Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
noch lebendig und auf freiem Fuß.
Viele stilisieren Caesar zu einem römischen Pharao hoch. Im
Stillen, versteht sich.«
    »Er würde
niemals versuchen, sich selbst zum König zu machen, ob mit
oder ohne Kleopatras Reichtum!«, stellte Julia erhitzt
klar.
    »Zufällig
bin ich da deiner Meinung. Das meinte ich mit Irreführung. Er
sorgt dafür, dass der Senat sein Augenmerk auf Kleopatra richtet,
während er eigentlich stärker auf seine anderen
Aktivitäten achten sollte.«
    Ihre Augen verengten
sich. »Was meinst du damit?«
    »Dieser Kalender
ist nur eine seiner Reformen. Er plant noch jede Menge weiterer
Neuerungen, und einige von ihnen sind gewaltig und einschneidend.
Er will die Stadt komplett umbauen lassen: neue Fora, ausgedehnte
Stadtmauern, gewaltige öffentliche Bauten und sogar ein
dauerhaftes, steinernes Amphitheater.«
    »Na und? Solche
Neuerungen sind längst überfällig. Rom ist das
Zentrum eines riesigen Reiches und bisher nicht viel mehr als ein
italischer Stadtstaat. Das ist natürlich
änderungsbedürftig.«         
    »Das ist noch
die geringste Neuerung. Er will auch den Senat
reformieren.«
    »Auch das halte
ich für keine schlechte Idee.«
    »Er hat vor,
Provinzbewohnern den Zugang zum Senat zu eröffnen. Nicht nur
langjährigen Provinzbewohnern wie jenen Norditalias oder
Südgalliens, sondern auch Spaniern und Galliern aus seinen neu
eroberten Provinzen. Sie sind dann natürlich allesamt seine
Klienten, weil er ihnen das Bürgerrecht verschafft
hat.«
    Das ernüchterte
sie. »So bald schon? Ich wusste wohl, dass er Pläne
für sie hat, aber ich dachte, in ein oder zwei Generationen,
nachdem sie die Möglichkeit hatten, sich vollends zu
romanisieren, und dann auch nur für die Söhne der mit ihm
verbündeten Stammesführer. Hat er wirklich vor, die
Verleihung der Bürgerrechte noch in dieser Generation
auszuweiten?«
    »Im Laufe des
nächsten Jahres«, informierte ich sie. »Und bis
die Germanen dran sind, dauert es auch nicht mehr lange. Wer
weiß, welche Pläne er für die Parther hat.«
Zu jener Zeit plante Caesar einen Feldzug gegen
die Parther, um die Adler zurückzuerobern, die Crassus
während der Schlacht bei Carrhae verloren hatte, und die Ehre
Roms in jenem Teil der Welt wiederherzustellen.
    »Das sind in der
Tat einschneidende Neuerungen«, stimmte Julia zu. »Und
sie werden bei den verbliebenen Konservativen, den Brutii und ihren
Verbündeten nicht gut ankommen.«
    »Sie werden bei
niemandem in Rom gut ankommen«, erklärte ich.
»Aber Caesar denkt, dass er in seiner Position als Diktator
unangreifbar ist. Ich weiß, dass er sich da
irrt.«
    »Ich muss mit
ihm reden.« 

Kapitel 2
    Die nächsten Tage
verbrachte ich diskutierend oder auf der Flucht, alldieweil ganze
Abordnungen geschädigter Bürger mich aufsuchten, um sich
über den neuen Kalender zu beschweren. Als Erstes kamen
Geschäftsleute, deren Mieten oder andere Einkommen
üblicherweise monatlich berechnet wurden und die wegen der so
ungeniert von Caesar ausradierten Phantommonate in Sorge waren.
Doch das Ganze sprach sich mit unglaublicher Schnelligkeit herum,
und als Nächstes fielen die Priester Hunderter Tempel in Rom
ein, die sich wutentbrannt darüber beschwerten, dass Feste
verschoben werden mussten oder komplett ins Wasser fielen, und die
mich bestürmten, was ich in dieser Angelegenheit zu unternehmen
gedächte? Dann erschienen die Amtsträger der Städte,
die auf die Massen der Feiernden angewiesen waren, die jedes Jahr
zu ebendiesen Festen in die jeweiligen Städte kamen und
während ihres Aufenthalts jede Menge Geld ausgaben.
    Es gab viele
prominente Männer, die wie Roscius im Dezember Munera zu Ehren
ihrer verstorbenen Vorfahren geplant hatten, da dies der Monat war,
in dem solche Trauerfeierlichkeiten traditionell abgehalten wurden,
und die gemeinen Bürger waren aufgebracht, dass sie um diese
Darbietungen betrogen werden sollten, die sich inzwischen der
gleichen Beliebtheit erfreuten wie die offiziellen
Spiele.
    Und dann waren da noch
die Erben. Was die Wartezeit zwischen dem Tod eines Mannes mit
Besitz und dem Tag anbelangte, an dem seine Nachkommen ihr Erbe
beanspruchen konnten, waren die gesetzlichen Vorschriften sehr
strikt. Man durfte davon ausgehen, dass es ziemlich viele
Nachkommen gab, die im Laufe der drei fehlenden Monate das Geld und
das Eigentum ihres alten Herrn zu beanspruchen gedachten und deren
Ansprüche auf ihr Erbteil und die ihnen zustehenden
Vermächtnisse sich auf einmal in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher