Die Farben der Freundschaft

Explosion, dann noch eine und wieder eine. Jeder neue farbenprächtige Lichteffekt wurde von der Zuschauermenge mit lautem Applaus begrüßt. Es war so, wie Ezekiel gesagt hatte: fantastisch. Rotweiß-blaue Regenbögen wölbten sich vor dem Hintergrund der Skyline von New York, Silberfontänen ergossen sich wie schimmernde Wasserfälle vom Himmel, purpurrote und indigoblaue Sterne explodierten überall.
    In diesem Augenblick, als der Himmel in eine so überwältigende Farbenpracht und Lichtfülle getaucht war, lockerte ich den Griff um die Papierrolle, die ich schon die ganze Zeit in der Hand hielt. Und dann, als ein Schwall goldenes Licht vom Himmel rieselte, löste ich vorsichtig das Band. Langsam rollte ich das steife Papier auseinander, bis ich es frei und offen unter all den weit gespannten Regenbögen und blinkenden Sternen in meinen Händen hielt.
    Wir waren hier Tausende Kilometer von zu Hause entfernt, aber ich hielt das Bild dem funkelnden Licht entgegen, dieses Bild von dem hoffnungsvollen kleinen Jungen aus den Elendssiedlungen von Soweto, die Kleider zerlumpt und zwei Nummern zu groß und in der Hand seine hell leuchtende rote Malkreide.
    »Sieh dir das an, Julian«, flüsterte ich. »Ich habe dich mit in die Freiheit genommen.«

NACHWORT
    ALS die Unruhen in Soweto ausbrachen, dachten viele, dies sei der Anfang vom Ende der Apartheid. Die Bilder von den Aufständen gingen um die Welt.
    Die südafrikanische Regierung reagierte auf die Unruhen, die sich an der Afrikaans-Vorschrift für schwarze Schulkinder entzündet hatten, indem sie den Gesetzesentwurf umgehend zurücknahm.
    Auch die Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts waren in Südafrika blutig und turbulent, aber es wurde immer deutlicher, dass die Ära der Apartheid ihrem Ende zuging.
    Am 10. Februar 1990 meldeten die Schlagzeilen der Zeitungen weltweit, dass Südafrikas bekanntester politischer Gefangener, Nelson Mandela, freigelassen worden sei und mit ihm Hunderte weitere schwarze politische Häftlinge. Unter ihnen waren berühmte schwarze Künstler.
    1994 wurde das Apartheidsystem in Südafrika endgültig abgeschafft.

 
    Über die Autorin
     
    Linzi Glass
     
    Die Autorin Linzi Glass, in Johannesburg, Südafrika geboren, ging als Jugendliche in die USA.
    Sie hat zahlreiche Artikel, Bühnenstücke, Drehbücher und Kurzgeschichten geschrieben.
    Im Jahr des Honigkuckucks ist ihr erster Roman und ihr erstes Buch bei Hanser.
    Linzi Glass lebt heute mit ihrer Tochter in Los Angeles.
     
    Daten, Fakten, Jahreszahlen
     
    In Johannesburg, Südafrika geboren;
    Verfasste zahlreiche Artikel, Bühnenstücke sowie Kurzgeschichten und Drehbücher;
    Im Jahr des Honigkuckucks ist ihr erstes Buch bei Hanser;
    Lebt heute mit ihrer Tochter in Los Angeles;
     
    Bibliographie
     
    Im Hanser Kinderbuch sind erschienen:
    2010 Im Jahr des Honigkuckucks. Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Jugendbuch.
     
    Auszeichnungen
     
    •     2010 Beste 7 Bücher für junge Leser, Deutschlandfunk