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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Bart noch ein bisschen dunkler. Er beugte sich nach unten und streichelte Boomer, seinen zottigen Redbone Jagdhund, hinter den Ohren und ließ seinen Blick über seine Farm schweifen wie ein König, der seinen Bergfried begutachtet.
    Der Stall würde bald zum Teufel gehen. Johnny und Sylvester, seine unnützen Jungen, hatten die Seite des Stalls, die schon abgesunken war, einfach mit langen Holzpfosten gestützt. Das rostige Blechdach hatte längst den Kampf gegen die Schwerkraft verloren und hatte so große Löcher, dass man mit Leichtigkeit einen Heuballen hineinwerfen könnte.  Es war Chester eigentlich egal, denn er war sich absolut sicher, dass er keine Kühe mehr über diese Hügel in den Stall treiben würde, damit sie in der Nacht sicher wären. Er hatte seine Herde schon im letzten Frühling auf ein halbes Dutzend reduziert und sie bei einer Auktion in Windshake an den Mann gebracht.
    So viel er wusste, lebten in seinem Stall nur mehr Ratten, denn diese spitznasigen Biester schienen nie von dem verrotteten Getreide genug zu bekommen. Seine Hühner schliefen genauso gut auf dem Geländer seiner Veranda und die Fledermäuse waren im Winter durch den Schneeregen so irritiert worden, dass sie schon ausgezogen waren.
    Wenn es nach Chester ging, konnte das ganze Ding in sich zusammenstürzen. DeWalt, ein Yankee aus Kalifornien, der auf der anderen Seite des Bergrückens wohnte, hatte ihm schon angeboten, den Stall wegen seiner Balken und Pfosten aus Kastanienholz zu kaufen.
    Der Geräteschuppen war schon eingestürzt und lag seitdem auf dem Hof wie ein Ochsenfrosch mit einem Bauch voll nasser Insekten. Ein alter, pferdegezogener Heuwender, dessen Zähne sich in die braune Erde bohrten, verrottete langsam hinter dem Geräteschuppen. Der Bauernhof ging in die stoppelige Weide über, auf der an einigen Stellen graue Pfosten zu sehen waren, zwischen denen lose Stacheldraht gespannt war. Mohrenhirse und Dornensträucher bedeckten den ehemaligen Kartoffelacker, Robinienzweige und Schwarzbeergesträuch war langsam von den Berghängen herunter gewandert um die Weideflächen in Beschlag zu nehmen.
    Die Mulls hatten früher Land besessen, soweit das Auge reicht, auf beiden Seiten des Bear Claw und einen großen Teil des Antler Ridge, dazu noch ein keilförmiges Grundstück von Brushy Fork, wo das Quellwasser des Hawk River aus den Ritzen der moosigen Felsen hervorsprudelte. Doch die Ländereien wurden solange aufgeteilt und als Mitgift in diverse Eheschließungen mitgegeben, bis jeder Familienzweig nur mehr ein paar hundert Hektar besaß. Chester hatte erstklassigen Grund und Boden hier im Tal geerbt, aber das Außengelände seines Landes bestand hauptsächlich aus Felswänden aus Granit, die höchstens Strauchkiefern einen Lebensraum boten.  Er konnte sich glücklich schätzen, dass er DeWalt ein Stück davon andrehen konnte.
    Innerlich musste Chester über DeWalts Versuch, ein Landei zu werden, lachen. Dabei kam ihm Tabakssaft in die falsche Kehle und er musste heftig husten. Seine Lungen brannten wie Feuer, als er frenetisch versuchte seine Atemwege wieder zu befreien. Der Gedanke an DeWalt brachte ihn immer wieder zum Lachen, aber dieser Schmerz war ein zu hoher Preis für die paar Momente der Heiterkeit.  Als er sich wieder erholt hatte und sein Kopf nicht mehr vom Husten hin- und herflog wie ein Apfel auf dem Sitz eines fahrenden Heuwagens, räusperte er sich ausgiebig und spuckte schließlich den Tabakspropfen, an dem er sich verschluckt hatte, in weitem Bogen wieder aus.
    Chester hatte dem alten Idioten zwanzig Hektar Steinwüste verkauft. Außerdem war das Gelände so steil, dass es vom Flugzeug aus nicht größer als ein Fußballfeld aussah. DeWalt hatte ihm dafür neunzigtausend kalifornische Dollar gezahlt und das Geld war hier in North Carolina genauso viel wert wie bei den Yankees.  Eigentlich sogar mehr.
    Chester entschloss sich, seinen neuen Nachbarn anzurufen.
    »Was machst du gerade?«
    »Schau gerade auf die Wolken«, antwortete DeWalt, der so klang, als hätte er den Anruf erwartet. Für einen reichen Schnösel war er nicht sehr gesprächig.
    Chester schaute mit zugekniffenen Augen in den Himmel, um die Sonne hinter den dichten Wolken auszumachen. »Da zieht nur ein kleiner Sturm durch.«
    »Kommt dir nicht vor, dass die Wolken leicht grünlich gefärbt sind?«
    »Das gibt´s doch nicht, DeWalt, hast du dich endlich auch einmal überreden lassen und Don Oscars Schnaps gekostet?«
    «Ich mein es

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