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Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Titel: Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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Dichter ist, geschweige denn sich so nennen sollte.
    Nach Aristoteles und Platon sind Worte nicht willkürlich. Woher sie ursprünglich kommen, lässt sich nicht mehr letztgültig ergründen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ihre Entstehung irgendwo zwischen Willkür und Konvention angesiedelt ist. Trotzdem ist es wohl für jeden offensichtlich, dass Worte heutzutage eine klare Bedeutung und Verwendung haben.
    Was hat all dies nun mit dem Higgs-Boson zu tun? Nun, man möchte zunächst meinen, es gebe hier keinen Bezug. Allerdings relativiert sich dies, wenn man sich die Schlagzeilen zu seiner Entdeckung ansieht. Teilweise hat man den Eindruck, als würden Wörter ganz willkürlich miteinander verbunden. Auf diese Weise entsteht ein falscher Eindruck davon, was eigentlich gesagt werden soll, und man sorgt lediglich für Verwirrung. Genau wie es dem Lehrling in Goethes Gedicht am Ende geht. Sprache ist wie Magie, sie hat die Macht, den Menschen Gedanken einzupflanzen. Genau deshalb sollte man mit ihr verantwortungsvoll umgehen.
    Anfang Juli 2012, 215 Jahre nach Goethes Zauberlehrling , veröffentlichten Forscher des CERN, die am Experiment mit dem LHC beteiligt sind, einige Ergebnisse, die bestätigten, dass etwas entdeckt wurde. Es lag nahe, dass es sich dabei um das Higgs-Boson handelte. Im Grunde keine Hexerei. Zugegeben, es wirkt geradezu wie Zauberei, wenn die Wissenschaftler urknallähnliche Zustände in gigantischen Teilchenbeschleunigern reproduzieren. Es ist auch erfreulich, dass der Mensch es schafft, vorhersagbare Ergebnisse in äußerst komplexen Experimenten zu erzielen. Der Nutzen wissenschaftlicher Entdeckungen kann nicht hoch genug veranschlagt werden, und für viele ist Wissenschaft heutzutage eine geradezu religiöse Instanz.
    Dass am CERN etwas entdeckt wurde, sickerte schon im Herbst 2011 durch. Seitdem wurde viel spekuliert. Gerade nach der Pleite mit der vermeintlichen Überlichtgeschwindigkeit der Neutrinos im Sommer 2011 waren die Spannung und die Skrupel besonders hoch. Deshalb wohl auch waren die beteiligten Wissenschaftler diesmal so besonnen, sich genügend Zeit für die Auswertung zu nehmen und auch bei der Bekanntgabe der Ergebnisse nicht zu marktschreierisch aufzutreten.
    Umso verwunderlicher erscheint es, mit welch irrationaler, jenseits der Fakten liegender Berichterstattung über dieses Ereignis die Öffentlichkeit diesmal konfrontiert wurde. Für einen Physiker dürften die Ergebnisse der Versuchsreihe am CERN durchaus etwas bedeuten. Was dieses höchstwahrscheinlich nachgewiesene Higgs-Teilchen der Welt bringt, welchen tatsächlichen praktischen Nutzen wir aus dessen Entdeckung ziehen können, kann noch nicht ermessen werden. Was das Teilchen selber betrifft, so soll in diesem Buch ein auch für Laien gut verständlicher Überblick gegeben werden, der sich an den physikalischen Fakten orientiert und aus der hohen Kunst der Wissenschaft dann eben doch keine Zauberei macht.
    Im Neuen Handbuch zum Journalismus von Wolf Schneider und Paul-Josef Raue heißt es: »Wenn die demokratische Gesellschaft funktionieren soll, dann ist sie auf Journalisten angewiesen, die viel können, viel wissen und ein waches Bewusstsein für ihre Verantwortung besitzen.« Verantwortung also, den Menschen zu informieren, die Realität adäquat darzustellen, jeden jedem auf die Finger schauen zu lassen, für Transparenz zu sorgen. Im Grunde folgt der Journalismus einfachen Regeln: Informationen sollen unvoreingenommen gesammelt und nach Prioritätsstufen der Öffentlichkeit neutral zur Verfügung gestellt werden. Die Beschaffung der Informationen muss auf legale Weise geschehen, ihr Inhalt darf nicht diskriminierend sein. Dies bedeutet, dass die Informationen nicht bewertet, sondern dem Leser neutral präsentiert werden sollen. Der Leser kann sich dann seine eigene Meinung bilden.
    Der Konkurrenzkampf der Informationsinstanzen und Medien zwingt diese dazu, ihre Verkaufszahlen zu maximieren, also Aufmerksamkeit zu erregen. In diesem Kontext ist es schwer, die Ideale von gutem Journalismus – Ehrlichkeit, Unvoreingenommenheit, Informationstiefe, Transparenz – umzusetzen. Viel größer ist die Versuchung, mit simplen, reißerischen Schlagzeilen das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Diesem schrillen Wettbewerb der Zeitungen und Zeitschriften um Verkaufszahlen kann man jeden Morgen am Zeitungskiosk begegnen. Wie aber können Medien wirtschaftlich erfolgreich sein und gleichzeitig die
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