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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista
Autoren: Marco Malvaldi
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gleich null ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Situation eintritt, ebenfalls gleich null. Kehren wir zu unserem Beispiel zurück: Ampelio, der versucht, ins Stadion zu gehen. Um ins Stadion zu gehen, müsste mein Großvater eine Eintrittskarte kaufen, ein Ereignis, das nicht unmöglich ist, weil ich ihn begleiten würde. Er müsste die Sicherheitskontrolle passieren, und das ist unmöglich, weil das bedeuten würde, seinen Stock abzugeben, der als Waffe angesehen würde. Und mein Großvater lässt diesen Stock niemals irgendwo, ganz einfach, weil er einen diabetischen Fuß hat und ohne Stock am Boden zerschellen würde.«
    Massimo trank den Eistee mit einem langen Zug aus. Während er sprach, war ihm eine Idee gekommen. Etwas, das die Alten vielleicht davon überzeugen könnte, sich das Verbrechen ein für alle Mal aus dem Kopf zu schlagen.
    »Daher reicht es schon, wenn nur ein einziges Ereignis unmöglich ist, in unserem speziellen Fall, dass mein Großvater seinen Stock irgendwo abgibt, um die Kette der Ereignisse zu durchbrechen, die zu der Situation führt. Wenn man die Ereigniskette korrekt beschrieben hat und es darin ein Ereignis gibt, dessen Wahrscheinlichkeit bei null liegt, dann wird diese Situation nie eintreten. Punkt.«
    Die vier hörten aufmerksam zu, seltsamerweise ohne ein Wort zu sagen. Ampelio nickte sogar.
    »Also, wenn du jetzt nur ein einzelnes Ereignis betrachtest, also die Tatsache, dass die Carrus sich sehr viel leichter Zugang zum Zimmer des Opfers verschaffen konnte als Carpanesi, dann stellst du keine korrekte Gleichung auf. Du beschränkst dich auf einen kleinen Ausschnitt des Problems, ohne das Ganze zu berücksichtigen. Alles klar?«
    Wenn du das so sagst, sagte Rimediottis Gesicht.
    »Um über Wahrscheinlichkeit zu sprechen, müssen wir versuchen, den Mord in einzelne Ereignisse zu unterteilen, und um erkennen zu können, wer der Mörder ist, müssen wir ihn eine Reihe von obligatorischen Stationen durchlaufen lassen. Oder besser, müsst ihr. Oder noch besser, müsste irgendjemand anderes, weil weder mir noch euch die Ermittlungen in diesem Fall übertragen worden sind und ich den dunklen Verdacht habe, dass, wenn wir so weitermachen, der gute alte Fusco uns bitter dafür büßen lassen wird.«
    Die vier zogen unisono die Augenbrauen hoch, eine eindeutige Geste der Verachtung gegenüber Fusco und jeglichen Konsequenzen.
    »Sehen wir mal, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte Aldo. »Punkt eins, wer auch immer Marina Corucci ermordet hat, hat etwas von ihrem Tod gehabt. Nichts wird ohne Grund getan.«
    »Kann sein. Ich würde es so formulieren: Er hat etwas von ihrem Tod gehabt oder hätte durch ihr mögliches Überleben etwas verloren.«
    »Okay. Zweiter Punkt …«
    Na gut. Ihr habt es nicht anders gewollt, also kriegt ihr jetzt die volle Packung.
    »Dritter Punkt«, legte Massimo los. »Er hatte die Gelegenheit, so lange allein mit Marina Corucci in ihrem Zimmer zu sein, wie er brauchte, um die Injektion durchzuführen. Vierter Punkt, er war sich sicher, Marina Corucci durch eine Injektion von Luft töten zu können. Und hiermit steht und fällt die Sache, meiner Meinung nach.«
    »In welcher Hinsicht?«, fragte Aldo.
    »Weil wir in beiden Fällen – Carpanesi oder Carrus – hier eine schöne Null stehen haben. Im Fall Carpanesis, weil er der Corucci eine Art offiziellen Krankenbesuch abgestattet hat, zusammen mit Partei- und Gewerkschaftsgenossen und Trikolore und allem. Dass er in Gegenwart von weiteren drei oder vier Personen genug Zeit und Dreistigkeit besessen haben soll, um der Corucci eine Injektion zu verabreichen, halte ich für eher unwahrscheinlich. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit des dritten Ereignisses, was Carpanesi betrifft, sehr, sehr gering.«
    »Und die Carrus?«
    »Genauso. Die Carrus ist Ärztin, und wenn sie einen Patienten ermorden wollte, würde sie eine unfehlbare Methode wählen. Mit Sicherheit keine Luftinjektion.«
    »Und warum?«, fragte Aldo. »Das ist eine perfekte Methode, einfach und effizient.«
    »Ja. Im Film. In der Wirklichkeit darf man die Löslichkeit der verschiedenen gasförmigen Bestandteile der Luft im menschlichen Blut nicht außer Acht lassen. Wenn du jemandem Luft injizierst, um ihm zu schaden, musst du es schaffen, ihm sehr viel davon zu injizieren und das sehr schnell, damit sich die Luft nicht im Blut löst. Die Embolien, an denen die Taucher sterben, weil sie zu schnell auftauchen, sind nur der Tatsache
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