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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Autoren: Meljean Brook
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blickte sie fragend an. Er musste gesehen haben, dass sie etwas gesagt hatte, hatte die Antwort jedoch nicht verstanden.
    »Es zieht unter dem Rock!«, rief sie.
    Selbst in der Dunkelheit war Newberrys Erröten zu sehen.
    Weiter östlich herrschte Stau. An der Grenze von Whitechapel verkauften Kinder Kleidung und Modeschmuck auf den Bürgersteigen. Umgeben von dicken Steinmauern lebten in dem Bezirk viele Kinder noch immer in Horten, wo sie ihre eigene Hierarchie bildeten und ihre eigenen Produkte für den Verkauf herstellten – und sie waren besser dran als viele Familien außerhalb. Mina beobachtete, wie zwei halbwüchsige Kinder, die beide ein Rohrstück trugen, das Gespräch mit den Kleineren beendeten, die die Waren verkauften. Die Kinder patrouillierten ihr eigenes Territorium, und Menschendiebe hielten sich in der Nähe des Kinderhorts nicht sehr lange. Mina hatte einmal die Prügelspuren auf der Leiche eines Erwachsenen inspiziert, nachdem die Kinder ihre Art von Gerechtigkeit ausgeübt hatten.
    Wie nicht anders zu erwarten, hatte niemand etwas gesehen, als sie die Kinder dazu befragt hatte.
    »Sind Sie Seiner Hoheit schon begegnet?«
    Mina blickte zu Newberry, als dieser ihr die Frage zurief. Er wollte oft etwas über die Persönlichkeit erfahren, bevor sie am Tatort waren, doch Mina hatte nichts Konkretes vorzuweisen. »Nein.«
    Immerhin hatte sie Reisnudeln zu Trahaearns Füßen gegessen. In der Nähe des Polizeireviers von Whitehall hatte man in der Mitte des Anglesey Square eine gusseiserne Statue von ihm aufgestellt. Da sie in sechs Metern Höhe stand, hatte man keinen guten Blick auf seine Gesichtszüge. Doch von den Karikaturen in den Nachrichtenblättern wusste sie, dass er ein markantes Kinn, eine falkenartige Nase und dichte Brauen hatte, die seinen stechenden Blick finster aussehen ließen. Er wirkte kraftvoll und attraktiv, doch Mina vermutete, dass die Künstler versuchten, Englands Retter herauszuputzen, wie ihre Mutter es mit dem Salon tat, indem sie dort Kerzen anzündete.
    Vielleicht war alles an ihm übertrieben. Die Nachrichtenblätter spekulierten darüber, ob seine Eltern walisische Grundbesitzer gewesen waren und ihn als Baby adoptiert hatten, doch war über seine Familie nichts wirklich bekannt. Wahrscheinlich hatte sein Vater starke Hämmer als Beine gehabt, und seine Mutter war mit Bohrern statt Armen ausgestattet gewesen, und er war neun Monate nach einem Sinnenrausch in einer Kohlenmine auf die Welt gekommen, herausgepresst in einen staubigen Eimer, bevor seine Mutter wieder an die Arbeit gegangen war.
    Vor zwanzig Jahren war sein Name zum ersten Mal in Kapitän Baxters Logbuch auf der HMS Indomitable aufgetaucht. Trahaearn, sechzehn Jahre alt, war auf einem Sklavenschiff gewesen, das in die Neue Welt unterwegs war, und wurde mit der gesamten Mannschaft gewaltsam in die Marine gezwungen. Nach zwei Jahren war er von der Indomitable auf ein anderes englisches Schiff, die Unity , versetzt worden, eine drittklassige Fregatte, welche die Handelsrouten der Südsee überwachte.
    Bevor sie Australien erreichten, hatte Trahaearn eine Meuterei angeführt, das Kommando als Kapitän übernommen und die Fregatte in Marco’s Terror umbenannt. Mit der Terror hatte er sich auf eine acht Jahre währende Piratenfahrt begeben – keine Handelsroute, keine Nation, kein Handelsschiff war vor ihm sicher gewesen. Selbst in London, wo die Horde sämtliche Nachrichten unterdrückte, die eine Schwäche in ihrer Verteidigung nahe legten, gingen Gerüchte über Trahaearns Piraterie um. Die Nachrichtenblätter verkündeten mehrfach, dass er von der Horde geschnappt worden sei. Zweimal war er sogar für tot erklärt worden.
    Vielleicht hatte die Horde deshalb nicht damit gerechnet, dass er mit der Marco’s Terror die Themse hinaufsegeln und ihren Turm sprengen würde.
    »Ist er verändert?«
    Fast hätte Mina gelächelt. Selbst bei dem Lärm brachte Newberry es nicht über sich, das Word Bugger zu benutzen. Verändert war der höfliche Begriff dafür, mit Millionen mikroskopischer Apparate im Körper zu leben. Bugger war einmal eine Beleidigung gewesen – und war es in Manhattan City noch immer. Allerdings schien das nur noch die Bounder zu kümmern. Kein einziger Bugger, den Mina kannte, nahm Anstoß an der Bezeichnung.
    Natürlich würde sie Newberry, wenn er sie bei dem Namen nennen würde, den die Horde für sie benutzt hatte – zum bi , die Seelenlosen – , die veränderten Zähne einschlagen.
    »Ist
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