnte sie meine Wange durch das Plexiglas streicheln.
    »Mir? Ja, ich bin okay. Ihr seid diejenigen, die entführt wurden.«
    »Als das U-Boot mit der Drift zusammentraf, wurden wir sofort an Bord gebracht«, sagte Dad. »Die Surfs hatten genau wie wir keine Wahl, denn Bürgermeister Fifes Handlanger drohte damit, ihren Häuptling zu töten.«
    Dann erzählten mir die drei, wie es Gemma gelungen war, Kommandantin Revas’ Gardisten auf der anderen Seite des Strudels zu erreichen und dass sie mindestens eine Stunde bis hierher brauchen würden. Wir betrachteten die Menschen um uns herum – so viele von ihnen zitterten. Obwohl es eine warme Nacht war, hatte das Meer nicht einmal annähernd Körpertemperatur.
    »Und es hält sich sonst niemand in diesem Gebiet auf?«, fragte Dad. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Krächzen. »Kein Fangschiff, keine Floater? Irgendjemand muss doch das Signal empfangen.«
    »Ich habe jede Frequenz auf dem Bedienfeld des Skimmers ausprobiert«, sagte Gemma. »Es ist niemand hier draußen.«
    »In der Werkzeugbox hinter der Bank ist eine Leuchtpistole«, sagte ich, während meine Verzweiflung wuchs. »Wenn wir vielleicht …«
    Das Funkgerät im Inneren der Kapsel knisterte und eine Männerstimme sagte: »Wir haben euer Signal lokalisiert. Sagt den Surfs, sie sollen durchhalten. Wir sind fast da.«
    Wir wechselten schockierte Blicke.
    »Wer war das?«, fragte ich.
    Mum drängte sich mit einem »Entschuldigen Sie!« neben die beiden älteren Surfs auf die Pilotenbank des Skimmers und beugte sich über die Konsole. »Das können nicht die Gardisten im Norden sein.« Sie richtete sich wieder auf und zeigte nach Westen. »Es kommt von …« Sie brach ab und schnappte nach Luft, denn in der Ferne tauchte ein kleines U-Boot zwischen den Wellen auf. Kurz darauf erschien ein zweites U-Boot. Immer mehr brachen durch die Wellen und alle glänzten im Mondlicht.
    Innerhalb einer Minute war eine Flotte aus U-Booten aufgetaucht – keine straffe Formation aus Skimmern der Meereswache, sondern Fahrzeuge unterschiedlichster Formen und Größen, die sich schnell näherten. Es waren große Kreuzer darunter, wie der, den meine Familie besaß, doch viel aufschlussreicher waren die Erntemaschinen und Mähdrescher – Schiffe, die nur unterseeische Farmer besaßen. Lars hatte gehofft, dass er ein paar Siedler aufrütteln und davon überzeugen konnte, sich an der Suche zu beteiligen, doch so wie ich das sah, waren alle Bewohner des Benthic-Territoriums gekommen, um zu helfen.
    Das Geräusch der herannahenden U-Boote rüttelte die Surfs aus ihrer Benommenheit. Die ersten Freudenschreie stiegen auf und wurden lauter, je näher die Boote kamen. Doch kurz bevor sie uns erreicht hatten, hielten sie an und der Jubel verebbte wieder.
    Ich schob mein Helmvisier zurück, denn ich kannte den Grund. »Es ist sicherer für uns, zu ihnen zu schwimmen!«, rief ich, so laut ich konnte.
    Mit tauben Gliedern und klappernden Zähnen paddelten die Surfs vorwärts – manche schwammen, andere waren kaum in der Lage, Arme und Beine zu bewegen.
    An dem großen Kreuzer ganz vorne wurde eine Luke aufgestoßen und eine Gestalt in einem Taucheranzug kletterte heraus. Lars. Auf weiteren U-Booten wurden Luken geöffnet und ich sah zu, wie meine Nachbarn ausstiegen, sich auf Trittbretter und Puffer stellten und die Hände nach den Surfs ausstreckten. Viele sprangen sogar ins Wasser, um den besonders geschwächten Menschen unter die Arme zu greifen. Gemma und ich schwammen in das Gedränge, um ebenfalls unsere Hilfe anzubieten.
    Als der letzte Surf aus dem eisigen Griff des Meeres befreit worden war, paddelte Gemma zu mir. Sie sah genauso erschöpft aus, wie ich mich fühlte – als könnte sie keinen einzigen Schwimmzug mehr tun. »Hast du den Skimmer gesehen?«, fragte sie und deutete zum Horizont, wo die Morgendämmerung wie ein Versprechen herangebrochen war.
    Ich versuchte erfolglos, mich auf den Puffer des Kreuzers hochzuziehen, um einen besseren Blick zu haben, da reichte Lars mir die Hand, zog mich an Bord und holte
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