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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße
Autoren: Jack McDevitt
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nassem Sand. »Dort ist der merkwürdige farblose Felsen«, sagte Quait. Er malte mit dem Zeigefinger eine horizontale Linie in die Luft. »Und dort die Tür.«
    Alle sahen es. Flojian merkte sich einen gekerbten Felsbrocken oben auf der Kante. Chaka zog Silas’ Journal aus der Tasche und machte eine entsprechende Eintragung. Haben den vermutlichen Eingang gefunden. Sie fügte das Datum hinzu und unterschrieb mit ihrem Namen. Als sie fertig war, machten sie sich über die Rückseite der Felsen auf den Weg nach oben.
    Am frühen Nachmittag waren sie oben angekommen. Sie legten ihr Gepäck unter einer Fichte ab und spähten über die Klippe. Es ging tief hinunter. Die Felswand war sehr glatt, wenn man von den gelegentlich vorsprießenden Büschen absah. Unten spritzte die Gischt. Flojian suchte nach seinem eingekerbten Felsblock, stapfte ein paar Schritte an der Klippe entlang und blieb stehen. »Genau hier«, sagte er.
    Möwen segelten im Tiefflug über das ablaufende Wasser der einsetzenden Ebbe.
    Quait nickte. »Ich gehe als erster«, sagte er. Er hatte bereits ein Seil in der Hand.
    »Ich glaube nicht, daß das eine gute Idee ist«, widersprach Claver.
    »Und warum nicht?«
    Claver blickte an seinem siebenundsiebzig Jahre alten Körper hinunter, dann zu dem kleinen, schmächtigen Flojian und zu Chaka. »Ich weiß, daß ich für mein Alter ziemlich gut in Form bin«, sagte er, »aber ich bin nicht sicher, ob wir drei dich wieder hinaufziehen könnten, falls du in Schwierigkeiten gerätst. Ich denke, der Kräftigste sollte eher oben auf der Klippe sein und nicht unten am Seil hängen.«
    Die Logik war unbestechlich. »Wer dann?«
    »Ich«, meldete sich Chaka.
    »Nein!« sagte Quait.
    Claver nickte. »Gar nicht so dumm. Chaka ist vierzig Pfund leichter als jeder von uns.«
    Chaka schlang ein Seil um ihre Schultern. »Kein Problem«, sagte sie.
    »Du wirst nicht gehen!« widersprach Quait.
    Aber Chaka ließ sich nicht beirren. »Ich bin ein vollwertiges Mitglied dieser Expedition«, sagte sie. »Und ich bin die gleichen Risiken eingegangen wie alle anderen auch.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann ist es gut.« Sie straffte das Seil und reckte die Schultern.
    »Hast du so etwas schon einmal gemacht?« fragte Quait.
    »Wir hatten ein Baumhaus.« Und als Quaits Miene sich nicht aufhellte, fügte sie hinzu: »Keine Sorge. Ich schaffe es.«
    »Wir hätten vielleicht ein Geschirr mitnehmen sollen«, sagte Claver.
    Sie banden die Strickleiter an einen Baumwollbaum und warfen sie über die Klippe. Dann schlangen sie Chakas Sicherheitsleine um den gleichen Baum, gaben ihr sechzig Fuß Spiel und banden das andere Ende an einer Ulme fest.
    »Sei bitte vorsichtig«, ermahnte Quait sie. »Wenn du mehr Leine brauchst, dann zieh einmal kurz. Wenn du nach oben gezogen werden willst, zieh zweimal.«
    »In Ordnung, Geliebter«, sagte sie. »Ich habe verstanden. Ich bin soweit.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß das der einzige Eingang sein soll«, sagte Flojian.
    Claver schüttelte den Kopf. »Wir müßten die gesamte Umgebung absuchen. Wir wollen den Weg nehmen, den wir kennen. Wenn wir erst drin sind, können wir immer noch weitersuchen.«
    Chaka zog ihre Handschuhe über, schob ein Stemmeisen in ihren Gürtel und trat zur Klippe.
    »Viel Glück«, sagte Flojian.
    Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, packte die Strickleiter und kletterte vorsichtig rückwärts über den Rand der Klippe. Quait gab Sicherheitsleine nach.
    Die Sprossen der Strickleiter bestanden aus Holz, aber es war schwierig, die Füße hineinzustemmen, solange die Leiter auf dem Fels auflag. Chaka sah Quait an, solange es ging. Sie wollte nicht nach unten sehen, doch sie spürte das Nichts unter ihren Füßen. Diese ganze Expedition hatte für ihren Geschmack viel zu viel mit großen Höhen und Abgründen zu tun.
    Das Klettern ging überraschend leicht vonstatten, nachdem sie die überhängende Kante erst einmal hinter sich gelassen hatte. »Alles in Ordnung?« rief Flojian von oben hinter ihr her.
    Sie bejahte seine Frage und setzte ihren Abstieg fort. Alle paar Schritte riefen sie erneut, und je weiter Chaka kam, desto mehr lenkte es sie von ihrer eigentlichen Aufgabe ab. Schließlich rief sie nach oben, daß sie schreien würde, sollte sie Hilfe benötigen, und daß ihre Gefährten ansonsten bitte Ruhe geben sollten.
    Einmal hatte sie nicht mehr genügend Sicherheitsleine und mußte Quait ein Signal geben. Der Fels war rauher, als es von oben her
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