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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote
Autoren: Daniel Scholten
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musste nach seinem Anruf irgendwie herausgefunden haben, dass sie die Tochter des Justizkanzlers war. Auch ihr Engagement bei Kvinnojouren war ihm nicht verborgen geblieben.
    Der Hinweis auf den Frauenhandel sollte sie wohl anstacheln. Besonders beunruhigte Josefin allerdings, dass der Brief an ihre Wohnung in der Sigtunagatan adressiert war. Und diese Adresse war so geheim, dass nicht einmal die Universität davon wusste.
    Um herauszufinden, ob an den Behauptungen überhaupt etwas dran war, fuhr Josefin zur Kanzlei ihres Vaters und stöberte in den Geheimakten. Sie bestanden meist nur aus Meldungen, die den JK über wichtige Dinge in Kenntnis setzten. Nur wenn er einen Grund sah, sich näher damit zu beschäftigen, konnte er Akten unter Verschluss anfordern. Das war allerdings sehr umständlich.
    Die Meldungen allein hatten Josefin gereicht. Der Begriff Gunnar tauchte darin Dutzende Male auf. Es gab ihn also wirklich, allerdings war der Name nur in Fachkreisen und bei besonderen Einheiten der Polizei bekannt. Wenn der Informant ihn also kannte, dann konnte es sich nicht um einen der üblichen Wirrköpfe und Maniker handeln.
    Zunächst wusste Josefin nicht, was sie tun sollte. Also schlug sie das Telefonbuch auf und entdeckte, dass auch Stavros Jernberg tatsächlich existierte und auf Djurgården wohnte.
    »Das Haus liegt ja direkt am Uferweg«, sagte Josefin. »Also bin ich dort etwas spazieren gegangen. Ich wollte mir erst einmal einen Eindruck verschaffen.«
    Josefins erster Eindruck war Klara gewesen. Ein Wagen hielt oben an der Einfahrt, und zwei brutal aussehende Männer brachten sie von dort zum Haus. Aus Josefins erstem Eindruck wurde sofort ein Urteil. Zwei Tage später kehrte sie zum Haus zurück und sah Klara im Garten stehen.
    »Sie stand beim Wasser. Ich bin einfach auf sie zugegangen, weil sonst niemand zu sehen war. Sie verhielt sich ganz merkwürdig. Das habe ich falsch gedeutet. Ich wusste ja nicht, dass sie autistisch war, dass sie es einfach nur nicht verstand, nicht so jedenfalls. Aber dann entpuppte sie sich als Schwester von Stavros, die nicht das Geringste wusste. Ich hatte erst Angst, dass sie mich verraten könnte. Sie schien mir nicht zu glauben. Ich habe ihr dann die Telefonnummer von Saga gegeben, weil sie sich am besten auskennt und überall bekannt ist.«
    »Und dort hat sie auch angerufen«, sagte Kjell. »Du weißt also nicht, wer dich damals angerufen und dir den Brief geschrieben hat?«
    »Es war David. Er ist in die Sache hineingeraten, ohne zu wissen, in welchen Dimensionen Gunnar tätig war. Er hat nur mitbekommen, dass anscheinend viele bei der Polizei für Gunnar arbeiteten.«
    Klara hatte nicht nur bei Saga angerufen. Sie hatte zudem David davon erzählt, dem einzigen Menschen, dem sie außer ihrem Bruder vertraute. Und auch der einzige Mensch, zu dem sie sonst noch Kontakt hatte.
    »Für David war das die Bestätigung, dass ich seinem Hinweis wirklich nachging. Mit Klaras Hilfe! Sie wohnte ja eigentlich in einer betreuten Wohnanlage bei Sala, weil die Stadt für Menschen wie sie eine einzige Belastung ist. Klara hat ihren Bruder besucht. Darüber hat er sich sehr gefreut. Sie mochte ihren Bruder zwar, aber dass sie von allein den Wunsch äußerte, bei ihm zu sein, ist für einen Autisten ganz ungewöhnlich. Stavros wusste ja nicht, dass das Davids Idee war. David suchte über den Computer nach Beweisen. Sein Job bei Gunnar war ja, für absolute Datensicherheit bei den Computern und Telefonen zu sorgen. Er hat rausgeschafft, was er kriegen konnte. Er hat Dokumente kopiert und sogar Telefonate mitgeschnitten. Inzwischen hat Klara im Haus gestöbert. Dort konnte sie sich ja frei bewegen. Sie war ganz schön intelligent, nur große Entscheidungen zu treffen, das vermochte sie nicht ohne fremde Hilfe. Sie hat auch nicht groß darüber nachgedacht, was sie da tat. Der Plan war, überwältigende Beweise zusammenzutragen und sie gleichzeitig an hohe Politiker und die Presse zu schicken.«
    Dann kam der Urlaub. Josefin wollte ihrem Vater davon erzählen, aber dann riefen auf einmal Klara und David an. David behauptete, er und Klara hätten etwas Dummes getan, sie brauchten dringend Hilfe.
    »Ich bin sofort zurückgereist, aber wir haben dann nicht gewusst, was wir machen sollen. Klara haben wir in meiner Wohnung deponiert, weil sie so nervös war. Wir waren uns sicher, dass Jernberg nichts über mich wusste. Ich habe Klara erklärt, dass sie die Wohnung nicht verlassen soll. Bei ihr
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