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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Autoren: Licia Troisi
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einmal Erinnerungen,
die ihr verraten hätten, wer sie war und woher sie stammte. Selbst aus dem Nichts geboren, fiel es ihr schwer, den Leuten ins Gesicht zu schauen, zeigten ihr deren Blicke doch ganz deutlich, wie wenig sie zu ihrer Welt gehörte.
    So starrte sie auf das Muster der Pflastersteine, das sich unter ihren Füßen entlangzog, und konzentrierte sich auf das rhythmische Geräusch ihrer Schritte auf dem Weg. Dabei dachte sie mit Herzklopfen an Amhal. Während sie hier in Neu-Enawar wertvolle Zeit verlor, entfernte er sich immer weiter Richtung Westen, hin zu dieser neuen Kriegsfront, von der man im Wirtshaus gesprochen hatte.
    Vor einem imposanten Gebäude blieben sie stehen. Mehr als die Höhe war es die Breite, die beeindruckte, und auch die Fassade, die mit Platten aus abwechselnd schneeweißem Marmor und schwarzem Kristall verkleidet war, die sich zu einem Muster fügten, das die klobige Form des Gebäudes noch stärker betonte. Adhara zitterte. Es war der Ratspalast, wo nun der Hof residierte, oder genauer das, was noch von ihm übrig geblieben war.
    Ihre Bewacher schienen zu spüren, wie sich ihre Muskeln versteiften, denn sie verstärkten den Griff um Adharas Oberarme.
    »Los!«, forderte einer sie auf.
    Widerstrebend, ohne den Blick zu heben, trat Adhara ein. In den Fluren, die sie nun durchquerten, drängten sich die Soldaten. Manch einer blickte sie an, möglicherweise, weil er sie wiedererkannte. Was die jetzt wohl denken mochten? Vielleicht, dass man sie wegen
Verrats verhaftet hatte und aburteilen würde. Mit Sicherheit war ihnen bekannt, weshalb sie den Hof verlassen hatte, und für sie musste es so aussehen, als würde sie mit dem Mörder des Königs unter einer Decke stecken.
    Eine lange Treppe führte sie ins Untergeschoss, wo es nach Moder und Tod roch, dort blieben sie vor einer verschlossenen Holztür stehen. Davor saß eine junge Frau, die sich offensichtlich um die Kranken draußen auf der Straße kümmerte, denn solch eine seltsame Maske hing ihr über der Brust. Adhara erkannte sie: Es war Dalia, Theanas Leibdienerin. Sie erinnerte sich an ihr Jungmädchengesicht, ihr offenes Lächeln. Doch heute lächelte sie nicht, und sie war auffallend blass.
    »Ist unsere Herrin anwesend?«, fragte einer der Soldaten sie, nachdem er sich zum Gruß leicht verneigt hatte.
    Dalia nickte und warf dann einen Blick auf Adharas Handgelenke. »Wozu die Fesseln?«
    »Sie wollte fliehen. Anders konnten wir sie nicht bändigen.«
    »Der Befehl der Hohepriesterin war eindeutig…« »Aber sie hat auch klargemacht, dass wir ihr das Mädchen unbedingt bringen sollten, um jeden Preis.«
    Dalia bedachte den Soldaten mit einem vielsagenden Blick. »Nun gut, aber jetzt ist sie in meiner Obhut. Ihr könnt gehen.«
    Die beiden Männer verabschiedeten sich, während Dalia Adhara unterfasste.
    »Tut mir leid, wenn sie grob zu dir waren. Das war gewiss nicht im Sinn der Hohepriesterin.«

    Adhara versteifte sich, ließ sich aber über die Schwelle führen und betrat einen engen, nur schwach beleuchteten Raum. An den Wänden reihten sich Regale voller Bücher, Fläschchen und anderer Glasgefäße. Vor der hinteren Wand stand ein Tisch, auf dem sich Pergamentrollen und Folianten stapelten, und darüber gebeugt saß Theana, die Adhara seit ihrem letzten Treffen merklich gealtert schien. Ihr weißes Haar war zerzaust und ihre Stirn von tiefen Falten durchzogen. Sie war derart von ihrer Arbeit eingenommen, dass sie nicht aufblickte.
    Die Leibdienerin verneigte sich. »Verzeiht, Herrin, aber das Mädchen ist eingetroffen.«
    Reglos, die noch gefesselten Hände vor der Brust zu Fäusten geballt, stand Adhara da.
    Jetzt erst hob Theana den Blick und legte den Gänsekiel, mit dem sie geschrieben hatte, nieder. Langsam, so als bedeute es eine ungeheure Anstrengung für sie, stand sie auf. »Willkommen«, sagte sie.
    Adhara antwortete nicht.
    »Lass uns allein, Dalia«, fügte die Hohepriesterin noch hinzu, und nach einer weiteren Verneigung verschwand das Mädchen durch die Tür.
    Theana trat näher, um die Fesseln zu lösen, und Adhara schrak zusammen, als die Finger der Frau sie berührten.
    »Lasst mich gehen«, murmelte sie.
    »Du bist nicht meine Gefangene«, antwortete Theana, wobei sie Adhara fest in die Augen sah.
    »Ach nein? Aber Eure Wachen haben mich ergriffen und auf einem Karren eingesperrt hierhergebracht. Also, was habt Ihr mit mir vor?«

    Theana antwortete nicht. Ihr Blick flackerte, während sie Adhara
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