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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Robert Muchamore
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seiner Jacke schützte seine Arme, aber die Jeans zerrissen, und er blutete an beiden Beinen, als er endlich auf einem Felsvorsprung Halt fand. Fünfundzwanzig Meter trennten ihn noch von den Wellen.
    Im Training hatte James schon steilere Klippen bewältigt, aber diese hier waren gefährlich. Die Gischt des Meeres ließ glitschige grüne Algen gedeihen, die fast den gesamten Felsen bedeckten. Es war unglaublich rutschig und festhalten nahezu unmöglich.
    Ãœber ihm steckte sich der Commander die kompakte Maschinenpistole in den Gürtel und schwang die Beine über die Veranda. »Wer will schon ewig leben?«, rief er und sprang.
    Das war allerdings kein guter Plan. James war siebzehn, in ausgezeichneter Verfassung und konnte klettern. Der Commander war fast sechzig und schleppte eine Menge überflüssiges Gewicht mit sich herum. Er
prallte heftig von der Klippe ab, griff nach einem Felsvorsprung, konnte sich aber nicht halten und rutschte immer schneller nach unten.
    James warf sich zur Seite und entging nur knapp dem Stiefel des herunterschlitternden Commanders. Er hätte sein letztes Hemd darauf verwettet, dass der Präsident der Bandits ins Meer stürzen würde, doch plötzlich verhakte sich sein Stiefel in einem schmalen Spalt zwischen zwei Felsbrocken und blieb dort stecken, während sein volles Körpergewicht an dem eingeklemmten Fuß zerrte.
    Mit einem Ruck wurde der Fuß noch tiefer in den Spalt gezogen und der Oberschenkelknochen brach. Das Bandits-Abzeichen auf seiner Jacke flatterte im Wind, als er kopfüber an seinem Bein hing. Der zersplitterte Knochen ragte aus den Jeans hervor.
    Sowohl auf Missionen als auch beim Training hatte James schon viele böse Verletzungen gesehen, doch diese hier sah bei Weitem am schlimmsten aus.
    Â»Bitte!«, jammerte der Commander. »Helft mir!«
    James überlegte, ob er hinunterklettern sollte, aber die algenbedeckten Felsen waren tödlich und von dem Rauchgas brannten ihm immer noch Augen und Lungen. Und selbst wenn er es nach unten geschafft hätte, hätte er den Commander niemals hochheben können. Also suchte er die Felsen lieber nach einer Möglichkeit ab, um wieder nach oben zu kommen.
    Â»Hilfe!«, heulte der Commander. »So hilf mir doch jemand!«

    Oben erwarteten James bereits drei Polizisten, um ihn zu verhaften, sobald er die Klippe wieder hinaufgeklettert war. Er hob seine zerschundenen Hände und sie legten ihm sofort Handschellen an. James baute auf seinen Einsatzleiter John Jones, der ihn hoffentlich noch vor Ankunft auf der Polizeiwache befreite.
    Kerrys Lächeln entschädigte ihn etwas für die schmerzhaften Risse an seinen Oberschenkeln, als er zu einem Polizeiauto eskortiert wurde.
    Â»Wie zum Teufel sollen wir den da raufbekommen?«, hörte er einen der Polizisten im Vorbeigehen sagen. »Mit einem Hubschrauber vielleicht?«
    Â»Lasst ihn ruhig ein wenig schmoren«, erwiderte ein älterer Beamter gut gelaunt, der beim Mercedes des Commanders stand. »Genau das hat er verdient.«
    James dachte an all das, was der Commander getan hatte  – insbesondere daran, wie er die ganze Familie seines CHERUB-Kollegen Dante Welsh ausgelöscht hatte  – und kam zu demselben Schluss. Es machte gar nichts, wenn sich das Rettungsteam Zeit ließ.

4
    Als Kerry auf die Automatiktür des South-Devon-Krankenhauses zuging, war es bereits dunkel. Der Stress der Mission war vorbei. Sie war müde, aber gut gelaunt,
als sie über die abgenutzten blauen Fliesen zum Empfangstresen ging und die Krankenschwester anlächelte, die in einem Klatsch-Blättchen las.
    Â»Ich möchte zu James Raven«, erklärte Kerry. »Er liegt auf Zimmer 16J.«
    Manchmal weiß man sofort, wann man in eine Sackgasse geraten ist, und die zusammengekniffenen Lippen und hochgezogenen Augenbrauen der Schwester verrieten Kerry, dass das hier so eine Situation war.
    Â»Besuchszeit ist zwischen zwei und halb sieben.«
    Â»Aber ich habe zwei Busse nehmen müssen!«, log Kerry. In Wahrheit wurden ihr alle Ausgaben bezahlt, die eine Mission erforderte, und sie hatte ein Taxi genommen.
    Â»Vorschriften sind Vorschriften. Die Patienten brauchen Ruhe.«
    Â»Aber man hat mir gesagt, ich könne James jederzeit sehen, weil er in einem Privatzimmer liegt.«
    Â»Wer hat das gesagt? Das ist auf jeden Fall falsch. Keine Besuche nach halb sieben!«
    Kerry biss die
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