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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Alexander Kent
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ermutigt noch seine in so kurzer Zeit erreichten Leistungen gelobt hatte.
    Wenn Bolitho sich an ihr erstes Zusammentreffen erinnerte und an Colquhouns Warnung über das Los eines Kapitäns, wurde er an die schmale Spanne zwischen Ruhm und Vergessen gemahnt. Wäre Colquhoun beim ersten Geleitzug geblieben, hätte er wahrscheinlich nicht das Schicksal der Miranda geteilt, denn er war zu schlau und vorsichtig, um irgend etwas als gegeben hinzunehmen. Wenn er das Glück gehabt hätte, die Bonaventure zu treffen und zu zerstören, hätte er das einzige errungen, woran ihm etwas lag, genau wie Commander Maulby es gesagt hatte, nämlich die unerschütterliche Macht eines Flaggrangs oder zumindest den begehrten Breitwimpel eines Kommodore. Statt dessen war er geblieben, was er vorher war, Fregattenkapitän, und würde wahrscheinlich, da der Krieg sich so rasch änderte, sogar den Befehl über diese kleine Flotte verlieren. Maulby nannte ihn nicht länger »kleiner Admiral«. Heute schien dies sogar für ihn zu grausam zu sein.
    Acht Glasen schlugen vom Vorschiff, und er konnte sich mühelos vorstellen, wie die Mannschaft sich für das Mittagsmahl vorbereitete, auch für die willkommene Portion Rum. Über seinem Kopf würden Tyrell und der Steuermann ihre mittäglichen Messungen vornehmen und ihre Ergebnisse vergleichen, ehe sie sie in die Seekarte eintrugen.
    In dem Jahr, nachdem Bolitho den großen Freibeuter zerstört hatte, gab es für ihn die nächste Überraschung. Der Admiral hatte ihn zu sich rufen lassen und ruhig verkündet, daß die Admiralität ebenso wie er selbst es für richtig hielt, dem Kommandanten der Sparrow eine Chance zur Erweiterung seiner Erfahrung zu geben: Beförderung zum Korvettenkapitän. Sogar jetzt, nach achtzehn Monaten, fand er es schwierig, dies zu glauben.
    Innerhalb der Flotte hatte dieser unerwartete Sprung auf der Erfolgsleiter einige Unruhe verursacht. Reine Freude seitens der einen, offenen Neid seitens anderer. Maulby hatte die Neuigkeiten besser aufgenommen, als Bolitho zu hoffen gewagt hatte, denn er hatte den lakonischen Kommandanten der Fawn zu sehr schätzengelernt, um die Freundschaft zerbrechen zu wollen. Maulby war dienstälter als er, hatte aber nur bemerkt: »Ich würde mir nicht wünschen, daß der Rang an jemand anderen geht, also trinken wir darauf!«
    An Bord der Sparrow hatte es keine geteilte Meinung gegeben. Alle schienen denselben Stolz, dasselbe Gefühl für Leistung zu teilen, das für sie zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte kommen können. Denn der Krieg hatte sich im letzten Jahr sehr verändert. Er war nicht mehr bloß eine Angelegenheit von Patrouillen oder Geleitzügen für die Armee.
    Die großen Mächte hatten sich entschieden, und Spanien und Holland zogen zusammen gegen England, um die amerikanische Revolution zu unterstützen. Die Franzosen hatten eine gut zusammengestellte, mächtige Flotte in den West Indies gemustert. Sie stand unter dem Oberbefehl des Compte de Grasse, des fähigsten und talentiertesten verfügbaren Admirals. Admiral Rodney kommandierte die englischen Geschwader, da aber der Druck von allen Seiten täglich größer wurde, war es für ihn sehr schwierig, seine Schiffe dorthin zu schicken, wo sie am dringendsten benötigt wurden.
    Und die Amerikaner gaben sich nicht damit zufrieden, ihre Angelegenheiten den Verbündeten zu überlassen. Sie verwendeten weiterhin Freibeuter, sooft es möglich war, und ein Jahr nach der Zerstörung der Bonaventure tauchte ein anderer Angreifer auf, um die Moral der Briten bis ins Innerste schwer zu erschüttern.
    Der Freibeuter und frühere Sklavenhändler Paul Jones besiegte mit seinem Schiff Bonhomme Richard die Fregatte Seraphis vor der englischen Küste. Es machte keinen Unterschied, daß der Freibeuter, ebenso wie die Seraphis, aus der hitzig geführten Schlacht nur als zerschossenes Wrack hervorging. Von den englischen Kapitänen wurde erwartet, daß sie Risiken eingingen und gewannen, und eine Niederlage so nahe der Heimat trug mehr dazu bei, als es die Amerikaner für möglich gehalten hatten, den Krieg und seine Hintergründe in die Heimstätten der Engländer und auch in ihre eigenen zu tragen.
    In den West Indies und entlang der amerikanischen Küste gewannen die Patrouillenfahrten eine neue Bedeutung. Bolitho hatte es immer für weit besser gehalten, daß die Augen der Flotte nicht unmittelbar auf ihm ruhten. Getreu dieser Ansicht hatte der Admiral ihm fast völlige Unabhängigkeit
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