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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung
Autoren: Jeffrey Anderson
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riskieren, vor Ort zu sein, wenn die Blase platzte, ohne genau zu wissen, wofür er den Kopf hinhielt. Er zog die Tastatur zu sich heran.
    In Nathans Branche hatten Informationen immer ihren Preis. Sein Erfolg rührte nicht zuletzt daher, dass er stets bereit war, gutes Geld für die richtigen Informationen zu bezahlen. Er begann zu tippen.

    
    An: Carlos Escalante:
    Von: Nathan Hall
    Betreff: BrainStem – Brasilien
    Nachricht: Schlagartig hektische Betriebsamkeit in der BSTX-Anlage Manaus. Neue Wissenschaftler eingestellt. Drake diese Woche vor Ort. Zeitplan passt nicht zu Substantia-Nigra-Projekt. Neue Entwicklungen bezüglich des Nachwachsens von Rückenmark? Brauche Insider-Informationen. Bitte melden Sie sich baldmöglichst. Für die üblichen Zahlungsmodalitäten ist gesorgt. NH.
    
    

3

    Amazonasbecken, Brasilien

    Eine getrocknete Kochbanane segelte durch den Raum und landete einen Volltreffer auf Skip Jordans kahlem Schädel.
    »Aufwachen, Boss.«
    Nach ein paar besonders unfeinen Schnarchern begann Jordans Kopf zu wackeln und hob sich schließlich über dem letzten Schnarchlaut, der wie der finale Ton einer Blaskapelle im Raum hing.
    »Was ist denn?« Jordan sah sich um. »Jorge, hau ab und spül dich runter.« Jordan setzte den restlos genervten, herablassenden Blick auf, den er stets an den Tag legte, sobald Jorge auf der Bildfläche erschien, doch das war reine Mache. Ihre Beziehung war eine perfekte Symbiose, auch wenn sie noch so pathologisch war. Jordan war der Sicherheitschef der brasilianischen Niederlassung von BrainStem Therapeutics und Jorge ein ehemaliger Bananenpflücker aus Manaus, der dort als Hausmeister eingestellt worden war.
    Schon ihre erste Begegnung war nicht wesentlich würdevoller abgelaufen. Jorge war hereingekommen, um den Fußboden zu fegen, als Jordan gerade eine Schachtel Schokoladenkekse verputzte, von denen einer irgendwie unter seinem Drehstuhl plattgedrückt worden war. Jorge machte die Schweinerei weg, die sich unangenehm nah am einzigen Bewohner des Raums breitgemacht hatte. »Wurde auch Zeit, dass endlich jemand kommt. Das Zimmer ist schon seit drei Tagen völlig verdreckt. Das hätten wir bei der Truppe nicht geduldet.«
    »Bei der Truppe?«
    »Fünfundzwanzig Jahre bei der Chicagoer Polizei. Ich habe Dinge gesehen, da würde es Ihnen Ihr klappriges Gestell zerlegen.«
    So begann ihre seltsame Freundschaft, und nun kam Jorge manchmal einfach zum Spaß vorbei und manchmal aus reiner Neugier, um einen Schwank aus Jordans Leben zu hören. Jordan freute sich wie ein Schneekönig darüber, einen jungen Anhänger zu haben, dem er von seinen Erlebnissen erzählen konnte, und zeigte dies Jorge, indem er ihn bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zurechtstutzte. Außerdem war es zu einer Art Sport geworden, jedes Mal, wenn Jorge vorbeikam, eine Geschichte parat zu haben.
    In Wirklichkeit stammten die meisten Geschichten aus zweiter Hand von anderen Cops und waren noch dazu großzügig ausgeschmückt. Der Hauptgrund, weshalb sich Skip Jordan in Brasilien befand, war der, dass er als Polizist schon längst nicht mehr taugte. Die letzten drei Jahre, bevor man ihm die Pensionierung anbot, genoss er wesentlich mehr Respekt bei den von ihm frequentierten Imbisslokalen als bei den Bürgern Chicagos.
    Im Lauf der Jahre hatte er mehr an Gewicht als an Erfahrung gewonnen, und seine Schlafapnoe wurde gnädig als medizinische Begründung dafür angeführt, warum er zur Frühpensionierung berechtigt war. Nachdem er das Angebot angenommen hatte, stieg er in die Betriebssicherung ein, wofür er bestens qualifiziert war. Drei Jahre zuvor hatte ihn schließlich sein Abteilungsleiter bei Soliton Industries beiseitegenommen und ihm eine Frage gestellt. »Was würden Sie davon halten, bei doppeltem Gehalt an einem Ort zu arbeiten, wo das Thermometer nie unter zwanzig Grad fällt?«
    Heute schmunzelte Jorge nur, ehe er auf die Reihe von Monitoren an der Wand zeigte. »Anscheinend kriegst du Besuch«, sagte er. Jordan sprang auf und sah genauer hin. Er blinzelte auf eine Art, die all das ausdrückte, was seine Körpersprache verschwieg. »Was zum… Wann hast du das gesehen?«, herrschte er Jorge an.
    »Erst jetzt, als ich hereingekommen bin. Sie kann gut klettern, was?«
    Auf einem der über fünfzig Monitore an der Wand war klar und deutlich eine Frau zu sehen, die sich etwa einen Meter oberhalb des Flusses
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