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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition)
Autoren: Helmut Pöll
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wie ein Elefant riecht und möglichst lange den Elefantengeruch an meiner Hand haben wollte. Meine Hand roch total komisch. Nach Popcorn und allem möglichen Zeug. Vielleicht sogar nach Elefant. Weil ich gar nicht weiß, wie Elefant riecht. Vielleicht riechen Elefanten wie eine Mischung aus Currysoße und Popcorn. Wenn das so ist, dann riecht meine rechte Hand nach Elefant.
    Es ist verdammt schwer, sich die Hände zu waschen, aber die rechte Hand nicht. Oder sich überhaupt zu waschen, ohne dass man die rechte Hand nass macht. Vielleicht ist es einfacher, wenn man Linkshänder ist. Bin ich aber nicht.
    Dann fiel mir ein, dass Elefanten ihre Rüssel in alle möglichen Sachen reinstecken. Es ist zwar nicht so schlimm wie Tierpipi. Oder doch. Aber sie haben ja auch keine Klos oder so. Deshalb bin ich von meinem Vorsatz, mir nie wieder die rechte Hand zu waschen, abgekommen. Ich habe beschlossen, dass ich den Geruch von meiner Elefantenhand einsauge und ganz genau abspeichere. Deshalb habe ich drei Stunden an meiner rechten Hand gerochen und bin dann um drei Uhr zum Händewaschen ins Bad gegangen. Ich habe in der ganzen Nacht überhaupt nicht geschlafen, weil ich dann unsere Zirkuskarten aus dem Versteck herausgeholt und Phillipp von dem Elefanten im Park erzählt habe. Dann ist die Sonne aufgegangen. Aber vielleicht bin ich doch kurz eingeschlafen, weil mich mein Vater um acht Uhr wieder aufgeweckt hat. Vielleicht habe ich aber auch nur ganz kurz die Augen zugehabt. Ich habe aber geträumt. Ich habe geträumt, dass Phillipp und Miguel sich getroffen haben und zusammen in den Zirkus gehen. Sie leben nämlich jetzt in derselben Stadt, wo Kinder bis zwölf aufbleiben dürfen, wo es Pistazieneis gibt, soviel man will und Erwachsene nichts zu sagen haben. Und in dieser Stadt gibt es auch einen Zirkus. Genau so einen Zirkus, wo wir beide an dem Tag hingehen wollten, an dem Phillipp gestorben ist.
     
     
     

30
    Am nächsten Tag war ich irgendwie total gerädert. Mir war die ganze Nacht die Geschichte mit Phillipp und Miguel durch den Kopf geschwirrt. Ganz genau so, als ob ich dabei gewesen wäre. Ich konnte genau sehen, wie sie sich kennengelernt haben. Ich habe von oben zugeschaut, so wie von einem Hubschrauber aus, obwohl ich gar nicht weiß, ob es bei ihnen auch Hubschrauber gibt. Vielleicht brauchen die Leute dort drüben gar keine Hubschrauber mehr, weil sie wie Engel selber fliegen können. Das wäre sowieso viel praktischer. Ich meine man stellt sich Engel immer in so weißen langen Nachthemden vor mit großen Flügeln auf dem Rücken. So wie ganz große Vogelflügel. Zwei Meter oder noch grösser. Aber vielleicht ist das gar nicht so. Vielleicht braucht man dort gar keine Flügel um rumzufliegen.
    Bei mir ist es aber sowieso anders. Ich war ja nur zu Besuch dort. Einen Traum lang. Im Traum kann ich zu Phillipp gehen. Sie haben sich an einer Bushaltestelle kennengelernt. Sie sind in das Häuschen gerannt, weil es zu regnen angefangen hat und dann haben sie sich kennengelernt, weil Phillipp die ganze Zeit gequasselt hat. Jetzt könnte man natürlich sagen, das ist alles total blöde und unlogisch. Mein Mathelehrer sagt nämlich, man muss immer versuchen, logisch zu denken. Sonst kommt man später in der Welt nicht zurecht und dreht total durch.
    Wieso sollten Phillipp und Miguel sich denn im Regen in ein Bushäuschen schleppen und auf den blöden Bus warten, wenn sie eigentlich fliegen könnten? Mein Mathelehrer würde jetzt sagen, das ist doch total unlogisch. Aber das ist mir scheißegal, weil ich in Mathe sowieso irre schlecht bin. Außerdem geht das meinen Mathelehrer überhaupt nichts an, ich meine das mit Phillipp und Miguel. Wenn er da was wissen will, dann soll er gefälligst selber träumen und die beiden selber fragen.
    Die Bushaltestelle ist total zugeklebt mit Plakaten von Veranstaltungen und Konzerten, aber eines der Plakate ist das Plakat von einem Wanderzirkus. Das Zirkus-Plakat in Phillipps Buswartehäuschen sieht lustigerweise genauso aus wie die Zirkusplakate bei uns in der Straße. Mit einem Elefanten vorne drauf. Das ist ein totaler Hammerzufall. Aber Monas Mutter und ihre Demonstrantenfreundinnen sagen immer „Zufälle gibt es nicht“. Vielleicht sind die beiden deshalb auf den Zirkus und die Elefanten gekommen. Miguel hat plötzlich eine Digi aus der Tasche gezogen und Phillipp seine Spanienfotos gezeigt, von den Farmen, wo er gelebt hat und spazieren geritten und zum Baden gegangen ist. Ich
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