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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung
Autoren: Jeffrey Anderson
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eindeutig ein Menschenaffe. Ein so großer Affe konnte nur aus der Alten Welt stammen, musste also ein Gorilla, Schimpanse, Orang-Utan, Bonobo, Pavian oder Gibbon sein. So große Affen gab es in der Neuen Welt nicht. Sie riss die Augen auf, als das Tier den Baum heruntergeklettert kam und sich auf dem Waldboden auf alle viere fallen ließ. Da hörte sie ein zweites Rascheln.
    Sie sah gerade rechtzeitig auf, um ein etwas kleineres Tier, aber eindeutig ebenfalls einen Affen, denselben Baum herunterrutschen zu sehen. Schon zwei?
    Der kleinere Affe bewegte sich langsamer und bedeutend ungeschickter, bis auch er auf dem Waldboden aufkam und lauthals schnatternd zu dem anderen hinüberhüpfte. Der größere Affe legte einen Arm um den kleineren, während sich der kleine ins Fell des größeren schmiegte. Auf diese Entfernung konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass es sich um Schimpansen oder Bonobos handelte. Waren die beiden Mutter und Kind? Züchtete hier jemand Schimpansen?
    Jamie sah sich um. Menschenaffen ins Amazonasbecken zu verpflanzen war Wahnsinn. Ein empfindliches Ökosystem wie der Regenwald würde durch einen so dramatischen Eingriff massiv gefährdet. Außerdem war es höchst befremdlich. Obwohl das Klima für die Schimpansen durchaus geeignet war, wären sie hier völlig neuen Nahrungsmitteln und Krankheitserregern ausgesetzt. Woher sollten sie wissen, was sie essen durften?
    Der kleinere Affe jagte weg von seinem Gefährten und kam herübergesaust, um einen großen Stein aufzuheben. Mit vergnügtem Quieken huschte er auf allen vieren zu einem großen Baumstumpf, der nicht weit von Jamie entfernt auf einer kleinen Lichtung zwischen den Bäumen stand. Er nahm den Stein und legte ihn sachte auf den Baumstumpf. Dann sah er sich um und griff nach einem zweiten Stein, ehe er zur Lichtung zurückeilte.
    Jamie rieb sich die Augen, als der Affe den zweiten Stein sorgfältig auf den ersten legte. Dann warf er einen Blick zu seinem Gefährten und stieß einen Schrei aus. Schließlich hob er einen dritten Stein auf und stapelte ihn gekonnt auf die beiden anderen. War das normales Schimpansenverhalten?
    Jamie ließ den Schimpansen nicht aus den Augen, der zunehmend vergnügter wirkte. Immer wieder huschte er hin und her, immer schneller holte er Steine und baute zwei weitere Türme neben den ersten auf dem Baumstumpf, ehe er sich erneut fragend umsah. Irgendetwas an seinem Gesicht war unnatürlich, unheimlich. Jamie konnte nur fasziniert zusehen.
    Der Blick des Affen schoss von einem Gegenstand zum nächsten und blieb schließlich auf einem jungen Baumfarn haften. Der Farn hatte mehrere niedrige Zweige mit breiten Wedeln. Der Schimpanse griff nach den Wedeln, schaffte es aber auch durch Hüpfen nur, sie mit den Fingern zu berühren. Nur einen winzigen Moment lang hielt er inne, ehe er zu einem abgestorbenen Baumstamm auf der Lichtung hinübertrottete. Mit sichtbarer Mühe rollte er den Baumstamm unter die Farnwedel.
    Der kleine Schimpanse schrie noch einmal zu seiner Mutter hinüber, ehe er auf den Baumstamm hüpfte, nach den Farnwedeln griff und sie nach unten zog. Da sie nicht nachgaben, zerrte der Kleine wütend daran. Nach wie vor erfolglos, hüpfte er vom Baumstamm und musterte den Boden, als suchte er etwas, bis seine Miene darauf schließen ließ, dass er das Gewünschte gefunden hatte. Kurz darauf hob er zwei Steine auf: einen flachen runden und einen keilförmigen.
    Er lief zu seinem Baumstamm zurück, kletterte hinauf und packte den Zweig, an dem die Farnwedel wuchsen, die er haben wollte. Mit einer Hand drückte er den Zweig gegen den glatten Stein, ehe er den keilförmigen in die andere Hand nahm und mit der scharfen Kante den Zweig zwischen den beiden Steinen zu zerquetschen begann. Schon bald war der Zweig ganz zerfasert und ergab sich den heftigen Attacken.
    Triumphierend warf der Affe die Steine beiseite und griff nach dem Zweig, der zur Erde gefallen war. Dann riss er die Farnwedel ab und legte sie auf die drei Steintürme, wo sie sich perfekt zu einer fragilen Plattform fügten.
    Jamie schlich näher und beobachtete das Ganze hinter einem Gebüsch aus mehreren Farnen neben einem großen Baum. Der Schimpanse lief auf die andere Seite der Lichtung und sammelte vier Passionsblumen, die er anschließend auf die provisorische Plattform steckte. Die Sonne schien wie ein Suchscheinwerfer durch die Lichtung auf die violetten Blüten. Jamie musste zugeben, dass das Resultat verblüffend war.
    Als der
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