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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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Augenblick.
    »Aus Sussex.«
    »Oh, aus dem süßen Sussex an der See?«
    Diese Bemerkung kam ihr so albern vor, dass sie ihn keiner Antwort würdigte.
    Dann hielt der Wagen mit einem Ruck an, und er drehte sich langsam zu ihr um. »Das war idiotisch von mir. Ich war noch nie in Sussex, ich habe den Spruch nur irgendwo gehört.«
    Dieser Anflug von Bescheidenheit stimmte sie milde. »Wenn Sie noch nie dort waren, sollten Sie es unbedingt besuchen. Es ist eine wunderschöne Gegend.«
    »Ja, das habe ich gehört. Auf jeden Fall sind Sie da.«
    Linda stieg aus und sah sich um, aber im Lichtkegel der Scheinwerfer entdeckte sie nur ein Tor mit fünf Querlatten, wie man es zur Absperrung von Feldern verwendet.
    »Wo ist das Haus?«
    In diesem Augenblick packte eine Böe ihre Mütze und fuhr ihr um die Beine. Er nahm sie am Arm, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, während sie mit der einen Hand ihren Mantel und mit der anderen ihre Mütze festhielt. Dann führte er sie zum Tor und deutete in die Dunkelheit. »Da hinten sind die Gebäude. Sehen Sie den Lichtschimmer?«
    Das Licht war so schwach, dass es ihr ohne diesen Hinweis nicht aufgefallen wäre, aber gerade als sie es entdeckt hatte, verschwand es.
    »Das Haus liegt dahinter. Sieht so aus, als wäre jemand im Hof. Um dieses Feld führt ein Weg direkt zum Hof. Haben Sie eine Taschenlampe?«
    »Nein, zumindest nicht bei mir.«
    »Hier …« Er holte eine Taschenlampe aus der Tasche seines Dufflecoats. »Nehmen Sie die.«
    »Oh, vielen Dank.«
    Er schob den Riegel am Tor zurück, zögerte jedoch einen Augenblick, bevor er es öffnete. »Viel Glück«, meinte er dann.
    Erneut fühlte Linda, wie sie weich wurde. Zumindest klang es, als würde er ihr – anders als sein Vater – wirklich alles Gute wünschen. Sie streckte die Hand aus. »Vielen Dank und auf Wiedersehen.«
    Die Finger, die sich um die ihren legten, waren hart, der Griff fest. »Meine Taschenlampe will ich aber zurück.« Er lächelte.
    »Natürlich, ich bringe sie Ihnen.«
    Er ließ ihre Hand los. »Nein, besser nicht.« Dann setzte er hastig hinzu: »Nicht, dass Sie nicht willkommen wären. Sie dürfen uns nicht nach dem Verhalten meines Vaters von heute beurteilen. Ich sage das nur Ihretwegen. Es ist besser für Sie, wenn Sie keinen Kontakt mit uns haben.«
    »Warum? Sind Sie nicht mit Mr Batley befreundet?«, fragte sie.
    »Das werden Sie noch früh genug herausfinden. Aber keine Sorge, ich bekomme meine Taschenlampe schon zurück. Ich werde nach Ihnen Ausschau halten.«
    Sein Ton klang ihr ein wenig zu vertraulich. »Bitte nicht, ich schicke sie mit der Post«, hätte sie am liebsten gesagt, ließ es dann aber. »Vielen Dank und auf Wiedersehen«, verabschiedete sie sich erneut.
    Er sagte nichts mehr, sondern stieß nur das Tor für sie auf. Als sie wenige Minuten später um die Ecke des Feldes bog, sah sie, dass das Auto immer noch dort stand; allerdings zeigten die Scheinwerfer nun in die entgegengesetzte Richtung. Sie fand es tröstlich, dass er offenbar wartete, bis sie den Hof erreicht hatte.
    Das Licht der Taschenlampe fiel auf eine Gebäudegruppe und einen bogenförmigen Durchgang. Bevor sie diesen passierte, blickte sie noch einmal zurück, aber jetzt war von den Scheinwerfern nichts mehr zu sehen. Als sie den Hof betrat, fragte sie sich einen Augenblick lang, ob Batley wohl Hunde hielt. Sie mochte Hunde, aber die waren normalerweise von Fremden nicht sehr angetan. Kurz darauf hörte sie ein gedämpftes Bellen, das eindeutig aus einem geschlossenen Raum kam, und seufzte erleichtert auf.
    Sie richtete ihre Lampe auf den vertrauten Anblick eines Wirtschaftshofes und stellte erfreut fest, wie sauber er war. Sie hatte gehört, dass einige dieser abgelegenen Farmen in entsetzlichem Zustand waren. Aus einer Tür rechts im Hof fiel ein wenig Licht. Mit pochendem Herzen ging sie darauf zu, hob nach kurzem Zögern den Riegel an und stieß die Tür auf.
    Vor ihr lag ein Kuhstall, in dem sich nur ein einziges Rind befand. Ein warmer, süßlicher Geruch, der sie an Weihrauch erinnerte, schlug ihr entgegen. Auf einem Haufen frischen Strohs lag eine kleine Galloway-Kuh. Das Tier ruhte auf der Seite, und auf dem Boden kniete mit dem Rücken zu Linda ein Mann, der ihm über das Gesicht strich und beruhigend vor sich hin murmelte. Es klang, als würde er mit einem kranken Kind reden. »Bist du das, Michael?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    Linda hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten
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