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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1
Autoren: jemisin
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vor Neid erblasst wäre, hatte T'vril es innerhalb einer Stunde geschafft, bei mir für neue Kleidung maßnehmen zu lassen, einen Besuch bei einer Schönheitspflegerin anzuberaumen und mir mein Quartier zuzuweisen. Anschließend gab es eine kurze Führung. T'vril plapperte ununterbrochen, während wir durch Flure gingen, die mit weißem Glimmer oder Perlmutt ausgelegt waren, oder wie immer das glänzende Zeug heißt, aus dem der Palast gebaut ist.
    Ungefähr zu dem Zeitpunkt hörte ich auf, ihm zuzuhören. Wenn ich aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich unschätzbare Informationen über wichtige Akteure in der Palasthierarchie sammeln können, oder über Machtkämpfe, schlüpfrige Gerüchte und mehr. Aber innerlich stand ich immer noch unter Schock und versuchte, zu viele Dinge auf einmal zu verarbeiten. Er war das unwichtigste, und so blendete ich ihn aus.
    Es musste ihm aufgefallen sein, aber es schien ihm nichts auszumachen. Schließlich erreichten wir meine neue Wohnung. Auf der einen Seite reichten die Fenster vom Boden bis zur Decke und erlaubten einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und das Land darunter — weit, weit darunter. Ich starrte mit weit offenem Mund, was mir von meiner Mutter einen missbilligenden Blick eingetragen hätte, wäre sie noch am Leben gewesen. Wir waren so hoch oben, dass ich nicht einmal die Menschen in den Straßen unten ausmachen konnte.
    T'vril sagte etwas, das nicht zu mir durchdrang, und so wiederholte er es. Diesmal schaute ich ihn an. »Das hier«, sagte er und zeigte auf seine Stirn. Das Halbmond-Mal.
    »Was?«
    Er wiederholte es zum dritten Mal, und ihm war die Frustration, die er verspürt haben musste, nicht einmal anzusehen. »Wir müssen zu Viraine gehen, damit er das Blutsiegel auf Eurer Stirn anbringt. Er sollte seine höfischen Pflichten jetzt erfüllt haben. Danach könnt Ihr Euch für den Abend ausruhen.«
    »Warum?«
    Er starrte mich einen Moment lang an. »Eure Mutter hat Euch nichts erzählt?«
    »Was erzählt?«
    »Von den Enefadeh.«
    »Den Enew as?«
    Der Ausdruck, der über T'vrils Gesicht huschte, lag irgendwo zwischen Mitleid und Bestürzung. »Lady Kinneth hat Euch wirklich nicht hierauf vorbereitet, nicht wahr?« Bevor mir darauf eine passende Antwort einfiel, fuhr er fort. »Die Enefadeh sind der Grund, warum wir das Blutsiegel tragen, Lady Yeine. Niemand darf eine Nacht in Elysium ohne ein solches verbringen. Es wäre nicht sicher.«
    Ich riss meine Gedanken von meinem ungewohnten neuen Titel los. »Warum ist es nicht sicher, Lord T'vril?«
    Er zuckte zusammen. »Einfach T'vril, bitte. Lord Dekarta hat verfügt, dass Ihr ein Vollblutmal erhalten sollt. Ihr gehört der Zentralfamilie an. Ich bin lediglich ein Halbblut.«
    Ich war nicht sicher, ob mir wichtige Informationen entgangen waren oder ob etwas nicht gesagt worden war. Wahrscheinlich mehr als nur »etwas«. »T'vril, es muss Euch doch klar sein, dass nichts von dem, was Ihr sagt, für mich irgendeinen Sinn ergibt.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Er strich sich über das Haar, und das war das erste Zeichen von Unbehagen, das er zeigte. »Aber eine Erklärung würde zu lange dauern. In einer Stunde ist bereits Sonnenuntergang.«
    Ich nahm an, dass es sich auch hierbei um eine dieser Regeln handelte, deren Verfechter die Arameri waren, aus welchem Grund auch immer.
    »Also gut, aber ...« Ich runzelte die Stirn. »Was ist mit meinem Kutscher? Er wartet auf mich im Vorhof.«
    »Wartet?«
    »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich bleiben würde.«
    T'vrils Kiefer mahlte, und er zerkaute die ehrliche Antwort, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. Stattdessen sagte er: »Ich werde jemanden beauftragen, ihn fortzuschicken und ihn für seine Umstände zu entschädigen. Er wird nicht mehr benötigt, wir haben genug Bedienstete hier.«
    Ich hatte sie während unseres Rundgangs gesehen, schweigende, tüchtige Gestalten, die in den Hallen Elysiums emsig hin- und her rannten — und natürlich alle in Weiß gekleidet waren. Ich fand, das war eine unpraktische Farbe für Menschen, deren Aufgabe es war, sauberzumachen, aber ich hatte hier ja nichts zu sagen.
    »Der Kutscher hat mit mir den Kontinent überquert«, sagte ich. Ich war verärgert und versuchte, es nicht zu zeigen. »Er ist müde und seine Pferde auch. Kann man ihm nicht für eine Nacht ein Zimmer geben? Gebt ihm auch eins von diesen Malen und dann lasst ihn morgen früh aufbrechen. Das wäre nur recht und billig.«
    »Nur Arameri
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