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Die Entscheidung liegt bei dir!

Die Entscheidung liegt bei dir!

Titel: Die Entscheidung liegt bei dir!
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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Individuen sich entschieden haben, die Uniform anzuziehen und das Gewehr zu schultern. Individuen, keine Nation oder eine Gruppe von Nationen. Das gilt auch für die Verbrechen vom 11. September 2001: Es war nicht Al Quaida, es war nicht der Islam, schon gar nicht der Irak, der die Flugzeuge entführte und in die Twin-Towers flog – es waren einzelne Menschen, die sich entschieden hatten, so zu handeln.
    Das Problem der Wahl stellt sich hier in aller Schärfe. Denn das Problem mit dem Rattenfänger ist niemals der Rattenfänger, es sind immer die Ratten. Solange sich kein Widerstand regt, kann jeder – wer auch immer – davon ausgehen, dass die anderen mit seinem Handeln einverstanden sind. Sonst würden sie ja aufmucken. Auch Regierungen sind bekanntlich nur so gut wie die Menschen, die ihnen Beine machen. Wenn deutsche Historiker behaupten, »dass Deutschland nach 1933 ein ›besetztes Land‹ war« (Hans Rothfels), in dem es einem »Verbrecherclub« gelungen war, das deutsche Volk |40| »zwölf Jahre hindurch in seine Gefolgschaft zu zwingen« (Friedrich Meinecke), dass der Nationalsozialismus »eine satanische Verfälschung echter deutscher Tradition« gewesen sei (Gerhard Ritter), dann ist diese Opferrolle als Gegenerzählung zu Schuld und Verdrängung menschlich verständlich, aber faktisch Unfug. Gerade wir in Deutschland sollten nie vergessen: Niemals macht der Diktator die Verhältnisse; immer machen die Verhältnisse den Diktator.

Spielball des Arbeitsmarkts?
    Ich wähle ein anderes rigoroses Beispiel zur Verdeutlichung der Wahlfreiheit und Verantwortung des Einzelnen: Nehmen wir für einen kurzen Augenblick an, das Unternehmen, für das Sie gearbeitet haben, ist in Konkurs gegangen, und Sie stehen plötzlich »auf der Straße«. Vergegenwärtigen Sie sich einen Augenblick das bedrückende Gefühl der Nutzlosigkeit, wenn Sie plötzlich Ihren Job verlieren. All Ihre Erwartungen, all Ihre Pläne … Über Arbeit jammert man so lange, bis man keine mehr hat. Was dann kommt, ist wirklich nicht lustig.
    Ich weiß um die Problematik dieses Themas; dennoch die Frage: Wer ist verantwortlich für Ihre Arbeitslosigkeit? Es fallen Ihnen sicher etliche Leute ein, auf die Sie mit dem Finger zeigen könnten: das Management Ihres Unternehmens, die gnadenlosen Wettbewerber, der Wirtschaftsminister, der Ihre Branche nicht weiter subventionieren will, die EU, die den Markt nicht reguliert hat, die Gewerkschaften, die sich bei den Tarifverhandlungen nicht gemäßigt haben.
    Aber fragen Sie sich weiter: Wer hat sich dieses Unternehmen ausgesucht? Wer hat damals die Alternativen ausgeschlagen? |41| Wer hat sich für diesen Job entschieden? Wer hoffte auf bessere Zeiten, als die ersten Warnsignale unüberhörbar waren? Was haben Sie in den letzten Jahren unternommen, um Kontakte zu knüpfen, Alternativen vorzubereiten, sich fortzubilden, Ihre Qualifikation zu erweitern?
    Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog rief in seiner viel beachteten »Berliner Rede« (1997) zur Selbstverantwortung auf. Unter diesem Stichwort sagte er: »Ich mache den 35-jährigen Kohlekumpeln, die in Bonn für den Erhalt ihres Arbeitsplatzes demonstriert haben, keinen Vorwurf.« Sein Vorwurf gelte vielmehr jenen, die den Bergleuten eingeredet hätten, ihr Beruf habe uneingeschränkte Zukunft.
    Da sind sie wieder: Opfer, so weit das Auge reicht. Sie hatten es ja nicht wissen können. Sie sind nicht verantwortlich für ihre Berufswahl. Sie können nichts für ihr Ausharren in einem Arbeitssektor, der ein völlig überteuertes Produkt herstellt (das niemand braucht) und der deshalb seit über 30 Jahren von Steuergeldern lebt. Würden die Bauern in Schleswig-Holstein Ananas züchten und dafür den Beistand des Steuerzahlers fordern, würden wir sie nicht auch für verrückt halten? Ist es also angebracht, von Opfern zu sprechen? Nein, Selbstverantwortung fragt anders: Warum haben die Bergleute sich die Zukunftsfähigkeit ihres Berufs einreden
lassen
? Und mit welchem Recht glauben sie, weiterhin auf Kosten anderer leben zu dürfen? Wenn ich dann lese, dass Jugendliche auch heute noch weiterhin Bergleute werden wollen und auf jede Lehrstelle sechs Bewerber kommen, dann verschlägt es mir die Sprache. (Dies schreibe ich als fanatischer Ruhrgebietler.)
    Ein späterer Studienkollege von mir ist zur Zeit der »Lehrerschwemme« in den 80er Jahren ausgebildet worden und hat keine Anstellung erhalten. Nun fährt er Taxi und wartet. Er wartet darauf, doch
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