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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte
Autoren: Gerhard Rose
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Burschen vom Sicherheitsdienst des Barbican Centre zu becircen. Er würde sie abends hineinlassen, sie würde hinter der Bühne die Strafe vollstrecken und verschwinden. Danach würden sie sich auf die Suche nach diesem van Loenhout und dem Buch machen.
    "Das
Tor der Musik
," dachte sie, "wie viele Jahre habe ich nach ihm gesucht! Noch nie war ich meinem Ziel so nahe. Irgendwie werde ich diesen van Loenhout finden, und ich werde die Wahrheit aus ihm rausholen. Ob er das Buch hat, oder an wen es verkauft wurde, ich finde es raus! Diese Menschen! Ich werde sie nie wirklich verstehen, egal wie lange ich unter ihnen lebe. Es gibt mehr als genug Gründe, warum wir uns von ihnen zurückgezogen haben, und warum wir die Feenwelt vor ihnen schützen müssen."
    Merlane stand am Fenster und schaute über die Dächer der Stadt hinweg in die Ferne. Nur allmählich gelang es ihr, die unsteten Gedanken zu beruhigen, sich mehr und mehr auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag. Sie war eine Fee, sie hatte Zeit, viel mehr Zeit als dieser van Loenhout, oder als dieser Dennehy, und ihr standen andere Mittel und Wege zur Verfügung.
    Ein junger Mann war hereingekommen. Nach einem kurzen Gespräch mit Richard Harrigans Sekretärin setzte er sich in einen der Sessel und drehte diesen so, daß er den Eingang im Auge hatte.
    Sie achtete nicht weiter darauf. Die Unruhe und Betriebsamkeit in der Agentur störten sie. Ständig klingelten Telefone, ein Bote brachte Pakete, die Angestellten liefen geschäftig von einem Zimmer zum anderen. Ein nervöser junger Mann, an seinem Violinkasten als Musiker erkennbar, wartete aufgeregt und ungeduldig, zu Richard Harrigan vorgelassen zu werden. Ein typisch britischer Gentleman, gut gekleidet und etwas steif in seinem Gehabe, wurde von Richards Geschäftspartner mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßt und hereingebeten. Vielleicht war er der Anwalt eines Künstlers, den die Agentur betreute.
    Merlane sah aus dem Fenster und hoffte, Sean Dennehy würde bald erscheinen. Es war doch schon fast eine Stunde vergangen. Sie wandte sich kurz zur Tür und sah einen Mann hereinkommen, der vorhin erst die Agentur verlassen hatte. Der junge Mann stand auf, und sie sprachen leise miteinander. Hätte sie es gewollt, sie hätte das Gespräch dennoch belauschen können. Aber was ging sie dieser Künstlerbetrieb an?
    Sie wurde erst aufmerksam, als die beiden einige Minuten später eilig aufstanden und auf Richard Harrigans Büro zugingen. Ein Mann war mit raschen Schritten hereingekommen und geradewegs auf Richards Sekretärin zugegangen.
    "Mister Harrigan bat mich, sofort herzukommen. Er wartet auf mich."
    Merlane sah ihn gerade noch von hinten, als er Richards Büro betrat, kurz darauf gefolgt von den beiden Männern. Das war doch ... van Loenhout! Sie traute ihren Augen nicht. Wieso kam der hierher? Was ging hier vor? Stimmt, van Loenhout sollte verhaftet werden, das hatte Mister Harrigan am Telefon zu Sean Dennehy gesagt. Wie hätte sie ahnen können, daß dies hier geschehen sollte?!
    Sie mußte sofort handeln. Nur wie?
    "Was geht hier vor?" fragte sie die Sekretärin.
    "Tut mir leid, Miss Merlane, aber das ist eine geschäftliche Angelegenheit von Mister Harrigan." sagte sie mit beleidigtem Tonfall.
    Merlane murmelte einen unverständlichen Satz und sah der Frau starr in die Augen.
    "Wie es aussieht, betrifft diese Angelegenheit auch mich. Also, was geht hier vor?"
    Die Sekretärin schluckte und antwortete gehorsam.
    "Dieser untersetzte Mann, der zuerst hineinging, ist ein Betrüger. Die beiden anderen Männer sind von der Polizei."
    "Versuchen sie erst gar nicht, mich am Hineingehen zu hindern!" sagte Merlane energisch und ging an der Frau vorbei in Richards Büro. Sie öffnete und schloß die Tür so rasch und lautlos, daß keiner der Anwesenden sie zunächst bemerkte.
    Richard Harrigan stand mit zornigem Gesicht hinter seinem Schreibtisch und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das gefälschte Gemälde.
    "Aber Mister Harrigan," sagte van Loenhout mit gespielter Entrüstung, "wie können sie so etwas behaupten? Ich bitte sie! Ich bin ein seriöser Geschäftsmann. Wenn dieses Bild tatsächlich eine Fälschung wäre, was ich trotz ihrer Behauptung einfach nicht glauben kann, dann hätte man mich genauso betrogen. Selbst als Experte bin ich nicht davor gefeit, auf eine Fälschung hereinzufallen. Man hat mir versichert, das Gemälde sei echt, und nach meiner festen Überzeugung ist es das auch."
    "Ach, van Loenhout,
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