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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Darcy.
    »Okay, Kumpel.« Greg. »Du bist der Typ mit der Peterbilt-Kappe und den Cowboystiefeln. Du nimmst dich jetzt sofort zusammen.«
    Stille.
    Es muss ein echter Schock für den Spinner sein, dachte Darcy, zu hören, wie ihn jemand beschreibt, der ihn im Dunklen nicht mal sehen kann.
    Sie blickte erneut über die Schulter. Die Taschenlampe war noch immer auf die Anlegestelle gerichtet. »Wir sind gleich da«, sagte sie.
    Nur noch ungefähr zehn Meter. Obwohl es nicht besonders anstrengend war, das Boot zu ziehen, spürte Darcy die ersten Schmerzen. Ihre Arme waren nur ein wenig schwer, doch die Rückenmuskeln – besonders an den Schulterblättern, aber auch weiter unten am Rückgrat – waren heiß, taten weh und fühlten sich an, als verknoteten sie sich. Ihre Hinterbacken schmerzten ebenfalls. Genau wie die Rückseiten ihrer Beine.
    Das ist der Lauf der Dinge, dachte sie. Man wird einundzwanzig, und der Körper verabschiedet sich. Von da an geht es nur noch bergab.
    Sie grinste.
    Der widerliche Deke hatte sie nach der Party letzten Monat auf dem Parkplatz von Sam’s festgehalten und versucht, dem besoffenen Geburtstagskind einen Kuss abzuringen, und sie hatte ihn von Kopf bis Fuß vollgekotzt. Was er für ein Gesicht gezogen hatte! Dann hatte er selbst gereihert und sie verfehlt, weil sie zur Seite gesprungen war. Die Geschichte zirkulierte auf dem gesamten Campus. Man hatte begonnen, sie »Kübel-Darcy mit dem Kuss des Todes« zu nennen.
    Gott sei Dank hatte das Semester kurz darauf geendet.
    Im Herbst, dachte sie, wird das alles Geschichte sein.
    Im Herbst könnte ich Geschichte sein.
    Ihr Magen verkrampfte sich.
    Uns passiert nichts.
    Vergiss den Pool. Ich verbringe den Nachmittag lieber in der Badewanne, in so heißem Wasser, dass der Spiegel beschlägt. Dann gehe ich mit meiner Mutter in die Cocktailbar. Genehmige mir einen Doppelten. Alles, nur kein Bier. Vielleicht einen Mai Tai. Vielleicht wird Greg auch da sein.
    Ich frage mich, wie er im Licht aussieht.
    Er ist älter als ich, aber nicht viel. Unter dreißig.
    Darcy musste ihn vor dem Stromausfall gesehen haben, aber sie konnte sich nicht erinnern. Sie überlegte, ob er allein unterwegs war.
    Wahrscheinlich wird er sowieso abreisen, sobald wir hier raus sind. Das tun alle. Wenn Leute in dem Hotel übernachten, dann normalerweise vor der Führung. Nachdem sie die Höhle gesehen haben, fahren sie ab, entweder nach Hause oder zur nächsten Sehenswürdigkeit, die sie auf ihrer Reisekarte angekreuzt haben.
    Ich werde ihn nicht gehen lassen, dachte sie. Nicht, ehe ich ihm wenigstens einen Drink spendiert habe.
    Vielleicht hat er seine Frau dabei.
    Ich spendiere ihr auch einen Drink. Wir müssen es einfach feiern, wenn wir aus diesem Schlamassel rauskommen.
    Und wir werden aus diesem Schlamassel rauskommen.
    Darcy blickte weiter hinter sich. Ein paar Meter vor der Anlegestelle ließ sie ihre Hände über den Rand des Boots wandern, trat um den Bug herum und schob. »Vorsicht dahinten«, sagte sie. »Wir werden langsamer.«
    Das Boot glitt vor ihr vorbei. Sie befand sich zwischen der Längsseite und dem Steg. Als es zum Stillstand kam, packte sie mit beiden Händen das Dollbord und lehnte sich nach hinten. Ihre Rückenmuskeln brannten vor Anstrengung. Das Boot bewegte sich langsam auf sie zu.
    Ein Mann im Bug, der neben Beth saß, Darcy an Bord geholfen und als Erster seine Jacke Tom angeboten hatte, sprang heraus und landete auf dem Steg. Beth leuchtete ihm mit der Taschenlampe. Darcy beobachtete ihn, während sie an dem Boot zog. Er eilte über die Planken, setzte sich schnell rechts von ihr hin und streckte die Beine aus.
    Darcy ließ das Dollbord los. Sie drehte sich um. Das Boot stieß ihr gegen den Rücken, doch sie musste nun nicht mehr befürchten, gegen den Steg gequetscht zu werden. Der Mann hielt das Boot mit den Füßen auf Abstand, während sie sich hochstemmte und herauskletterte.
    Sie knieten nebeneinander auf dem Steg, zogen an den ausgestreckten Armen der Passagiere, um das Boot näher heranzuholen, packten dann das Dollbord und brachten es längsseits.
    »Alle sitzen bleiben!«, sagte Darcy atemlos. »Warten Sie, bis beide Boote sicher am Steg liegen.«
    Beth und zwei andere Touristen ignorierten die Anweisung und sprangen heraus. Auch egal, dachte Darcy. Beth leuchtete dem Mann und der Frau, die sich weiter hinten auf den Steg knieten und nach dem Boot griffen. Sobald sie es gepackt hatten, lief Beth nach vorn und richtete die Lampe auf
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