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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes
Autoren: Val McDermid
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über die Schwelle. Wie meistens hatte Kit ein halbes Dutzend CDs in den Player seines Arbeitszimmers gelegt, die Zufallswiedergabetaste gedrückt und war ausgegangen, obwohl noch ein paar Stunden Spielzeit übrig waren. Er konnte Stille nicht ausstehen. Sie hatte dies sehr früh in ihrer Beziehung erfahren, als sie mit ihm zum Wandern in ihr geliebtes Derbyshire gefahren war und entsetzt feststellte, dass er seinen Rucksack mit Kassetten für seinen Walkman füllte.
    Mehr als einmal war sie nach Hause gekommen und hatte in der leeren Wohnung aus Kits Arbeitszimmer Musik gehört, während im Wohnzimmer der Fernseher laut plärrte und das Radio in der Küche einen verrückten Kontrapunkt gegen den Krach setzte. Je lauter das Getöse, desto leichter schien es für ihn, in sein Reich der Phantasie zu entfliehen. Für Fiona, die Stille brauchte, um sich auf alles auch nur im geringsten Kreative konzentrieren zu können, war dies ein völlig unbegreifliches Paradoxon.
    Als sie besprachen, ob sie zusammenleben wollten, hatte Fiona auf einem ruhigen Ort zum Arbeiten bestanden, egal, was für eine Immobilie sie kaufen würden. Schließlich hatten sie ein schmales, hohes Haus in Tufnell Park erworben, dessen früherer Besitzer ein Rockmusiker war. Er hatte das Dachgeschoss zu einem schalldichten Studio umgebaut, ein perfektes Nest für Fiona, in das sie sich vor Kits lauter Geräuschkulisse verkriechen konnte. Es gab dort sogar einen Futon für die Nächte vor einem Abgabetermin, in denen Kit bis zum frühen Morgen durchschreiben musste. Manchmal hatte sie großes Mitgefühl mit ihren schon lange leidenden Nachbarn. Sie mussten dem Februar, wenn unvermeidlich das Ende eines Buches mit den nächtlichen Radiohead-Sitzungen nahte, mit Angst und Schrecken entgegensehen.
    Fiona ließ ihre Taschen fallen und ging in Kits Arbeitszimmer im Erdgeschoss, um die Musik abzustellen. Gesegnete Stille senkte sich wie Balsam auf sie herab. Sie ging nach oben in ihr Schlafzimmer, zog ihre Wanderklamotten aus und schlüpfte in ihre Hauskleidung. Dann stieg sie die zwei restlichen Treppen zu ihrem Büro hinauf und spürte in den Beinmuskeln die Nachwirkung des Kletterns in den Bergen. Das Erste, was sie wahrnahm, war das blinkende Licht des Anrufbeantworters.
    Fünfzehn Nachrichten. Sie hätte wetten können, dass sie alle von Journalisten kamen, und hatte keine Lust, sich das anzuhören, und schon gar nicht zu antworten. In dieser Angelegenheit war sie fest entschlossen, keinen einzigen Kommentar abzugeben, der gedreht und gewendet und für andere Zwecke ausgeschlachtet werden konnte.
    Als sie ihren Laptop auf den Schreibtisch abstellte, sah sie, dass Major Berrocal sich beeilt hatte. Ein Papierstoß füllte unübersehbar und anklagend die Faxablage. Sie unterdrückte einen Seufzer, nahm die Blätter an sich, glättete automatisch die Ecken und ging wieder hinunter.
    Wie Kit versprochen hatte, stand ihr Essen im Kühlschrank. Sie fragte sich flüchtig, wie viele seiner Fans wohl für möglich hielten, dass ein und derselbe Mann Szenen von solch eindringlicher Brutalität verfasste, dass sie seinen Kritikern Alpträume verursachten, und danach zur Entspannung Feinschmeckergerichte für seine Liebste kochte. Wahrscheinlich wäre ihnen die Vorstellung lieber, dass er seine Abende damit verbrachte, in Hampstead Heath kleinen, haarigen Tieren die Köpfe abzubeißen. Fiona lächelte bei dem Gedanken und goss sich, während sie wartete, bis der Risotto warm war, ein Glas kalten Sauvignon ein. Dann nahm sie am Küchentisch Platz und legte die spanischen Faxe mit einem Bleistift zurecht. Sie sah auf die Uhr und beschloss sich die Nachrichten anzusehen, bevor sie sich daranmachte, die Polizeiberichte in der fremden Sprache zu entziffern.
    Die donnernde Erkennungsmelodie zur Einleitung der Spätnach-richten ertönte wie üblich zur Begrüßung. Die Kamera zoomte das ernste Gesicht des Nachrichtensprechers heran. »Guten Abend. Die Schlagzeilen. Der Mann, der des Mordes von Hampstead Heath angeklagt wurde, ist auf freiem Fuß, nachdem die Richterin der Polizei unkorrekte Ermittlungsmethoden vorgeworfen hatte.« So weit die erste Meldung, die Fiona ohne Überraschung zur Kenntnis nahm. »Die Friedensverhandlungen im Nahen Osten sind kurz vor dem Abbruch, obwohl der US-Präsident sich persönlich eingeschaltet hat. Und der Rubel verliert nach einem weiteren Bankenskandal in Russland drastisch an Wert.«
    Auf dem Bildschirm erschien jetzt hinter dem Kopf des
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