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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse
Autoren: Stefan Wolf
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das“, Margot Glockners Augen
füllten sich mit Besorgnis, „daß sie gegen jeden Beamten Anschläge verüben,
wenn er ihnen die Geschäfte verdirbt?“
    Glockner lächelte. „Da hätten sie viel zu
tun. Gianni Paresano ist in erster Linie Geschäftsmann. In jahrelanger Arbeit
hat er sein Dealer-Netz geknüpft. Ihm geht’s um Geld, nicht um Rache. Wenn das
Spiel für ihn verloren ist, zieht er sich zurück und versucht, woanders Boden
gutzumachen.“
    „Paresano ist der Boss?“ fragte Tarzan.
    Glockner nickte. „Er lebt in Mailand.
Hat sich als Bauunternehmer getarnt. Wir wissen, was mit ihm los ist. Aber es
gibt keinen Beweis. Dealer, die geschnappt werden, würden sich eher die Zunge
abbeißen, als ihn zu verraten. Da macht auch Eichhorn keine Ausnahme. Die Typen
wissen, daß sie verloren wären, wenn sie gegen Paresano als Zeugen auftreten.
Selbst im Gefängnis wären sie vor den Mordanschlägen seiner Killer (berufsmäßiger
Mörder) nicht sicher.“
    „Heroin!“ Klößchen sprach’s aus wie ein
Schimpfwort. „Wie kann man so bescheuert sein, sich mit dem Zeug zu vergiften!
Es führt zu Siechtum und Tod. Das weiß jeder. Wie herrlich ist dagegen eine
Tafel Schokolade.“
    „Sie führt zwar nicht zum Siechtum,
aber sie macht dick“, sagte Gaby.
    „Nur wenn man zuviel davon ißt“,
entgegnete Klößchen. „Das kann mir nicht passieren.“ Ohne auf das Gelächter zu
achten, zog er eine angebrochene Tafel aus der Tasche und führte sich seine
Lieblingskost zu. „Im Tyroler Hof — bitte, mit Ypsilon“, meinte er kauend, „werden
wir uns wohlfühlen. Nicht wahr?“
    Endlich, dachte Gaby, ein erfreuliches
Thema.
    „Nicht wahr, Papilein, du kommst mit“,
schmeichelte sie und schmiegte sich an seine Schulter.
    Glockner lachte. „Und du, Margot?“
wandte er sich an seine Frau.
    „Unmöglich.“ Sie schüttelte den Kopf. „Leider.
Aber ich kann Melanie nicht allein lassen. Der Gips wird frühestens in drei
Wochen abgenommen. Solange braucht sie meine Hilfe.“
    Der Kommissar umwölkte seine Stirn.
Besorgt stellten die vier Freunde fest, daß ihm die Reise ohne seine Ehehälfte
nicht viel Spaß machen würde.
    Aber Margot Glockner kam der TKKG-Bande
zu Hilfe.
    „Ihr Lebensretter dürft die Einladung
nicht ausschlagen. Ich bitte euch herzlich, fahrt zum Tyroler Hof. Ihr müßt
fahren. Der kleine Otto wäre sonst traurig. Und Herr Zinke-Schollau will sich
erkenntlich zeigen. Ihr dürft sie nicht enttäuschen.“
    Glockner zögerte noch. Dann hob er die
Achseln.
    „Also gut. Wir fahren mit dem Wagen. Am
Freitag nach der Schule geht’s los. Eine weite Strecke liegt vor uns. Aber zur
Zeit sind nirgendwo Ferien. Da werden die Straßen nicht überfüllt sein. In der
Nacht zum Montag kommen wir zurück.“
    „Am Montag“, sagte Tarzan, „fällt fast
der ganze Unterricht aus. Bis auf Religion in der vierten Stunde. Davon lassen
wir uns befreien. Frau Fromm macht das bestimmt. Zumal wir ja als Lebensretter
Anspruch auf eine klitzekleine Vergünstigung haben. Oder etwa nicht?“

2. Mordauftrag im ,langen Theo’
     
    Von hinten sah er toll aus. Er war
groß, athletisch und immer elegant. Braunes Haar lockte sich bis in den Nacken.
    Von vorn wirkte er weitaus weniger. Das
breite Gesicht war flach und ausdruckslos leer wie eine Landschaft ohne
Vegetation (Pflanzenwelt). In den geschlitzten Augen lag Tücke. Die Nase
war unverhältnismäßig klein.
    Uckmann wußte, daß es schönere Typen
gab als ihn. Trotzdem bildete er sich ein, er könne jede Frau, jedes Mädchen
anmachen. Denn zumindest seine Stimme war spitze. Röhrte er doch, heiser und
dumpf, wie ein Hirsch in frostklarer Herbstnacht.
    Gustav war sein Vorname. Den haßte er,
weil er ihn für altmodisch und bieder hielt. Also nannte er sich Gus, Gäs
gesprochen, und wehe, ein Typ aus der Unterwelt hätte ihn anders angeredet. Wer
nicht zur Unterwelt gehörte, redete ohnehin nicht mit ihm — jedenfalls nur das
Nötigste. Und dann war er ,Herr Uckmann’.
    Am frühen Dienstagabend wölbte sich ein
frühlingsblauer Himmel über der Stadt. Uckmann verspürte Hunger und beschloß,
ins BISTRO zu gehen. Er aß häufig in dem kleinen Restaurant. Dort hielt man ihn
für einen anständigen Menschen.
    Als er eintrat, wieselte sein Blick
durch den Raum. Waren Hasen (Mädchen) da? Was zum angraben?
    Einige Pärchen saßen an den Tischen.
Weibliche Singles (Einzelne) waren nicht dabei.
    An der hufeisenförmigen Eßtheke
herrschte gähnende Leere. Uckmann setzte
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