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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1
Autoren: jemisin
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dürfen das Blutsiegel tragen, Mylady. Es ist dauerhaft.«
    »Nur ...« Schlagartig wurde es mir klar. »Die Bediensteten hier gehören zur Familie?«
    Der Blick, den er mir zuwarf, war nicht verbittert, obwohl er es vielleicht hätte sein sollen. Schließlich hatte er mir die Hinweise bereits gegeben: sein Vater, der sich herumgetrieben hatte, sein eigener Status als Aufseher ... Ein hochrangiger Bediensteter, aber trotzdem ein Diener. Er war ein Arameri, genau wie ich, aber seine Eltern waren nicht verheiratet gewesen, und strenggläubige Anhänger von Itempas missbilligten Un r h r lichkeit . Und sein Vater hatte ohnehin nicht zu Dekartas Lieblingen gehört.
    Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, sagte T'vril: »Wie Lord Dekarta bereits sagte, Lady Yeine, alle Nachfahren von Shahar Arameri müssen dienen. Auf die ein oder andere Weise.«
    In seinen Worten lagen viele unerzählte Geschichten. Wie viele unserer Verwandten waren gezwungen worden, ihre Heimat und ihre Zukunft aufzugeben, um hier Böden aufzuwischen oder Gemüse zu putzen? Wie viele waren hier geboren worden und hatten nie fortgehen können? Was geschah mit denen, die versuchten, zu entkommen?
    Würde ich eine von ihnen werden, wie T'vril?
    Nein. T'vril war unwichtig, er war keine Gefahr für diejenigen, die bereitstanden, um die Macht der Familie zu erben. So viel Glück hatte ich nicht.
    Er berührte meine Hand, und ich hoffte, dass das Mitleid ausdrücken sollte. »Es ist nicht weit.«
    In den oberen Etagen schien Elysium nur noch aus Fenstern zu bestehen. Einige der Gänge hatten sogar Decken aus durchsichtigem Glas oder Kristall, obwohl es dort nur den Himmel und die vielen, abgerundeten Palastspitzen zu sehen gab. Die Sonne war noch nicht untergegangen — ihre unterste Krümmung berührte erst seit ein paar Minuten den Horizont —, aber T'vril ging schneller als vorher. Ich achtete genauer auf die Bediensteten, während wir unterwegs waren, und suchte nach den kleinen Gemeinsamkeiten unserer Abstammung. Einige waren vorhanden: viele grüne Augenpaare und bestimmte Gesichtszüge — die mir allerdings völlig fehlten, da ich nach meinem Vater geriet. Ein gewisser Zynismus, obwohl ich mir das möglicherweise einbildete. Darüber hinaus waren sie alle so unterschiedlich wie T'vril und ich, obwohl die meisten den Amn oder einem Volk der Senmiten angehörten. Und alle trugen diese Markierung auf der Stirn. Das war mir bereits vorher aufgefallen, aber ich hatte es als hiesige Modeerscheinung abgetan. Einige trugen Dreiecke oder Rauten, die meisten jedoch einen einfachen schwarzen Balken.
    Mir gefiel es nicht, wie sie mich ansahen, sie warfen mir kurze Blicke zu und sahen sofort wieder weg.
    »Lady Yeine.« T'vril blieb ein paar Schritte vor mir stehen, als er bemerkte, dass ich zurückgefallen war. Er hatte die langen Beine seiner Amnvorfahren geerbt. Bei mir war das nicht der Fall, außerdem war es ein sehr anstrengender Tag gewesen.
    »Bitte, wir haben wenig Zeit.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich, da ich zu müde war, um wirklich höflich zu bleiben. Aber er ging nicht weiter, und nach einer Weile bemerkte ich, dass er stocksteif dastand und den Gang in die Richtung hinunterstarrte, in die wir gehen sollten.
    Über uns stand ein Mann.
    Ich bezeichne ihn rückblickend als Mann, weil er zu dem Zeitpunkt so aussah. Er stand auf einem Balkon, von dem aus man unseren Gang überblicken konnte, und wurde perfekt von dem Bogen der Decke eingerahmt. Ich nahm an, dass er über eine steile Rampe dorthin gelangt war. Sein Körper schien mitten in der Vorwärtsbewegung erstarrt zu sein. Nur sein Gesicht hatte sich uns zugewandt. Die Schatten spielten mir einen Streich, und ich konnte es nicht sehen, doch ich spürte, wie seine Blicke uns durchbohrten.
    Er legte eine Hand mit einer langsamen, wohlüberlegten Bewegung auf das Geländer des Balkons.
    »Was ist los, Naha?«, fragte eine Frauenstimme, und ein leises Echo hallte durch den Gang. Kurz darauf erschien die Sprecherin. Im Gegensatz zu dem Mann konnte ich sie deutlich erkennen: eine zerbrechliche Amnschönheit mit schwarzem Haar, den Gesichtszügen einer Patrizierin und königlicher Anmut. Aufgrund ihrer Haare erkannte ich sie als die Frau, die neben Dekarta im Salon gesessen hatte.
    Sie trug ein Kleid, das nur einer Amnfrau gut stehen konnte: einen langen, gerade geschnittenen Schlauch in dem satten Blutrot von Granaten.
    »Was siehst du da?«, fragte sie und schaute mich an, obwohl sie mit dem
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