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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Junge.
    »Genau. Der Fluss war vorher in diesem Teil der Höhle nur ein paar Zentimeter tief, und die Leute konnten hier herumlaufen, statt mit dem Boot zu fahren. Unter Wasser sind sogar noch Teile des ursprünglichen Gehwegs erhalten.«
    »Wie kommt es, dass nicht die ganze Höhle überflutet wird?«
    »Ely war so schlau, den Durchgang nicht komplett zu verschließen. Er hat am Fuß der Mauer eine Öffnung gelassen, durch die das Wasser abfließen kann. Noch Fragen, bevor wir umdrehen?«
    »Ich habe eine«, sagte eine junge Frau zwei Reihen hinter dem Jungen. »Wenn die Höhle so abgeschlossen ist, wo kommt dann die Luft her?«
    »Ursprünglich gab es drei Aufzüge zur Oberfläche. Nachdem Ely den Weg zum natürlichen Zugang abgeschnitten hatte, wurde einer davon zu einem Lüftungsschacht umgebaut. Von oben wird frische Luft hereingeblasen, und das hat den zusätzlichen Vorteil, dass im Sommer die Temperatur in der Höhle steigt. Einige von Ihnen empfinden es vielleicht trotzdem als ziemlich kühl, aber wenn es die warme Luft aus dem Schacht nicht gäbe, herrschten hier nur zehn Grad, der Kälte des Wassers entsprechend. Durch die Belüftung steigt die Temperatur auf ungefähr fünfzehn Grad.
    Wenn es keine Fragen mehr gibt, kehren wir jetzt um. Ehe Sie sich versehen, sind Sie wieder oben und schmoren in der Hitze.«
    Ihre Bemerkung löste das übliche Kichern und Stöhnen aus.
    »Hat keine Eile«, sagte jemand. Doch es gab keine weiteren Fragen.
    »Sie haben vielleicht bemerkt«, fuhr Darcy fort, »dass in beiden Booten die erste Sitzreihe frei gelassen wurde. Das war kein Versehen. Wir haben das Ganze geplant . Es ist viel einfacher, Sie umzudrehen als die Boote. Deshalb möchte ich nun die Leute in der ersten besetzten Reihe bitten, vorsichtig aufzustehen, kehrtzumachen und sich auf die Sitze zu pflanzen, die wir praktischerweise frei gelassen haben.«
    Die drei Ausflügler auf den vorderen Bänken beider Boote folgten ihren Anweisungen.
    Dazu gehörte auch Kyle Mordock. Darcy war froh, seinem permanenten Starren zu entkommen. Bald würde sie sich auf der entgegengesetzten Seite des Boots befinden.
    Auf ihr Kommando drehte sich eine Reihe nach der anderen um und setzte sich eine Bank weiter nach vorn. Insgesamt gab es sieben Sitzbänke. Es dauerte nicht lange.
    »Okay, jetzt kommt für Tom und mich der lustige Teil. Wenn die Leute auf der linken Seite ein Stück zur Mitte rutschen, führen wir unser waghalsiges Kunststück vor.«
    »Trommelwirbel, bitte«, sagte Tom.
    In der Mitte von Darcys Boot hatte ein ungefähr siebenjähriges Mädchen den Ellbogen auf dem Dollbord liegen. Darcy lächelte sie an und winkte sie zur Seite. Die Mutter zog das Mädchen aus dem Weg.
    Darcy ließ den Felszacken los. »Wenn Tom und ich großes Glück haben«, sagte sie, »erreichen wir das andere Ende des Boots, ohne nass zu werden.«
    Der einzige Führer, der kürzlich bei diesem Manöver ins Wasser gefallen war, war Dick Hayden. Er hatte es letzte Woche absichtlich getan, zum Vergnügen der Touristen, und geschworen, diese Nummer nie wieder zu bringen. Als Darcy ihn fünfundvierzig Minuten danach aus dem Aufzug kommen sah, waren seine Kleider durchnässt, er zitterte, und sein Gesicht war blau. Er bekam eine Erkältung und fehlte drei Tage bei der Arbeit.
    Darcy wusste von niemandem, der jemals versehentlich in das kalte Wasser gefallen wäre. Der Gang zum anderen Ende des Boots mochte schwierig erscheinen, doch sie betrachtete es als Kinderspiel.
    Mit ausgestreckten Armen stieg sie auf das Dollbord. Obwohl es breiter als ihre Füße war, balancierte sie darüber, als wäre es ein Hochseil im Zirkus. Sie sah Tom auf dem Rand des anderen Boots einen ähnlichen Auftritt absolvieren.
    Er verschwand.
    Darcy hatte das Gefühl, ihre Sehkraft wäre auf einen Schlag erloschen.
    Alles war schwarz.
    Perfekter Zeitpunkt für einen Ausfall der Beleuchtung.
    Leute keuchten erschrocken auf.
    Sie wackelte und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
    » SCHEISSE! « Das war Tom.
    Dann ein dumpfer Aufprall, ein heftiges Platschen.
    Besorgte Stimmen. »Ist er runtergefallen? … Er ist gefallen! … O mein Gott!«
    »Ruhe!«, rief Darcy. »Alle sitzen bleiben!« Sie griff an ihre Seite, zog die Taschenlampe vom Gürtel, schaltete sie an und richtete den Strahl auf das andere Boot. Tom war nicht da. Angst schnürte ihr die Kehle zusammen.
    »Tom!«, schrie sie. Keine Antwort.
    Der blasse Lichtkegel glitt an der Backbordseite des Boots über das
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