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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Jane Borodale
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Am dunstigen Himmel zeigten sich keine Wolken, nur ein milchiges Blau erstreckte sich höher und höher. Über den Buchen bewegten sich Mauersegler und Hausschwalben als schwarze Flecken durch die Luft, nahezu unsichtbar. Es war ganz still. Ich kann mich an den Anblick der Samen an den schwankenden Spitzen der Gräser erinnern, und an die winzige violette Wicke, die sich in die Hecke neben mir gewunden hatte. Die Sonne brannte herunter. Ich hörte noch das Quietschen, als Ann das Gatter schloss, dann schlief ich ein.
    An das meiste, was nun geschah, erinnere ich mich nicht gern. Sein Gesicht war dicht über mir und verdeckte den Himmel, und sein Hals roch nach warmem Stein. Ich weiß noch, wie es sich anfühlte, als seine Hände mich rieben, wie er es manchmal tat, wenn er mich zu fassen bekam. Seine Finger in mir fühlten sich an, als würde eine Ziege auskeilen. Zuerst war es beinahe angenehm. Ich öffnete mich weiter und schloss meine Augenlider, durch die rot die Sonne schien. Das Gewicht der Sonne auf mir war wie ein Segen. Dann schob er meine Knie unter meinen Röcken weiter auseinander und legte sich der Länge nach auf mich. Ich musste ihm in die Hand beißen, die er mir auf den Mund presste. Die Hand war salzig und voller Muskeln. Die Sonne blendete mich, und mein Kopf wurde in die weiche Böschung gedrückt. Es war unerträglich. Vor Schmerz und Ekel begann ich laut zu würgen. Dann war es vorbei. Er rollte sich von mir herunter und saß da, die Augen in der Sonne zusammengekniffen, wie ein Mann, der sich oben auf dem Hügel an die Kapelle lehnt und die Aussicht genießt.
    Dann sagte er nur: »Seh dich am Dienstag«, pfiff nach seinem schmutzigen Hund, damit dieser kam und die Kaninchenlöcher in Ruhe ließ, und schlenderte den Weg hinauf. Es war, als wäre ich überhaupt nicht da. Meine Beine zitterten unter mir, als ich aufstand, und ich spuckte in die Hecke, um die Erinnerung an ihn loszuwerden.
    Hatte ich das, was geschehen war, ausgelöst? Bestimmt lag es an etwas, was ich getan hatte. Ich hatte geglaubt, dass er mich mochte.
    Ich wartete eine Stunde oder länger, bis man nicht mehr sehen konnte, dass ich geweint hatte. Dann ging ich vom Feld nach Hause und schloss das Gatter hinter mir.
    Ich war sicher, dass sie meine Schuld und meine Scham sehen würden, meine Veränderung irgendwie riechen oder irgendein Zeichen davon erkennen. Mir war zu beklommen zumute, um ins Haus zu gehen. Ich setzte mich auf den Granittrog neben der Hintertür und schlug mit den Fersen dagegen, bis das letzte Tageslicht strahlend gebündelt hinter den Dornenhecken am Feldrand unterhalb des Hauses verschwunden war. Fledermäuse flogen über meinen Kopf. Im Cottage stritten Lil und Ab zwischen Hausflur und Stube. Ich sah Ann ins Hinterzimmer gehen und die Binsenlichter entzünden. Ihr Gesicht wurde von unten von dem flackernden Lichtschein angestrahlt, als sie in die Nähe des Fensters kam. Als die Dunkelheit in das Tal einsickerte, wurde es allmählich kühler. Fröstelnd wartete ich auf die Heimkehr meines Vaters. Schließlich sah ich seine Gestalt im Halbdunkel den Fahrweg entlangkommen. Durch die Holzknüppel, die er sich auf den Rücken gebunden hatte, wirkte er größer. Die Knüppel waren der deutlichste Teil seines Schattens, der sich auf den weißen Wänden abzeichnete, als er um die Ecke auf mich zukam. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass er nüchtern war.
    »Ist deine Mutter wieder da, Ag?«, war alles, was er sagte, als er mich sah. An der Stufe klopfte er sich den Lehm von seinen großen Stiefeln und ließ sein Bündel zu Boden gleiten. Noch bevor ich antworten konnte, bückte er sich unter dem Türsturz hindurch, und ich folgte ihm ins Haus.
    Als er den Raum betrat, legte meine Mutter Hester ab und stand auf, um das Abendessen aufzutragen. Sie hatte genug vom Flicken, und ihr Mund wurde zu einer harten Linie, als sie sah, dass mein Rock an der Seite einen Riss hatte.
    Es war September, die arbeitsreichste Zeit des Jahres.
    * * *
    »Agnes!«, ruft sie. Ich bin so in Gedanken, dass ich beinahe das Schweineblut auf den Steinen im Hof verschütte. Ich halte den Topf wieder gerade. Es ist so viel Blut, mehr als vier Liter. Überall auf dem Boden sind rote Spritzer, und meine Füße schmerzen vor Kälte.
    »Was ist los mit dir, du Träumerin?«, schimpft meine Mutter. In der kalten Luft schwebt ihr Atem weiß um ihren Kopf, sodass ich ihren Mund kaum sehen kann.
    Mein Onkel schlitzt das Schwein auf, und die dunklen
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