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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Autoren: Licia Troisi
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    Unter anderen Umständen hätte San das Mädchen mit dem ersten Angriff niedergestreckt. Doch die Wunden, die er in den Kämpfen zuvor davongetragen hatte, hatten ihn gezeichnet. Er fühlte sich ungelenk, schwach, schwerfällig. Und sie war klein, flink und sehr entschlossen.
    Ein präziser Hieb, und etwas flog zischend durch die Luft, während San nur noch das Heft von Nihals
Schwert in den Händen hielt. Die Klinge lag abgebrochen am Boden. Wehmut überkam ihn bei dem Gedanken daran, dass diese Waffe, die seiner Großmutter alles bedeutet und die Ido in seinen letzten Lebensjahren immer bei sich getragen hatte, nun zerstört war.
    Es ist aus. Für immer .
    Erneut griff Amina an, und San riss die Hand hoch und blockierte damit die Klinge seiner Gegnerin. Der Stahl schnitt durch sein Fleisch, doch er hielt stand, während sein Blick den des Mädchens kreuzte. Ihre Augen waren voller Tränen. Da erwachte etwas in seinem Geist, und er sah ihn, sah in den Augen des Mädchens vor sich den kleinen Jungen, der er selbst gewesen war, damals, als er Ido verloren hatte und seine Seele noch unbefleckt gewesen war von dem Bösen, zu dem er bestimmt war. Und er fühlte sich, als sei es gerade erst geschehen, dass ihn sein Meister allein gelassen hatte.
    So verlor er sich in der sehnsüchtigen Erinnerung, und dieser Augenblick genügte Amina. Denn sein Griff lockerte sich, sie bekam die Klinge frei und stieß sie ihm, ohne zu zögern, tief in den Unterleib. Kraftlos sank er zu Boden, während Amina das Schwert herauszog und ihm die Klingenspitze an die Gurgel setzte.
    Sie blickten sich an. San am Boden, und Amina keuchend, mit ungläubiger Miene über ihn gebeugt. Sie konnte selbst nicht fassen, dass sie einen solch übermächtigen Krieger besiegt hatte.
    San lächelte sie an. »Du hast gewonnen. Noch ein kurzer Stoß, und du kannst als Heldin zu den Deinen zurückkehren.« Er schloss die Hände um die Klinge, um den Stoß mitzuführen. Dabei wusste er eigentlich,
dass es sinnlos war, dass nur die Sheireen ihn töten konnte. Aber sein Verlangen, nicht mehr da zu sein, war so brennend, so umfassend der Wahn, der seinen Geist benebelte, dass er sogar den Tod durch das Schwert dieses unbedarften Mädchens herbeisehnte. Alles war ihm recht, wenn nur diese Marter beendet wäre.
    Doch Amina verharrte. Mehr als je zuvor hasste sie diesen Mann, auch wenn er jetzt besiegt leidend vor ihr am Boden lag. Denn sie vergaß keinen Augenblick, was er getan hatte, und würde es auch nie vergessen. Ihn zu töten mochte als das einzig Richtige erscheinen. Doch sie versetzte ihm nur einen Tritt, riss die Klinge aus seinem Griff und senkte sie.
    »Was tust du denn da?«, rief San.
    »Ich gehe.«
    Er starrte sie fassungslos an. »Bist du wahnsinnig geworden?«
    »Du kannst niemandem mehr schaden, und deine Wunden sind zu schwer, als dass sie jemals heilen könnten.«
    »Ich will aber, ich muss sterben«, schrie San.
    Amina beugte sich über ihn. »Das könnte dir so passen! Du hast dich doch mit Absicht von mir besiegen lassen. Aber das ist egal. Einen Feind, der bereits tot ist, muss ich jedenfalls nicht töten. Zudem bist du meines Schwertes gar nicht würdig. Du liegst ausgeliefert am Boden, in einer Stadt, in der dich alle hassen. Hast du dafür all diese Intrigen angezettelt? Hast du dafür so viel Leid über andere gebracht? Hast du dafür alles besudelt, was dir heilig war?«

    Sie steckte ihr Schwert zurück, bedachte ihn mit einem letzten verächtlichen Blick und entfernte sich.
    San rollte sich auf die Seite und richtete sich mühsam auf. »Ich will sterben!«, rief er, »ich will sterben!«
    Tränen liefen ihm über die Wangen, während Schluchzer seine Brust schüttelten. So saß er da in diesem großen Saal und wirkte wie ein kleiner Junge, vom dem sich alle abgewandt haben.
    So tief bist du gesunken. Schreist nach dem Tod wie ein erbärmlicher Wurm. Wehr dich! Du bist der Marvash, vergiss das nicht!
    Er kroch bis zur Wand und stemmte sich mit unbeschreiblicher Mühe hoch. Er dachte an die Soldaten dort unten in den Straßen, die sich weiter grundlos abschlachteten. Die Herrscher, die diesen Krieg entfesselt hatten, waren tot, und doch ging das Gemetzel weiter. Er dachte an die Aufgetauchte Welt, an den endlosen Kreislauf von Krieg und Frieden, an die Marvashs und die Sheireens, an die Blutspur, die sie durch die Jahrtausende hinter sich hergezogen hatten. All das kam ihm völlig widersinnig vor. Und da verstand er. Eine späte
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