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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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mehr, nur noch einen Blutsauger, doch wie konnte sie Nicoletta abreisen lassen, ohne das Geheimnis zu lüften?
    »Was willst du hier?«, fragte Nicoletta.
    »Dir etwas zeigen, oder genauer gesagt, dich jemandem vorstellen. Ich bin gleich zurück. Wartet bitte alle hier!«
    Sie wandte sich um und raffte ihren Rock, um weiter ausschreiten zu können. Clarissa spürte Lucianos Blick in ihrem Rücken. Es fiel ihm schwer, ihr nicht nachzulaufen, doch er war klug genug, zu begreifen, dass er nicht ständig an ihrer Seite kleben konnte.
    Zielstrebig durchquerte sie den Garten und betrat das Kloster. Wie in den anderen Nächten zuvor hatten sich die beiden Schwestern, die nachts auf der Insel blieben, in ihr Zimmer zurückgezogen und dösten beim Schein einer Kerze vor sich hin. Die Flure lagen dunkel da und nur ab und zu durchbrach das Stöhnen oder ein Schrei einer der eingesperrten Frauen die Stille der Nacht. Irgendwo rüttelte eine der Insassen an den Gitterstäben und bat flehend, sie freizulassen, doch Clarissa huschte weiter bis zur letzten Zelle.
    Wie jedes Mal war Doriana wach. Clarissa zog den Riegel zurück, trat einen Schritt vor und deutete einen Knicks an.
    »Ich grüße Sie, Doriana. Darf ich hereinkommen?«
    Die einst so wunderschöne Frau runzelte die Stirn und starrte Clarissa an. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl und trat näher, die Augen weit aufgerissen.
    »Ich kenne Ihre Stimme, nicht aber Ihr Gesicht. Ist so etwas denn möglich?«
    Sie hob die Hand und griff nach Clarissas Arm. Ihre Finger strichen über die weiße Haut.
    »Sie müssen frieren in Ihrem dünnen Kleid mit den kurzen Ärmeln«, sagte sie. »Ihre Haut ist eiskalt  – aber wunderschön.«
    Ihr Blick wanderte das makellose Dekolleté entlang, über ihren Hals und blieb dann an ihrem Gesicht haften.
    »Clarissa, Sie sind es wirklich, aber wie ist so etwas möglich?«
    »Magie«, hauchte Clarissa. »Sie ist zu mir zurückgekehrt und hat mich wieder zu dem werden lassen, was ich war, ehe die Sonne mich verbrannte.«
    »Die Sonne? Magie?« Doriana schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Das müssen Sie auch nicht. Wichtig ist nur, dass Sie jetzt mit mir kommen.«
    Sie öffnete die Tür weit und streckte die Hand nach Doriana aus. Diese zögerte. Zu viele Jahre hatte sie in dieser Zelle verbracht, um nun einfach über die Schwelle zu treten.
    »Warum tun Sie das?«
    »Weil Sie hier nichts verloren haben. Das, was Sie suchen, finden Sie nur dort draußen. Vertrauen Sie mir.«
    Doriana straffte sich, ihre Miene wurde undurchdringlich. Clarissa spürte ihre Angst, doch von ihrem Gesicht war sie nicht abzulesen. Hocherhobenen Hauptes verließ sie ihre Zelle und folgte der Vampirin durch den dunklen Gang. Hier war es still. Das Schreien zweier Insassen im anderen Trakt drang nur gedämpft zu ihnen herüber, und dennoch fühlte Clarissa Dorianas Zögern.
    Aufmunternd nahm sie ihre Hand.
    Schweigend verließen sie das Gebäude, durchquerten den Kreuzgang, gingen dann durch den verwilderten Garten, bis sie die halb verfallenen Gebäude erreichten, wo die anderen warteten. Als ihre Begleiterin die Gestalten vor dem nächtlichen Himmel bemerkte, blieb sie stehen.
    »Wer sind diese Leute?«, fragte sie furchtsam.
    »Meine Freunde  – und eine junge Dame, die Sie sicher gerne wiedersehen möchten.«
    Doriana blinzelte verwirrt, setzte aber ihren Weg fort.
    Nicoletta kam ihnen einige Schritte entgegen und blieb dann mit fragender Miene stehen. Eine bleiche Mondsichel trat hinter den Wolken hervor und tauchte die Gesichter in ihr silbernes Licht. Plötzlich huschte die Erkenntnis über Nicolettas Antlitz.
    »Das kann nicht sein«, hauchte sie, doch Clarissa widersprach.
    »Es ist so. Das Schicksal gibt euch eine zweite Chance. Du selbst hast mich hierher gebracht, vielleicht, um sie zu finden: Doriana, die Frau, die dir das Leben geschenkt hat.«
    Doriana starrte erst Clarissa und dann Nicoletta an.
    »Caramia  – Nicoletta!«, hauchte Doriana überwältigt. Sie hob die Hand, ließ sie dann aber wieder sinken, so als wage sie nicht, das Mädchen zu berühren.
    Nicoletta trat noch einen Schritt näher. »Ist es wahr? Sind Sie,  – bist du Doriana, meine Mutter? Die über alles Geliebte meines Vaters Calvino Oscuro?«
    Sie fielen einander in die Arme. Clarissa zog sich zurück, trat zu Luciano und schob ihre Hand in seine. Sie sagte nichts, doch sie lächelte glücklich.
    »Herzerwärmend, diese Szene, so man dieses Organ schlagend in seiner
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