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Die Erde in Gefahr (Orion 08)

Die Erde in Gefahr (Orion 08)

Titel: Die Erde in Gefahr (Orion 08)
Autoren: Hans Kneifel
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HYDRA II, ein Diskusschiff, das mit der noch vorhandenen Bordenergie den Rückflug zur Erde nicht mehr antreten konnte. Aber noch bestand keine unmittelbare, drohende Gefahr.
    »Was jetzt?«
    »Wir setzen einen Funkspruch ab und warten auf ein Bergungsschiff. Das ist im Moment alles, was wir tun können«, sagte der General.
    »Richtig.«
    Die innere Schleusentür öffnete und schloß sich, das Licht des großen Lagerraumes, der flüchtig zu kurzem Leben erwacht war, erlosch schlagartig, und als sich die äußere Pforte aufschob, schaltete der Astrogator auch das Licht in der Schleuse aus. Die Stahlplatte fuhr unhörbar zurück; das Vakuum des Alls leitete keinen Schall. Die drei Terraner gingen nebeneinander auf die hydraulische Liftanlage zu, verriegelten die Schleuse und fuhren zurück ins Schiff. Der Bereich künstlicher Schwerkraft wurde desaktiviert.
    »Stellen Sie einen Ruf an T.R.A.V. durch, Funker«, sagte Lydia.
    »Selbstverständlich. Welcher Text?«
    »Einen Moment«, sagte der General und überlegte.
    Lydia van Dyke war eine fünfunddreißigjährige Frau, der man das Alter nicht glaubte. Sie sah um fünf Jahre jünger aus, besaß prächtiges dunkelbraunes Haar und kühl wirkende, graue Augen. Die spröde, beherrschte Stimme paßte zu dem Gesicht; nur wer Lydia sehr lange und sehr gut kannte, vergaß manchmal, daß sie nicht nur aus Kühle und Besonnenheit bestand, sondern eine Frau war.
    »Senden Sie ...«, sagte sie.
    »Raumschiff HYDRA II unter General Lydia van Dyke. Transit an Terra, high speed ... Adresse: Terrestrische Raumaufklärungsverbände Marschall Wamsler. Raumschiff liegt über Geersons Moon, Zwei/Nord 098 fest. Erschöpfung der Energieblöcke. Versuch, Ersatzblöcke an Bord zu nehmen, nicht geglückt, da Depot Geersons Moon offensichtlich teilweise ausgeraubt. Erbitten schnellstens Versorgungsschiff mit drei Energieblöcken ... D. – dringend – bitte Alphaorder einsetzen. Gezeichnet van Dyke. Ende.«
    Das Bandgerät im Funkpult war mitgelaufen.
    Jetzt schaltete der Funker einigemal und fuhr das Band ab. Der Text wurde über ein System hyperschnell funktionierender Relaissatelliten bis nach EOS IV gestrahlt und gelangte von dort direkt in das unterseeische Labyrinth der Basis 104.
    Neunzig Sekunden später traf die Bestätigung an Bord der HYDRA ein.
    »T.R.A.V. an van Dyke, HYDRA II ... V.-Schiff soeben gestartet. Erbitten sofortigen Bericht nach Landung auf Terra. Wamsler.«
    Lydia sah sich in der Steuerkanzel des Schiffes um und meinte dann zögernd:
    »Wir werden jetzt die Bordenergie dazu benützen, um uns ein ausgesuchtes Essen zu kochen und anschließend warten, bis der Versorgungskreuzer eintrifft. Die Funkanlage bleibt eingeschaltet, sie wird auf Anruf arbeiten. Etwas anderes können wir nicht tun.«
    Der Funker nickte.
    »Doch«, sagte er halblaut. In seiner Stimme schwang eine nicht genau zu definierende Furcht mit. »Wir können darüber nachdenken, wer das Depot beraubt haben könnte.«
    Lydia stand auf.
    »Sie sprechen das aus, was ich denke«, erklärte sie.
    Dann erloschen hintereinander sämtliche Lampen und Schirme, und nur die notwendigen Maschinen und Aggregate liefen noch. Die vierköpfige Besatzung des Schiffes traf sich in Lydias Kabine, auch der Ingenieur aus dem Maschinenraum hatte seine Geräte abgeschaltet.
    Das Schiff wartete neben Geersons Moon , Zwei/Nord 098.
     
    *
     
    Die beiden Männer, die sich an dem großen, spiegelnden Tisch gegenübersaßen, waren voneinander verschieden, wie es nur zwei Menschen sein konnten. Raummarschall Winston Woodrov Wamsler, ein sechsundfünfzigjähriger Mann, an dem alles massiv und schwarz war: die Uniform, die buschigen Brauen, die Augen und das Haar, und sogar der schwere Siegelring. Die starken, muskulösen Finger trommelten einen schnellen Takt auf der gläsernen Tischplatte. Vor und neben diesen Fingern lagen Aktenstapel, befand sich eine breite Schaltleiste mit vielen Knöpfen und Tasten. Rechts von Wamsler stand schräg der Sichtschirm eines komplizierten Videophons.
    Sechzig Tage nach der zurückgeschlagenen Invasion ...
    Vor Wamsler saß Oberst Henryk Villa. Einundsechzig Jahre alt, klein und von einer körperlichen Beweglichkeit, die der des Verstandes entsprach. Villa war in alle seine Ämter zurückgekehrt. Die Psychokinetiker und Ärzte hatten das Wunder vollbracht, Villa wieder zu einem Menschen werden zu lassen. Er war während der von ihm sabotierten Ereignisse eine willenlose Marionette der
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