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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung
Autoren: Jeffrey Anderson
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horizontal am Zaun entlanghangelte. Vor den Augen von Jordan und Jorge kletterte sie noch ein Stück weiter, ehe sie innerhalb des Zauns auf die Uferböschung sprang.
    Jordan prägte sich ihr Gesicht ein. Egal wie eingerostet er sein mochte, immerhin hatte er fünfundzwanzig Jahre als Streifenpolizist gearbeitet, und seine Reflexe funktionierten noch. Er hastete an einen Aktenschrank auf der anderen Seite des Raums und wühlte sich durch etliche Papierstapel, während er unaufhörlich vor sich hin brabbelte und laut schnaufte.
    Er grinste und wandte sich zu Jorge um. »Guter Blick, Junge. Aber das ist streng geheim, verstehst du? Verzieh dich lieber, solange ich meine Arbeit mache, und sag keinem Menschen ein Wort davon, okay?«
    Jorge winkte und ging achselzuckend hinaus, während Jordan mit ungeschickten Fingern eine Nummer wählte.
    »Dr. Nakamura, entschuldigen Sie die Störung, aber hier ist Skip Jordan, und ich… Skip Jordan. Der Sicherheitschef. Genau, Sir. Ich rufe an, weil ich gerade gesehen habe, wie jemand auf unser Gelände eingedrungen ist… Genauer gesagt kein Er, Sir. Eine Frau… Mit einem der Schimpansen, dem mit dem Halsband… Ja, das habe ich bereits getan. Sie heißt Jamie Kendrick, und ihr Lebenslauf müsste in Ihren Sicherheitsunterlagen sein… Ja, ich schicke sofort einen Begleiter los… Das mach ich, Sir.«

    Jamies erste Reaktion war ein Fluchtreflex. Und sie wäre auch tatsächlich geflohen, wenn sie nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen wäre, die Situation zu analysieren. Sie hatte ohne jeden Zweifel gesehen, wie der Schimpanse das Stück Erdreich glatt gewischt hatte. Und die Worte waren zuvor nicht da gewesen. Nein, sie wusste genau, dass der Affe sie geschrieben hatte, noch dazu auf dem Kopf. So viel stand fest.
    War dies reines Nachahmungsverhalten? Selbst dann war es schwer zu verdauen. Der Satz war einfach zu ungewöhnlich, um zu mutmaßen, dass der Affe lediglich jemandem beim Schreiben zugesehen hatte. Und die Symbole waren so komplex, dass es selbst einem Menschen schwergefallen wäre, sie sich auf die Schnelle einzuprägen. Jamie überlegte, ob sie einen Satz in Kyrillisch oder Chinesisch reproduzieren könnte, den sie nur kurz gesehen hatte. Ausgeschlossen. Man hatte dem Schimpansen beigebracht, den Satz zu schreiben. Alles andere war unmöglich.
    Doch warum in aller Welt nahm sich jemand die Zeit, einem Schimpansen beizubringen, vor Fremden, die vielleicht alle paar Jahre einmal auftauchten, den Satz »Wer bin ich« zu schreiben? Und was hatte es mit dem Schrein auf sich, den der Schimpanse errichtet hatte? Sicher, es war bekannt, dass Schimpansen Werkzeuge benutzten, doch das war wohl eher Training, keine spontane Entwicklung.
    Der Schimpanse erwiderte ernst ihren Blick, als wartete er auf Applaus oder eine Antwort. Jamie kam sich vor, als würde sie in ein bizarres existenzialistisches Theaterstück hineingezogen.
    Sie hörte Zweige auf dem Boden knacken und sah sich hektisch auf der Lichtung um, konnte jedoch nichts entdecken. Als das Geräusch erneut ertönte, begriff sie, woher es kam. Sie wandte sich gerade noch rechtzeitig nach rechts, um in einer Gruppe von Farnen neben einem dicken Baumstamm eine Bewegung auszumachen.
    Schon kam eine stämmige Gestalt zwischen den Farnen hervor. Der Mann trug ein olivgrünes Hemd und ein nicht zu übersehendes Schulterhalfter mit einer Schusswaffe und trat mitten auf die Lichtung. »Dr. Kendrick, würden Sie mir bitte folgen?« Es war keine Frage.
    Jamie gehorchte, warf einen letzten Seitenblick auf den Affen und sah dann wieder den Polizisten an, der sie da abführte, oder wer immer er auch war.
    »Könnten Sie mir sagen, wohin wir gehen?«
    »Alle Ihre Fragen werden in Kürze beantwortet werden, Dr. Kendrick.«
    »Woher wissen Sie, wer ich bin?«
    Der Wachmann ging ungerührt weiter, bis sie zu einer weiteren künstlichen Lichtung kamen, die vielleicht fünfhundert Meter Durchmesser hatte und in deren Mitte ein Haus von den Ausmaßen einer großen Klinik stand. Der Bau hatte vier Etagen und verblüffte Jamie mit seiner Weitläufigkeit.
    »Was ist das hier?« Sie blickte über die Lichtung auf den größten Ausgang des Gebäudes, wo soeben die Tür aufging und eine einzelne Person herauskam. Jamie und der Wachmann gingen direkt auf die offene Tür zu. Beim Näherkommen wurden die asiatischen Gesichtszüge des Mannes immer offenkundiger, und seine Miene ließ darauf schließen, dass er nicht sonderlich erfreut war, sie zu
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