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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras
Autoren: Ulrike Schweikert
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Stufe sinken und legte den Kopf in beide Hände.
    »Was ist los?«, drängte seine Schwester. »Ist Dame Elina zurück?«
    Tammo nickte stumm mit tragischer Miene.
    »Was hast du gehört? Ist etwas passiert? Warum ist sie so früh zurückgekehrt? Nun sag schon!«
    »Wir werden hierbleiben müssen«, stieß ihr Bruder hervor. »Das ganze, lange Jahr über.«
    »Was? Sie schließen die Akademie? Wir werden keinen Unterricht mehr bekommen?« Alisa stöhnte und rang die Hände. »Das ist ja entsetzlich!«

    Tammo schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist wieder einmal typisch für dich. Ist das das Einzige, was dir dazu einfällt?«
    Alisa riss die Augen auf. »Wir werden die anderen nicht wiedersehen!« Ein kalter Schmerz durchfuhr sie. »Ivy und Seymour, Malcolm und Luciano - ja selbst Franz Leopold werde ich vermutlich vermissen. Nein, wie furchtbar!« Sie sank neben Tammo auf die Treppenstufe.
    »Furchtbar, wenn es denn wahr wäre«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Alisa und Tammo fuhren herum. Es war der Servient Hindrik, dem es wie immer gelungen war, sich unbemerkt zu nähern. Es tröstete Alisa nur wenig, dass er zweihundert Jahre Erfahrung für sich verbuchen konnte. Dennoch sah er aus wie am ersten Tag nach seiner Wandlung: ein junger Mann mit schulterlangem blonden Haar und Dreitagebart.
    »Wenn du schon lauschst, dann solltest du wenigstens richtig hinhören«, fuhr er, zu Tammo gewandt, fort.
    »Wieso? Ich habe nur gesagt, dass wir hierbleiben müssen, nicht mehr. Und das ist ja wohl die Wahrheit. Ist nicht meine Schuld, wenn Alisa das falsch versteht.« Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Alisa sah von ihrem Bruder zu Hindrik, dann verstand sie.
    »Das Los ist auf die Vamalia gefallen? Sie kommen alle hierher nach Hamburg?« Sie stieß einen Freudenschrei aus, als Hindrik nickte. Dann allerdings verblasste ihre Begeisterung. »Ich bin erleichtert, dass wir die anderen wiedersehen und die Akademie fortbesteht, dennoch wäre es mir lieber, die Wahl wäre auf einen anderen Clan gefallen.«
    »Auf die Vyrad in London zum Beispiel«, warf Tammo mit betont unschuldigem Blick ein.
    »Ja, oder auch auf die Pyras - ja selbst eine Reise nach Wien zu den Dracas scheint mir erstrebenswerter. Die Familie ist zwar unerträglich arrogant, ihre geistigen Kräfte jedoch sind beeindruckend, und ich kann es kaum erwarten, bis ich es Franz Leopold und seiner Bande mit ihren eigenen Mitteln heimzahlen kann! Hier in Hamburg werden wir auf wenig neue Herausforderungen treffen. Das kennen wir ja schon alles«, fügte sie enttäuscht hinzu. Die Miene ihres Bruders hellte sich dagegen auf.

    »Ha, dann haben wir dieses Jahr endlich alle Vorteile auf unserer Seite und können die Sache ein wenig entspannter angehen.«
    Alisa warf ihm einen strafenden Blick zu. »Als ob es darum ginge, seine Faulheit zu pflegen.« Sie sah Tammo verächtlich an, der nachdenklich den Kopf wiegte.
    »Es ist nicht das Schlechteste, hier in Hamburg zu bleiben. Ich weiß einige interessante Ecken, die ich Jeanne und Fernand zeigen möchte, aber du hast schon recht, noch lieber würde ich das Labyrinth der Pyras unter Paris erkunden. Das klingt aufregend.« Resignierend hob Tammo die Schultern. »Nun gut, dann eben ein anderes Mal.«
    Alisa sah, wie Hindrik abfällig das Gesicht verzog. »Zu den Pyras!«, sagte er und schnaubte. »Es hätte nicht viel gefehlt und es wäre so weit gekommen. Was solltet ihr von diesem Franzosenpack lernen, das in seinen unterirdischen Schmutzlöchern herumkriecht? Nein, ich bin froh, dass Dame Elina so geistesgegenwärtig war. Und so geschickt, dass es die anderen nicht bemerkt haben.«
    Alisa betrachtete Hindrik nachdenklich. Seine ersten Worte beschäftigten sie so sehr, dass sie auf den Rest gar nicht achtete. Das war nicht seine Art. Er, der immer so besonnen und tolerant reagierte. Warum hegte er eine solche Abneigung gegen die Franzosen?
    »Sprich nicht über Dinge, von denen du nichts verstehst!«, entgegnete er ungewohnt harsch, als Alisa ihn in einem vorwurfsvollen Ton danach fragte. »Dabei hätte ich gedacht, gerade du müsstest trotz deiner fünfzehn Jahre begriffen haben, dass der Franzose eine Bestie ist, stets bereit, alles an sich zu raffen, was er mit seinen Klauen erreichen kann. Du liest doch jede Nacht die Zeitungen!« Sichtlich erregt ging er davon.
    Tammo hob die Schultern. »Die Streitereien der Menschen - was gehen die uns an?«
    Alisa überlegte. »Meinst du, es ist Napoleon, den er noch immer
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