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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin
Autoren: Barbara Goldstein
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Himmelreiches Gottes und sein unbedingtes Festhalten an den jüdischen Gesetzen (Mt 5,17) schließt die Gründung einer neuen Glaubensgemeinschaft aus.

    Kreuzigung (Mt 27,32–56, Mk 15,21–41, Lk 23,26–49, Joh 19,16–30)
    Die Kreuzigungsszenen der vier Evangelien sind nicht nur in Einzelheiten unvereinbar (Datierung, Ablauf der Ereignisse, letzte Worte, Tod). Die Szenen sind dramatische Kompositionen, die keine Rücksicht auf die historischen Ereignisse nehmen und deren Verse aus Psalm 22 stammen, den Jesus am Kreuz gebetet hat.
    Der 22. Psalm. Psalm 22,2: ›Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‹ (Mt 27,46, Mk 15,34). Psalm 22,7: ›… ein Spott der Leute und verachtet vom Volk‹ Psalm 22,8: ›Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie verziehen die Lippen, schütteln den Kopf‹ (Mt 27,39). Psalm 22,9: ›Er hat es auf den Herrn gewälzt, der rette ihn, befreie ihn, denn er hat ja Gefallen an ihm!‹ (Mt 27,43). Psalm 22,16: ›Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen …‹ (Joh 19,28). Psalm 22,17: ›… sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt‹ (Joh 20,25–27). Psalm 22,19: ›Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los‹ (Mt 27,35, Mk 15,24, Lk 23,34, Joh 19,24). Psalm 22: ›Meine Stärke, eile mir zu Hilfe!‹ (Dieser Vers wurde als ein Ruf nach dem Kommen des Propheten Elija missverstanden) (Mt 27,47, Mk 15,35). Psalm 22,30: ›Nur vor Ihm werden niederfallen alle, die in der Erde schlafen‹ (Die Toten werden auferstehen und Gott huldigen) (Mt 27,52). Psalm 22,32: ›… denn er hat es getan‹ oder ›Es ist vollbracht!‹ (Joh 19,30) sind die letzten Worte des 22. Psalms und nach Johannes die letzten Worte am Kreuz. Die letzten Worte bei Lukas: ›Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!‹ stammen aus Psalm 31,6.
    Der Wein: Symbolisch war mit diesem letzten Trunk der fünfte Becher der Sedernacht gemeint, der gefüllte Becher Wein für den Propheten Elija. Um die Vermeidung dieses fünften Bechers soll Jesus den Evangelien gemäß auf dem Ölberg gebetet haben (Mt 26,39 und 26,42, Mk 14,36, Lk 22,42, Joh 18,11).
    Der Ysop: Der Ysop-Stängel ist ein Abschreibefehler (Speer = grch. hyssos, Ysop = grch. hyssopos). Der Ysop ist eine kleine buschige Pflanze. Die schwachen Stängel eignen sich nicht, einen mit Flüssigkeit gefüllten Schwamm hochzuheben. Es ist denkbar, dass der Ysop bei der Verschiebung der Kreuzigung von Sukkot auf Pessach in die Evangelien hineingeraten ist. In der Sedernacht war es Tradition, zur Erinnerung an die Nacht des Auszugs aus Ägypten (Exodus 12,22) mit Ysop-Büscheln das Blut des geschlachteten Lammes an die Türpfosten zu streichen. In den Evangelien sollte Jesus dieses blutende Opferlamm für Gott sein.
    Der Lanzenstich war kein Todesstoß. Das griechische Verb im Evangelientext bedeutet ›ritzen‹ oder ›anstechen‹, nicht ›stoßen‹ oder gar ›durchbohren‹.
    Weder das Erdbeben und die Sonnenfinsternis noch das Zerreißen des Tempelvorhangs oder das Öffnen der Gräber und die Auferstehung der Toten sind historisch.
    Messiasprophezeiungen. Im neunten Kapitel zählt Elija die Verheißungen auf, die der Messias erfüllen muss:
    »Er muss ein Nachkomme und Thronerbe des Königs David sein (1), ein Sohn Gottes (2). Er muss von einer jungen Frau (3) – keiner Jungfrau! –, in Betlehem in Judäa geboren sein (4), er muss von einem messianischen Vorgänger wie Johanan dem Täufer angekündigt (5) und mit dem Geist Gottes gesalbt werden (6), er muss in Galiläa wirken (7), liebevoll und mitfühlend sein (8) und Kranke heilen (9) – und das soll er zudem im Verborgenen tun (10).« Daher Jeschuas Schweigegebote nach den Wunderheilungen – die angesichts der Menschenmengen, die sich um ihn drängten, völlig unsinnig erscheinen.
    »Die Blinden sahen, die Tauben hörten, die Stummen jauchzten, die Lahmen tanzten fröhlich singend umher (11) und die Toten stiegen aus ihren Gräbern (12). Und den Armen, den Trauernden, den Verfolgten und den nach Gerechtigkeit Dürstenden (13) wurde in der Bergpredigt die Frohe Botschaft verkündet. Tausende wurden mit sieben Broten und ein paar Fischen gespeist« – ›sieben‹ und ›gesättigt werden‹ ist nichts anderes als ein hebräisches Wortspiel! (14).
    »Der Maschiach muss auf einem Esel nach Jeruschalajim kommen (15) und mit Vollmacht im Tempel auftreten (16), dann von seinem eigenen Volk
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