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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Autoren: Licia Troisi
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gemeinsam sind wir stärker als alle anderen. Gemeinsam überragen wir alles und stehen über allem.«
    Es stimmte. Sie waren eng verbunden, und Amhal konnte sich mit San austauschen, auch wenn sie räumlich weit voneinander entfernt waren, sie ergänzten sich wie zwei Hirnhälften eines Kopfes.
    Bald nach seinem Entschluss, für Kryss in den Kampf zu ziehen, hatte San Amhal gezeigt, wie er von überall Verbindung zu ihm aufnehmen konnte. Das sei sehr nützlich, hatte er gesagt, falls sie aus irgendwelchen Gründen getrennt wären und einander bräuchten, was bislang allerdings noch nicht der Fall gewesen war.
    Daher würde er, wenn er seine Hand versorgt hatte, als Erstes Kontakt zu seinem Gefährten aufnehmen.
Um die Genesung zu beschleunigen, bediente er sich eines einfachen Heilzaubers, weil ihm zu einem aufwendigeren Ritual noch die Kraft fehlte.
    Während er beobachtete, wie das Blut den Stofffetzen durchtränkte, mit dem er die Hand verbunden hatte, erinnerte er sich mit Befremden an die Zeit, in der danach gestrebt hatte, sich selbst bewusst zu verletzen. Damals hatte er sich in überharten Trainingskämpfen selbst bestrafen wollen, und den Anblick seines eigenen Blutes, das dabei geflossen war, hatte er als tröstlich empfunden. Es war der Preis, den er dafür bezahlen musste, dass er anders war, und wenn er Blut verlor, fühlte er sich fast wie die anderen. Mit jedem Tropfen war auch etwas von einer Mordlust verronnen. Aber nur zeitweise. Und durch San hatte er begriffen, dass es nicht möglich war, sich die Verlockung des Bösen aus dem Herzen zu reißen, auch nicht, indem man sein Blut vergoss.
    Jetzt löste der Anblick des Blutes keinerlei Schwindel mehr bei ihm aus, sondern führte eher zu handfesten Überlegungen. Das Blut rann noch aus der offenen Wunde, das bedeutete Gefahr. Er musste etwas tun: das Blut stillen, sich behandeln, sich kurieren.
    Das war aus seinem Leben geworden, ein einziger Kampf ums Überleben, und es war genau das, was er sich immer gewünscht und durch Kryss erhalten hatte. Ein Leben ohne Gefühle war ein Leben ohne Schmerz. Zu wissen und empfinden zu können war nicht notwendigerweise ein Gut.
    Der Zauber, durch den er sich mit San in Verbindung setzen konnte, war alles andere als einfach.
Amhal wusste, dass er nicht in der Verfassung war, ihn sicher zu bewältigen. Dennoch wollte er es versuchen.
    Aus dem Stiefel zog er den Dolch, den ihm sein Meister San als Zeichen ihrer Bruderschaft geschenkt hatte, gleich nachdem sie zum Heer der Elfen gestoßen waren. Dabei hatte er sich mit der Klinge die Haut eingeritzt, um mit einem Tropfen Blut ihre Verbundenheit zu besiegeln.
    Einen Moment lang starrte Amhal auf die Waffe, stach sich dann in den Finger und wartete, bis der Stahl das Blut buchstäblich aufgesogen hatte. Schon spürte er, wie seine Kräfte schwanden, versuchte aber, den Zauber nicht abzubrechen. Kaum hatte er begonnen, die rituellen Worte zu sprechen, wurde ihm schwindelig, und Übelkeit drehte ihm den Magen um. Es ging nicht, er musste aufhören, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Seufzend lehnte er sich gegen einen Baumstamm. Die Sonne färbte bereits den Himmel, die lange Nacht ging zu Ende, und er war furchtbar erschöpft. Beim ersten Tageslicht fielen ihm die Augen zu.
     
    Seit Kryss ihm die Gabe der Gefühllosigkeit verliehen hatte, träumte Amhal nicht mehr. Seine Nächte waren finstere Schlunde, die ihn abends verschluckten und morgens wieder ausspuckten, rein und unschuldig, als sei er gerade erst zur Welt gekommen.
    Doch heute träumte er. Da folgte er einem Trampelpfad, der sich durch eine karge, sturmgepeitschte Ebene schlängelte. Doch trotz der Trostlosigkeit dieses
Ortes fühlte er sich unbeschwert. Das Fehlen von Leben bedeutete für ihn Reinheit, Ordnung, die extreme Strenge toter Dinge.
    Anfangs bewegte er sich schnell und leichtfüßig, wie schwerelos. Einem Skelett ähnlich kam er sich vor, die Knochen dank des reinigenden Windes von Fleisch und Blut befreit. Doch je weiter er kam, desto deutlicher merkte er, wie neues Fleisch seine Knochen umhüllte. Er spürte das mühsame Beugen und Strecken der Muskeln und wie sich das Blut durch die Adern kämpfte, und all das erschöpfte ihn wie eine immer schwerere Last, die ihn zu Boden drückte.
    Nun zeichnete sich an dem gelblichen Himmel, der die Ebene überspannte, eine mächtige Gestalt ab. Zwar konnte er ihre Umrisse nicht genau erkennen, doch er wusste, wer es war: die Sheireen. Sie war riesengroß,
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